Klaus Grosse Kracht, Historiker
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Historiker zu Missbrauchs-Aufarbeitung: «Wird Datenschutz absolut gesetzt, profitieren die Täter und Vertuscher»

Der deutsche Historiker Klaus Grosse Kracht bezeichnet die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche als «gesamtgesellschaftliche Aufgabe». Er verlangt dafür dringend Zugang zu Akten.

«Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist eine Aufgabe, die die Kirche allein nicht lösen kann. Sie ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der rechtliche, moralische und wissenschaftliche Ansprüche berücksichtigt und untereinander abgewogen werden müssen. Damit stellt sich auch die Frage nach dem Aktenzugang im Rahmen wissenschaftlicher Studien. So rügte vor einigen Monaten ein katholisches Datenschutzzentrum die Einsicht und Auswertung von Betroffenenakten durch Wissenschaftler im Bistum Münster, obwohl diese vor Einsichtnahme anonymisiert worden waren. Werden Rechte des Datenschutzes derart absolut gesetzt, profitiert letztlich nur eine Gruppe davon: die Täter und ihre Vertuscher – die Aufarbeitung bleibt auf der Strecke.»

Das sagte der deutsche Historiker Klaus Grosse Kracht am letzten Donnerstag bei seinem Online-Vortrag anlässlich der Ringvorlesung «Sexueller Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche» der Universität Zürich. Sein Vortrag trug den Titel «Fragile Fakten. Historische Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche zwischen Auftrag, Betroffenen-Partizipation und Datenschutz». Grosse Kracht ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. (rp)


Klaus Grosse Kracht, Historiker
11. Dezember 2023 | 11:00
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