Hanspeter Schmitt.
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Hanspeter Schmitt: Klima-Kleben okey, Kunst zerstören nicht

Der Ethiker Hanspeter Schmitt von der Theologischen Hochschule Chur sieht in den Klima-Protesten eine «berechtigte Empörung und tiefe Verzweiflung». Es brauche nun zielführendes Handeln, um das verlorene Vertrauen in die Kraft politischer Diskurse zurückzugewinnen, sagt Schmitt.

«Es gibt allerdings Probleme, die derart extrem sind, dass ihre Lösung keinen Aufschub duldet. Wenn dann – trotz ihrer Dringlichkeit – überzeugende Lösungen systembedingt oder machtförmig blockiert werden, ist die Eskalation des laufenden Streites vorprogrammiert. Die besagten Klimadebatten liefern auch dafür genügend Anschauungsmaterial. Während die einen sprachlich eskalieren und Aktivisten als «Klimaterroristen», «Sektierer» oder «Idioten» diffamieren, greifen die so Geschmähten bisweilen zu Mitteln, die fern der Klimafrage liegen: CO2-lastige Vorgänge zu stören, um dafür Aufmerksamkeit zu erzeugen, ist inhaltlich einschlägig und nachvollziehbar – nicht aber, «unbeteiligte» Kunst in Museen zu beschädigen.

Dahinter erkennt man indes die berechtigte Empörung und tiefe Verzweiflung angesichts des andauernden Versagens politischer und wirtschaftlicher Akteure. Was diesen «Mix» zudem verschärft und das Bewusstsein eines definitiven Notstandes festigt, ist die Selbstgefälligkeit und Passivität von Bürgerinnen und Bürgern. Als ob es nicht auch in ihrer Verantwortung läge, dass die ökologische Balance unseres Planeten durch solches Versagen vor dem Bankrott steht. Es braucht jetzt keine Gespräche mehr, sondern zielführendes Handeln, um das verlorene Vertrauen in die Kraft politischer Diskurse zurückzugewinnen! Auch deshalb hat das am 18. Juni schweizweit anstehende Votum zum Klimaschutzgesetz enorme Signalwirkung – weit über die Klimafrage hinaus.»

Das schreibt Hanspeter Schmitt in einem Gastkommentar bei «Feinschwarz». Er ist Professor am Lehrstuhl für Theologische Ethik an der Theologischen Hochschule Chur. (jas)


Hanspeter Schmitt. | © Seraina Boner
26. April 2023 | 16:01
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