Vorwürfe an Israel: Plakate an einer propalästinensischen Demo in Basel, 2021.
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Historikerin: «Antisemitismus ist tief verankert in den westlichen Gesellschaften, auch bei der Linken»

In der Schweiz tut sich die Linke schwer damit, den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ohne Wenn und Aber zu verurteilen. Die Sozialdemokratie habe sich nach 1967 mit kommunistischen Befreiungskämpfern in Palästina solidarisiert und diese Solidarität später auf die Hamas übertragen, sagt die Historikerin Christina Späti. Dies ist jedoch nur ein Grund.

«Die Hamas ist im besetzten Gazastreifen der Hauptakteur. Früher waren die Bündnispartner in Palästina marxistische oder kommunistische Befreiungskämpfer. Jetzt ist es die Hamas, und diese Solidarität wurde auf sie übertragen. Früher oder später wird das bestimmt auch innerhalb der Linken Fragen aufwerfen. (…)

Antisemitismus ist tief verankert in den westlichen Gesellschaften, auch bei der Linken. Man kann dabei durchaus unterscheiden zwischen Kritik am Staat Israel – ob sie nun berechtigt ist oder unberechtigt – und Antisemitismus. Bei Vergleichen mit der Nazizeit ist klar, dass nicht Israel, sondern die Juden gemeint sind. Da wird eine Täter-Opfer-Umkehr gemacht. Man sagt: «Früher waren die Juden die Opfer, jetzt machen sie das Gleiche mit den Palästinensern.» Das richtet sich nicht gegen die israelischen Streitkräfte oder die Regierung, sondern gegen die Juden und ist klar antisemitisch. In der Schweiz begegnet einem das immer wieder.»

Christina Späti äussert sich im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch. Die Schweizer Historikerin ist Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg (Schweiz). (bal)


Vorwürfe an Israel: Plakate an einer propalästinensischen Demo in Basel, 2021. | © Boris Burkhardt
12. Oktober 2023 | 13:40
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