Kapelle Chlisterli, Melchtal OW
Schweiz

«Im Prinzip kann jedermann eine Kapelle errichten»

Luzern, 20.10.16 (kath.ch) Zum «Tag der Offenen Kapellen» lädt der Verein «Sakrallandschaft Innerschweiz» für kommenden Samstag ein. Welche Bedeutung Kapellen in Zeiten der Informationsüberflutung haben können und was eine Kapelle von einer Kirche unterscheidet, erklären vom Verein Sakrallandschaft Innerschweiz Urs-Beat Frei und Beatrice Suter.

Sylvia Stam

Die meisten Kapellen sind immer offen. Wozu braucht es da einen «Tag der Offenen Kapellen»?

Wer auf einer Wanderung am Wegrand oder in einer Gemeinde auf eine Kapelle oder Kirche stösst, freut sich in unserer heutigen informationsüberfluteten Zeit über solche Gegenpole, Ruheinseln und Kraftorte, die zu entdecken sich lohnt!

Es gibt sehr viele Kapellen, die nicht oder nicht immer öffentlich zugänglich sind. Zudem fehlen bei vielen Kapellen oder Kirchen Erläuterungen zu den Hintergründen wie der Entstehungsgeschichte. Oftmals ist nicht einmal auf den ersten Blick ersichtlich, wem sie geweiht ist oder es fehlen Informationen zur sakralen Ausstattung. Am Tag der Offenen Kapellen gibt es Vorträge und Führungen.

Kann jedermann eine Kapelle errichten oder braucht es dazu den Segen des Bischofs?

Die meisten Kapellen sind aus Dankbarkeit, Gottesfurcht, zur Ehrung eines Heiligen oder zur Erfüllung eines Gelübdes an bestimmten Orten entstanden. Im Prinzip kann jedermann eine Kapelle errichten und sie gemäss Gusto ausstatten. Bei Kapellen erfolgt die Einsegnung meist durch einen Priester, eher seltener weiht sie ein Bischof ein. Im Gegensatz dazu wird eine Kirche immer durch einen Bischof eingeweiht. Im Altar einer Pfarrkirche ist eine Reliquie eingelassen, das ist bei Kapellen nicht der Fall.

Auf der Liste zum «Tag der Offenen Kapellen» findet sich beispielsweise auch die Wallfahrtskirche Hergiswald LU. Ist dies nun eine Kirche oder eine Kapelle?

Der Übergang zwischen Kapelle und Kirche ist tatsächlich fliessend. Gemäss Duden ist eine Kapelle eine kleines, meist nur für eine Andacht und nicht für regelmässige Gottesdienste einer Gemeinde bestimmtes Gotteshaus. Der springende Punkt sind wohl die ‹regelmässigen Gottesdienste für eine Gemeinde.› Hergiswald ist keine Pfarrkirche, daher kann man auch von einer Kapelle sprechen. Da dort aber regelmässig Gottesdienste stattfinden und das Gotteshaus doch eine gewisse Grösse aufweist, wird sie als Kirche Hergiswald bezeichnet.

Auch die reformierte Kirche Hüswil LU ist aufgeführt. Gibt es auch reformierte Kapellen?

Der Verein Sakrallandschaft Innerschweiz hat zum Ziel, einen Beitrag zur Belebung der sakralen Schätze der Innerschweiz zu leisten und dies unabhängig von den Konfessionen. Kapellen sind in der Regel im Besitz von Stiftungen, Pflegschaften oder von Privaten. Dies ist in der Reformierten Kirche nicht der Fall. Die Gotteshäuser sind in der Regel tagsüber immer geöffnet und als religiöse Stätte offen für die Kirchgemeinde.

Wer verwaltet kleine Kapellen wie etwa jene auf der Chlisterli-Alp OW?

Meist sind es Pflegschaften, Vereine oder die Pfarreien, die sich um Unterhalt und Pflege der Kapelle kümmern. Bei der Kapelle Chlisterli im Melchtal trägt das Katholische Pfarramt in Sachseln die Verantwortung.

Wann wird eine Kapelle in die Sakrallandschaft Innerschweiz aufgenommen?

Der Verein Sakrallandschaft Innerschweiz ist offen für jede sakrale Stätte im Raum Zentralschweiz. Je grösser die Mitgliederzahl, umso besser kann der Verein die Interessen der sakralen und spirituellen Stätten und deren Kultur vertreten und ihnen zur grösseren Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit verhelfen.

Urs-Beat Frei ist Vorstandsmitglied im Verein Sakrallandschaft Innerschweiz und Beatrice Suter arbeitet auf der Geschäftsstelle des Vereins.

Kapelle Chlisterli, Melchtal OW | © Sakrallandschaft Innerschweiz
20. Oktober 2016 | 14:08
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