Freitagsgebet in Schlieren ZH
Schweiz

Islamzentrum: Weiterbildung mehr an Bedürfnissen der Muslime ausrichten

Freiburg i.Ü., 25.4.16 (kath.ch) Islambezogene Weiterbildungsangebote waren Gegenstand einer Untersuchung, welche das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg (SZIG) durchgeführt hat. Fazit: Während bestehende Angebote oft Grundkenntnisse des Islams an Nicht-Muslime vermitteln, sehen muslimische Organisationen Bedarf in anderen Bereichen, etwa in der Jugendarbeit, der Qualifizierung von Spezialseelsorgern und der eigenen Medienkompetenz.

Das SZIG hat im vergangenen Jahr eine Erhebung bereits bestehender Weiterbildungen gemacht, die einen Bezug zum Islam haben. Darüber hinaus sei ermittelt worden, wo Bedarf an weiteren Angeboten besteht, wie das SZIG am Montag, 25. April, mitteilte.  Befragt wurden einerseits Fachpersonen aus den Bereichen Verwaltung, Bildung, Soziales und Integration, andererseits Funktionsträger islamischer Organisationen.

«Dabei wurde deutlich, dass bereits existierende Angebote an Weiterbildung muslimische Zielgruppen kaum erreichen», heisst es in der Mitteilung. Bei den bestehenden Angeboten seien vor allem verschiedene Fachhochschulen aktiv sowie interreligiöse Organisationen wie das Haus der Religionen oder das Zürcher Forum der Religionen, erklärt Hansjörg Schmid, Leiter der SZIG, auf Anfrage von kath.ch.

Themen entsprechen nicht dem Bedarf der Muslime

Laut Mitteilung entsprechen die angebotenen Themen nicht immer dem Bedarf der Zielgruppen. Ausserdem fehlten den Muslimen oft Zeit und Geld, um die bestehenden Angebote zu nutzen.

Die bestehenden Angebote vermittelten oft Grundkenntnisse des Islams für Nicht-Muslime und richteten sich somit mehrheitlich an Fachkräfte in Verwaltungen, im medizinischen Bereich oder in der sozialen Arbeit, erklärt Schmid gegenüber kath.ch. Seitens muslimischer Organisationen bestehe jedoch Bedarf an Weiterbildung etwa im Bereich der Jugendarbeit: «Hier wünschen sich Muslime einen Anschluss an bestehende Strukturen und Fördermöglichkeiten sowie einen verstärkten Austausch mit anderen Jugendorganisationen.» Weitere Themen seien für Muslime die Qualifizierung von Spital- und Gefängnisseelsorgern oder die Stärkung der Kompetenzen im Umgang mit Medien, «da sich Muslime hier oft in der Defensive sähen.»

Schmid gibt weiter zu bedenken, dass die Fachkräfte muslimischer Vereine oft ehrenamtlich tätig seien. «Wenn Weiterbildungen im Sinne der Integration und des Zusammenlebens diese Zielgruppen erreichen sollen, muss auf deren zeitliche Verfügbarkeit eingegangen werden». Wer seine freie Zeit für eine freiwillige Tätigkeit investiere, könne dafür nicht auch noch die Weiterbildung selber finanzieren.

Islamische Vereine besser einbinden

Als «erfreulich» bezeichnet das SZIG die Tatsache, dass sich sowohl die staatlichen Akteure wie die Muslime selbst eine Professionalisierung und eine bessere Einbindung der islamischen Vereine in das islambezoge Weiterbildungsangebot wünschen. Die muslimischen Vereine spielten eine wichtige Rolle als Bindeglied und Ansprechpartner zwischen Gesellschaft, Staat und den muslimischen Zielgruppen.

Viele dieser Vereine verfügten bereits über eine breite Palette an eigenen Weiterbildungsangeboten, so organisiere etwa die türkisch-islamische Stiftung Kurse zur Qualifizierung von Moscheeführern, die Vereinigung islamischer Organisationen Zürich (Vioz) solche zur Qualifizierung von Notfallseelsorgern, erläutert Schmid.  «Wenn Verwaltungen oder soziale Einrichtungen sich in Bezug auf den Islam weiterbilden wollen, kann es eine Bereicherung für sie sein, den Austausch mit Moscheevereinen zu suchen und sich auch mit deren Sichtweisen auseinanderzusetzen», so Schmid.

25 Workshops geplant

Basierend auf diesen Forschungsergebnissen will das SZIG nun ein konkretes Weiterbildungsangebot aufbauen. Dieses soll sich sowohl an – meist nicht-muslimische – Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen wie auch an Muslime wenden. Im Mai findet am Institut für Weiterbildung der Universität Freiburg ein erster Kurs statt zum Thema «Radikalisierung verstehen, um ihr vorzubeugen».

In der Folge plant das SZIG rund 25 Workshops, welche den Bedürfnissen muslimischer Zielgruppen Rechnung tragen sollen. Im Vordergrund stünden dabei nebst der Extremismusprävention die Themen Kommunikation, Geschlechterfragen, Religionsrecht und Pädagogik. Das SZIG arbeitet für diese Workshops unter anderem mit der Föderation islamischer Dachorganisationen (Fids), mit kantonalen Verbänden wie der Vioz zusammen, aber auch mit den ethnischen Verbänden der türkisch-, albanisch- und bosnisch-stämmigen Muslime, wie Schmid erläutert. (sys)

Freitagsgebet in Schlieren ZH | © 2015 Sylvia Stam
25. April 2016 | 17:52
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