Franziska Loretan-Saladin
Schweiz

Herbert-Haag-Preis für «Feinschwarz» und Dresdner Professorin

Feststimmung bei der Luzerner Theologin Franziska Loretan-Saladin: Das Portal «Feinschwarz», für das sie sich mit anderen engagiert, erhält den Herbert-Haag-Preis 2023. Ebenfalls ausgezeichnet wird die Dresdner Theologie-Professorin Julia Enxing.

Julia Enxing und die Macherinnen und Macher von «Feinschwarz» erhalten den Herbert-Haag-Preis, weil «sie mit ihrem Engagement konsequent den kirchlichen Binnenraum überschreiten und sich am säkularen Diskurs aus einer theologisch-religiösen Optik beteiligen. Sie treten damit für eine offene und diskursfähige Gesellschaft ein», schreibt die Herbert-Haag-Stiftung. Der Preis solle sie ermutigen, ihren Weg weiterzugehen.

Theologie in der Gesellschaft

Der aktuelle Herbert-Haag-Preis würdige «das Bemühen der Preisträgerinnen und Preisträger, den innenkirchlichen Bereich zu überwinden und Theologie in säkularen Kontexten zu betreiben». Das ist der Fokus, auf den er für 2023 setzt. Dieser variiert von Jahr zu Jahr.

Gerechtigkeitsfragen

Die ausgezeichnete Julia Enxing wirkt als Professorin für Systematische Theologie an der Technischen Universität Dresden. Sie betreibe Theologie mit einem klaren Gegenwarts- und Gesellschaftsbezug, so die Mitteilung. «Im Fokus ihrer Interessen stehen Gerechtigkeitsfragen – insbesondere Fragen der ökologischen Gerechtigkeit, der Geschlechtergerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.» Dabei stelle sie sich Fragen nach dem guten Leben.

Julia Enxing
Julia Enxing

Enxings schöpfungstheologisches Denken wende sich allem Lebendigen zu, heisst es weiter. Dabei benenne sie «in einer lebensbejahenden Option das Prekäre und Gefährdete». Und sie knüpfe an Befreiungstheologien aus unterschiedlichen Zusammenhängen an.

In den Medien aktiv

Die Theologin versteht ihre Wissenschaft demnach als eine Kritik an innerkirchlichen Verhältnissen. Gleichzeitig verfolge sei einen theologischen Ansatz, der sich konsequent an säkularen gesellschaftlichen Kontexten abarbeite. Als Wissenschaftlerin arbeite sie interdisziplinär und international vernetzt. Auch über die Medien vermittle sie theologische Positionen.

Homepage
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Ausgezeichnet wurde auch das theologische Feuilleton «Feinschwarz». Dieses betreibt seit 2015 eine länderübergreifende Redaktion aus Österreich, Deutschland und der Schweiz – mit aktuell 13 ehrenamtlich Mitarbeitenden – sowie freien Autorinnen und Autoren. Das kostenlose Online-Magazin erreiche mittlerweile 100’000 Leserinnen und Leser pro Monat, schreibt die Stiftung. «Damit ist es eines der führenden unabhängigen Medien im kirchlich-theologischen Bereich.»

«Feinschwarz» am Zweiten Vatikanischen Konzil orientiert

Inhaltlich sei die Redaktion der Umsetzung der Impulse verpflichtet, die das Zweite Vatikanische Konzil formuliert hat. Richtschnur ist laut Mitteilung die Konzilskonstitution «Gaudium et spes» mit ihrem ersten Satz: «Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.»

«Feinschwarz» wolle Klartext sprechen – diskursiv und dialogisch, schreibt die Stiftung. «Damit leistet es einen Beitrag dazu, dass die kirchliche Öffentlichkeit diskussionsfreudiger und vielfältiger wird.» Gleichzeitig beteilige sich das Feuilleton aus theologisch-religiöser Perspektive konsequent auch an ausserkirchlichen Debatten. Es wolle Theologie unters Volk bringen.

Franziska Loretan-Saladin ist Expertin für Hilde Domin

Unter den vier Vorstandsmitgliedern des «Feinschwarz»-Vereins ist auch die Luzerner Theologin Franziska Loretan-Saladin. Die Hilde-Domin-Expertin ist Lehrbeauftragte für Praktische Homiletik an der Uni Luzern und war langjährige «Wort zum Sonntag»-Sprecherin und Radiopredigerin.

Herbert Haag (links) und Hans Küng.
Herbert Haag (links) und Hans Küng.

Zur «Feinschwarz»-Redaktion gehört auch der in Freiburg i.Ü. lehrende Moraltheologe Daniel Bogner. Zu den Gründungsmitgliedern von «Feinschwarz» zählt auch Arnd Bünker, Leiter des Pastoralsoziologischen Instituts St. Gallen.

Arnd Bünker an der Synode in Einsiedeln, Mai 2022
Arnd Bünker an der Synode in Einsiedeln, Mai 2022

Die Herbert-Haag-Stiftung engagiert sich für Freiheit in der Kirche, wie ihr Namenszusatz sagt. Sie wurde 1985 in Luzern gegründet. Stiftungspräsident ist aktuell der Zürcher Theologe Odilo Noti. Zuvor hatten Erwin Koller und noch früher Hans Küng diese Funktion inne. (rp/rr)

30.09.2022, 14.45 Uhr: Ergänzt um das Engagement von Daniel Bogner und Arnd Bünker.


Franziska Loretan-Saladin | © zVg
30. September 2022 | 14:12
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