Harald Schmidt: Ich bin sehr katholisch – Austreten kommt nicht in Frage

Sind Sie religiös?

Harald Schmidt: Ja, sehr katholisch. Jetzt, wo immer mehr Leute aus der Kirche austreten, sage ich: Ist doch super, es war mir eh immer zu voll. Aber ich bestreite nichts von diesen grauenhaften Dingen, die passiert sind. Bei einer 2000 Jahre alten Kirche kann es aber mal 100 oder 200 Jahre bergab gehen. Austreten, das kommt für mich nicht in Frage.

Wie geht Satire und Religion zusammen?

Schmidt: Eine Late-Night-Show ist wie eine Liturgie, mit einem klaren Ablauf. Man kommt rein, begrüsst das Publikum, geht zum Schreibtisch, dann spielt die Band und dann kommt der Gast. Als Kind habe ich Pfarrer gespielt, aber leider das Zölibat ernst genommen, und wusste: Das ist nix für mich.

Was gibt Ihnen die Kirche?

Schmidt: Na ja, wie lange ist man hier auf der Welt? 80 Jahre, vielleicht auch 90 oder nur 65. Man weiss ja nicht, was die Pumpe macht. Vielleicht stehe ich auf und falle in den Zürichsee. Und was kommt dann? Es ist noch keiner zurückgekehrt.

Beten Sie?

Schmidt: Ja, jeden Tag. Für mich ist ganz klar, dass das irdische Dasein eine Durchgangsstation ist. Wenn man nicht plötzlich durch einen Unfall oder Herzinfarkt stirbt, sondern eine längere Krankheit hat, dann hilft der Glaube. Es ist einfacher, das anzunehmen, wenn man weiss, es ist kein Ende, sondern ein Übergang. Das kann man aber auch mit Meditation oder Buddhismus haben.

Katholizismus ist für Sie etwas Spirituelles?

Schmidt: Eindeutig, ja. Ein Schluck Weihwasser, und weg ist die Magenverstimmung.

Der deutsche Entertainer Harald Schmidt hat dem «Blick» (23. April) ein Interview gegeben.


23. April 2022 | 19:30
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