Gästehaus des Ursulinenklosters in Brig
Schweiz

Hickhack um geplantes Asylbewerberheim: Kauft der Kanton oder die Stadt das Ursulinen-Gästehaus?

Das Wallis braucht Platz für Flüchtlinge. Deshalb plant der Kanton, im Briger Stadtzentrum ein historisches Gebäude zu erwerben. Doch nun will die Stadt dem Kanton ein Schnippchen schlagen und das Haus selbst kaufen. Die SVP macht Stimmung gegen Geflüchtete. Generalvikar Richard Lehner betont: «Die Bistumsleitung setzt sich für einen christlichen Umgang mit allen Menschen ein.»

Wolfgang Holz

Wie das Schweizer Radio und Fernsehen berichtet, steckt das Oberwallis in der Bredouille. Es werden dringend weitere Plätze für Asylunterkünfte benötigt, weil das Oberwallis laut Verteilschlüssel zu wenig Flüchtlinge aufnimmt. Deshalb hat der Kanton Wallis das historische Gästehaus des Ursulinenklosters im Visier.

Asylheim für rund 120 Personen

Der Kanton kommunizierte seine Pläne allerdings widersprüchlich. Angeblich sollte zunächst ein reines Asylheim für rund 120 Personen entstehen. Das Gästehaus sei insbesondere geeignet für Familien mit Kindern. Doch dann kam heraus, dass der Kanton in dem Haus auch abgelehnte Asylbewerbende unterbringen will, die nach Italien abgeschoben werden sollen.

Ordensfrauen des Klosters St. Ursula, Brig, 2020
Ordensfrauen des Klosters St. Ursula, Brig, 2020

Die Debatte um den geplanten Gebäudekauf schlug hohe Wellen. Bei der Gemeindeversammlung in Brig am Dienstagabend war der Verkauf des Gästehauses das einzige Traktandum.

Briger Bevölkerung strömte in die Gemeindeversammlung

Knapp 800 Leute strömten in die Simplonhalle, wo einige Teilnehmende ihren Unmut zum Ausdruck brachten, wie SRF berichtet. Vor allem wurden Ängste laut, dass ein derart vom Kanton konzipiertes Asylheim eine Bedrohung für die Bevölkerung darstelle. Das Asylzentrum dürfe nur von Familien genutzt werden. Wobei der Verkauf des Gebäudes vor allem auf Betreiben der SVP im Hintergrund überhaupt auf die Gemeindeagenda gesetzt worden war.

Mehrheit für Kauf des Gebäudes durch die Stadt

Drei Viertel der Anwesenden stimmten deshalb dafür, dass die Stadt Brig das Gästehaus St. Ursula für sechs Millionen Franken kauft. Diese will dann die historische Immobilie an den Kanton vermieten.

Richard Lehner, Domherr und Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistum Sitten, vor dem Bischofssitz in Sitten.
Richard Lehner, Domherr und Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistum Sitten, vor dem Bischofssitz in Sitten.

Dabei hat der Kanton ein Vorverkaufsrecht auf das Gebäude, weil die Stadt es ursprünglich versäumt hatte, das Gebäude zu erwerben. Das Haus verfügt über eine grosse Terrasse und einen herrlichen Garten und liegt mitten im Stadtzentrum.

«Die Bistumsleitung setzt sich für einen christlichen Umgang mit allen Menschen ein.»

Richard Lehner, Generalvikar für das Oberwallis

Der Generalvikar für das Oberwallis, Richard Lehner, teilt kath.ch mit: «Wir werden die Entscheidungen, die in Sachen Verkauf getroffen werden, zur Kenntnis nehmen und darauf achten, dass die im Kirchenrecht vorgesehenen Bedingungen für einen Verkauf eingehalten werden.»

Kirche begleitet Prozess

Aber wäre es nicht Aufgabe der Kirche, für die Geflüchteten eine Lanze zu brechen? «Was die Frage der Einrichtung von Asyl- oder Flüchtlingszentren betrifft, wird die Diskussion im Wallis nicht anders sein als an anderen Orten auch», sagt Richard Lehner zu kath.ch. «Die Bistumsleitung setzt sich für einen christlichen Umgang mit allen Menschen ein und unterstützt die zuständigen Behörden in ihren Bemühungen im Bereich Migration.»


Gästehaus des Ursulinenklosters in Brig | © zVg
8. März 2023 | 17:43
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