Schritt zum Kirchenaustritt? Mann verlässt eine Kirche.
Schweiz

Kanton Solothurn: Kirchenaustritte haben sich verdoppelt

Ein Anstieg von 1800 auf 3600: Die Austritte aus der römisch-katholischen Kirche im Kanton Solothurn haben sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Grund dafür seien die durch die Pilotstudie bekannt gewordenen Missbrauchsfälle, ist Synodalratspräsident Urs Umbricht überzeugt.

Die jüngste Statistik der Solothurner Kantonalkirche zeigt: 2023 war kein gutes Jahr für die römisch-katholische Kirche – auch nicht im Kanton Solothurn.

Während in den Jahren von 2018 bis 2022 jeweils rund 1700 bis 1900 Personen austraten, waren es im vergangenen Jahr 3624. Die Kirche erlebte also einen Mitgliederschwund von 4,64 Prozent. Demgegenüber traten ähnlich wenige Personen in die Kirche ein wie in den Vorjahren, nämlich 54.

Abbau kirchlicher Leistungen

«Im 2023 hat sich die Austrittsquote zum Vorjahr verdoppelt», sagte der Synodalratspräsident Urs Umbricht gegenüber der «Solothurner Zeitung». Er sei überzeugt, «dass die Missbrauchsfälle, welche im letzten Jahr mit einer Studie untersucht und veröffentlicht wurden, zu dieser Situation geführt haben». Die Kirchenaustritte werden gemäss Umbricht Folgen haben: «Ein Rückgang der Mitgliederzahl wird zu einem Abbau der kirchlichen Leistungen führen.»

Die barocke St. Ursen-Kathedrale in Solothurn.
Die barocke St. Ursen-Kathedrale in Solothurn.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, rief der Synodalratspräsident sowohl die Verantwortlichen in der Kirchenleitung als auch die Seelsorgenden in den Pfarreien zu «einwandfreier und guter Arbeit» auf.

Soziale Schwächung

Besonders viele Kirchenmitglieder verlor Wolfwil. In der rund 2000 Einwohnende zählenden Gemeinde gaben letztes Jahr 83 Personen ihren Kirchenaustritt bekannt. Das sind laut Statistik 8,59 Prozent der rund 1000 Katholikinnen und Katholiken.

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«Mit jedem Austritt findet eine soziale Schwächung vor Ort statt, für die betreffende Familie selbst, aber auch für das ganze Dorf», sagte Christian Zbinden, Kirchgemeindepräsident von Wolfwil, gegenüber der Zeitung. Er plant Projekte, um aufzuzeigen, was mit der Kirchensteuer alles geleistet wird. Damit will er dem Austritt aus Steuergründen etwas entgegenstellen. (rp)


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13. April 2024 | 17:00
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