Papst Franziskus.
International

Israel sieht Antisemitismus in Vatikan-Rede für Palästina

Die Pro-Palästina-Rede während einer Kulturveranstaltung im Vatikan sorgt für massiven diplomatischen Ärger. Die Botschaft Israels beim Heiligen Stuhl sieht darin «flagranten Antisemitismus».

Die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl hat scharf gegen eine Rede protestiert, die am Samstagabend im Vatikan gehalten wurde. Im Netzwerk X (vormals Twitter) verbreitete die diplomatische Vertretung am Montag eine Presseerklärung in der es heisst, sie sei «indigniert und entsetzt, dass (…) der Ort von einer flagranten antisemitischen Rede beschmutzt wurde.»

Mahnwache nach dem Terrorakt auf einen orthodoxen Juden Anfang März in Zürich: Bekenntnis zu Israel und gegen Antisemitismus.
Mahnwache nach dem Terrorakt auf einen orthodoxen Juden Anfang März in Zürich: Bekenntnis zu Israel und gegen Antisemitismus.

Sie fährt fort mit den Worten: «In einem Kontext, in dem es mutmasslich darum ging, über den Frieden zu sprechen, um eine menschlichere Welt zu schaffen, wurde es gestattet, dass eine Rede voller Lügen gehalten wurde.»

Vorurteile weiterhin lebendig

Man sei «verbittert, dass eine solche Rede gehalten wurde, ohne dass irgendjemand die moralische Pflicht verspürte, einzuschreiten, um diese Schande zu stoppen.» Abschliessend betont die Botschaft: «Dies ist ein erneutes Anzeichen dafür, wie sehr der Antisemitismus und die Vorurteile gegen Juden weiterhin sehr lebendig sind.»

Bei einer Veranstaltung der vatikanischen Stiftung «Fratelli tutti» in der Vorhalle des Petersdoms hatte am Samstagabend die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman in einem Redebeitrag Israel vorgeworfen, «einen Genozid und eine ethnische Säuberung gegen das palästinensische Volk in Gaza» zu betreiben.

Applaus statt Intervention

Ausdrücklich verglich Karman das Vorgehen Israels in Gaza mit den Angriffen der russischen Armee in der Ukraine. Sie sagte: «Warum werden täglich palästinensische Frauen und Kinder in Gaza als Folge der israelischen Besatzung getötet? Warum werden Frauen und Kinder in der Ukraine als Folge der russischen Besatzung getötet?» Karmans kämpferisch vorgetragener Redebeitrag wurde mehrfach von Applaus unterbrochen. Weder die Moderatorin noch der Gastgeber intervenierte.

Pro-Palästina-Demonstration in Genf.
Pro-Palästina-Demonstration in Genf.

An der Veranstaltung am Samstagabend in der Vorhalle des Petersdoms nahmen einige hundert Menschen teil, unter ihnen Kardinal Mauro Gambetti als Gastgeber und Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri. Papst Franziskus selbst hatte an einem anderen Treffen der zweitägigen Veranstaltung teilgenommen, war aber beim Abschluss-Event am Samstagabend nicht anwesend. (cic)

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Papst Franziskus. | © KNA
14. Mai 2024 | 09:00
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