So soll künftig der Blick aufs Theater und auf die Jesuitenkirche aussehen.
Schweiz

«Ich war erschrocken»: Jesuit Hansruedi Kleiber lehnt Pläne fürs Luzerner Theater ab

Der Präfekt der Luzerner Jesuitenkirche, Hansruedi Kleiber, kritisiert die Pläne für das Luzerner Theater. Er sieht die architektonische Präsenz der Jesuitenkirche in Gefahr. Womöglich werde auch der Lichteinfall beeinträchtigt. Nach dem Sonntagsgottesdienst war der Architektenentwurf Gesprächsthema Nummer eins.

Wolfgang Holz

Wie beurteilen Sie das Siegerprojekt für den Erweiterungsbau des Theaters in Luzern?

Hansruedi Kleiber*: Zunächst ist positiv festzuhalten, dass das bestehende Theatergebäude erhalten bleibt und in das Projekt integriert wird. Allerdings gefällt mir die Architektur des Siegerprojekts nicht. Es passt so nicht in die Umgebung zur Nachbarschaft der Jesuitenkirche. Als ich die Visualisierung des Siegerprojekts der Zürcher Architekten Ilg und Santer das erste Mal gesehen habe, war ich richtig gehend erschrocken.

Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche
Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche

Der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli spricht gegenüber der «Luzerner Zeitung» von einem «äusserst respektvollen Umgang mit der Jesuitenkirche». Sehen Sie das nicht so? 

Kleiber: Nein, diesen «respektvollen Umgang» mit der Kirche kann ich nicht erkennen. Die Türme sind zu hoch und der Abstand zur Kirche ist zu klein. Ich habe mir die Ergebnisse des Projektwettbewerbs in der Kornschütte übers Wochenende angesehen. Da gibt es Entwürfe, welche der Jesuitenkirche deutlich mehr Platz einräumen. Offenbar wurde das Siegerprojekt aber auch favorisiert, weil es das denkmalgeschützte, neoklassizistische Theater erhalten will. Andere Entwürfe wollen das alte Theater abreissen.

Künftig gäbe es vor der Jesuitenkirche kaum noch Platz.
Künftig gäbe es vor der Jesuitenkirche kaum noch Platz.

Sie haben schon länger Ihre Sorge artikuliert, dass der Abstand zwischen Erweiterungsbau und Jesuitenkirche zu klein sein könnte. Nun soll nur noch eine schmale Strasse zwischen den beiden Bauten bestehen. Wie finden Sie das?

Kleiber: Es gibt, wie gesagt, andere Projekte, die einen grösseren Freiraum zur Kirche gewahrt hätten und auch weniger massiv sind. Die Stimmen, die ich in der Ausstellung von anderen Personen aufgeschnappt habe, bestätigen meinen Eindruck. Die meisten Leute waren perplex und sehr skeptisch beziehungsweise negativ gegenüber dem Siegerentwurf eingestellt. Andere fanden den modernen Erweiterungsbau sogar grundhässlich, geradezu wie die Faust aufs Auge. Auch nach dem Sonntagsgottesdienst haben mich Gläubige sorgenvoll auf das Ergebnis des Architekturwettbewerbs angesprochen. Ich habe allerdings auch Stimmen gehört, die ihre Freude zum Ausdruck brachten, dass jetzt endlich etwas Neues komme. 

Wird der Lichteinfall in der Jesuitenkirche durch den Erweiterungsbau beeinträchtigt?

Kleiber: Der Lichteinfall ist wichtig. Ob er beeinträchtigt wird, kann ich nicht beurteilen. Ich befürchte aber, dass dem so sein wird.

Der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi
Der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi

Der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi fordert eine Lichtstudie, um herauszufinden, ob das Projekt den Lichteinfall beeinträchtigt. Unterstützen Sie diese Forderung?

Kleiber: Eine solche Studie wäre bestimmt hilfreich.

Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche, auf der Luzerner Kapellbrücke.
Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche, auf der Luzerner Kapellbrücke.

Wie blicken Sie als Präfekt der Jesuitenkirche in die Zukunft angesichts der baulichen Planung in Ihrer Nachbarschaft?

Kleiber: Man wird sehen. Es ist jetzt schon klar, dass es eine Volksabstimmung über das 120-Millionen-Franken-Projekt des Luzerner Theaterneubaus geben wird. Dieses generiert ja auch zahlreiche Folgenkosten. Zudem ist der Boden, auf dem der Neubau entstehen soll, Schwemmland – also nicht ganz unproblematisch. Der Siegerentwurf, für den sich die Jury entschieden hat, ist sicherlich derjenige, der am meisten provoziert. Und auch Stadtpräsident Beat Züsli hat ja eingeräumt, dass dieser Entwurf noch zu reden geben wird.

* Hansruedi Kleiber (74) ist Jesuitenpater und derzeit Präfekt der Jesuitenkirche in Luzern, die unter Denkmalschutz steht.


So soll künftig der Blick aufs Theater und auf die Jesuitenkirche aussehen. | © Stadt Luzern
19. Dezember 2022 | 13:49
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