Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes
Schweiz

SIG-Präsident Herbert Winter lehnt Burkaverbot ab

Zürich, 30.8.16 (kath.ch) Der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Herbert Winter, spricht sich gegen ein generelles Burkaverbot aus. Ein liberaler Rechtsstaat soll seinen Bürgern keine Kleidervorschriften machen, sagte Winter gegenüber dem «Tages-Anzeiger» (29. August). Die Schweizer Bischöfe diskutieren die Burkafrage kommende Woche, während der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes bereits Stellung bezogen hat.

Sich selber beschreibt der SIG-Präsident als «kein Freund der Burka», weil er den Menschen gerne von Angesichts zu Angesicht begegne. Winter ist Mitglied des Schweizerischen Rats der Religionen (SCR), der bislang nicht Stellung genommen hat zum Burkaverbot.

Auch Farhad Afshar, ebenfalls Mitglied im Rat der Religionen, lehnt ein Burkaverbot ab. Er halte es für wichtig, in einer globalisierten Welt unterschiedliche Bräuche und Sitten zu akzeptieren, sagte der Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (Kios) gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Dem Bericht zufolge sieht Afshar in der Gesichtsverschleierung kein Zeichen der Unterdrückung. Er vertritt die Ansicht, dass die Gesichtsverschleierung «nicht stellvertretend für den Islam» stehe.

Weitere Mitglieder des SCR haben noch keine offizielle Position

Noch offen ist die Position der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (Fids), die mit ihrem Präsidenten Montassar BenMrad im SCR vertreten ist. Ihre Haltung wird sie an einer Sitzung im September beschliessen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Auch die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) machte ihre offizielle Haltung zur Burka noch nicht publik. Wie deren Generalsekretär Erwin Tanner gegenüber der Zeitung sagte, wird das Gremium die Burkafrage an seiner Vollversammlung von kommender Woche diskutieren.

Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), jedoch hat seine Meinung bereits kundgetan. Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» (28. August) hat er sich für ein allgemeines Vermummungsverbot ausgesprochen. Locher betonte, dass er in dieser Frage nicht als Präsident des Rats der Religionen spricht. «Im Rat der Religionen gibt es keine konsolidierte Meinung zur Burkafrage», so Locher.

Präsident der Waadtländer Muslime gegen Burkaverbot

Pascal Gemperli, Präsident der «Union vaudoise des associations musulmanes» (Uvam), zeigte sich skeptisch in Bezug auf ein Burkaverbot. Ein solches Verbot sei keine adäquate Antwort auf das Unbehagen der Bevölkerung, sagte er gegenüber dem Westschweizer Portal cath.ch (29. August). Mit einem Verbot betreibe man «Symbolpolitik» und täusche die Menschen, indem man suggeriere, auf diese Weise Probleme lösen zu können, so Gemperli. Der Uvam-Präsident befürchtet, dass die durch die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» geschürte Polemik die Muslime in der Schweiz diskriminiere. «Man assoziiert die muslimische Gemeinschaft mit etwas, das eine grosse Mehrheit der Muslime ablehnt.» (bal)

Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes | © Viviane Berg
30. August 2016 | 15:59
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