Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur
Schweiz

Weihbischof und Generalvikar Peter Henrici ist tot

Peter Henrici ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Der Jesuit war ein moderner und weltoffener Katholik, der stets den Dialog suchte. 1993 schickte ihn Papst Johannes Paul II. ins Bistum Chur – als Gegenpol zu Wolfgang Haas. Seine Aufgabe: Das Bistum vor der Implosion zu retten.

Annalena Müller

Am 6. Juni 2023 hörte das Herz von Peter Henrici auf zu schlagen. Der Jesuit war eine zentrale Figur des Bistums Chur. Als Weihbischof und Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus und zeitweise auch für den Kanton Schwyz hat er das Bistum geprägt.

Von links Kardinal Rauber, die Weihbischöfe Peter Henrici und Paul Vollmar sowie Generalvikar Josef Annen.
Von links Kardinal Rauber, die Weihbischöfe Peter Henrici und Paul Vollmar sowie Generalvikar Josef Annen.

Peter Henrici kam 1993 aus Rom in das krisengeschüttelte Bistum Chur, wo der weltoffene Jesuit zusammen mit seinem Mitbischof Paul Vollmar einen Neuanfang zu setzen suchte. So schreibt es Josef Annen, Henricis Nachfolger im Amt des Generalvikars, in einer Würdigung. Annen war bis 2020 Generalvikar für Zürich und Glarus.

Weltoffener Diaspora-Katholik

Peter Henrici wurde 1928 in Zürich geboren. Bereits im Alter von 19 Jahren trat er in den Jesuitenorden ein und studierte in Zürich, Rom, München und Löwen. Henrici war schon jung welterfahren und blieb immer weltoffen. Aufgewachsen im reformierten Zürich, prägte ihn die Diaspora-Erfahrung. Ökumene war für ihn selbstverständlich.

1958 empfing Henrici die Priesterweihe und schlug zunächst eine akademische Laufbahn ein. Er lehrte während 33 Jahren neuere Philosophiegeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Gegenpol zu Wolfgang Haas

1993 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt. Peter Henrici und Paul Vollmar wurden Weihbischof des Bistums Chur. Dort brodelte es. Seit 1990 war Wolfgang Haas Bischof von Chur. Haas’ konservatives Verständnis der römisch-katholischen Glaubenslehre löste im Bistum grosse Proteste aus. Seine Amtseinführung drohte das Bistum zu sprengen.

Protest vor der Kathedrale in Chur gegen Bischof Wolfgang Haas am 17. Juni 1990.
Protest vor der Kathedrale in Chur gegen Bischof Wolfgang Haas am 17. Juni 1990.

Der weltoffene und bescheidene Henrici sollt in der Heimat die erhitzten Gemüter beruhigen. Im seinem ersten Jahr als Generalvikar besuchte Henrici sämtliche Pfarreien und Missionen.

Er verstand, was die Gläubigen heute erwarten: eine dienende Kirche. Aus dieser Einsicht ist der Pastoralplan I «Für eine geschwisterliche und offene Kirche. Anregungen für die Seelsorge im Kanton Zürich» entstanden.

Theologische Impulse

Nach seinem Rücktritt als Generalvikar im Jahr 2003 und als Weihbischof 2009 konzentrierte sich Peter Henrici wieder auf seine alte Liebe: Wissenschaft und Theologie. Er gab Seminare und Vorlesungen an der Theologischen Hochschule Chur und verfasste zahlreiche philosophische und spirituelle Publikationen.

Im Jahr 2015 zog Peter Henrici als Hausgeistlicher zu den Ursulinenschwestern nach Brig. Wo er seinen Lebensabend verbrachte. Dort ist er gestern Abend um 22.45 Uhr verstorben.

Die Erdbestattung findet am kommenden Mittwoch, 14. Juni 2023, um 13.30 Uhr auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich statt, die Auferstehungsfeier dann am selben Tag um 15.00 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul. Es kann dann auch im Livestream mitverfolgt werden.


 

Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur | © Bernard Hallet
7. Juni 2023 | 12:31
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