"Kekse" klingt in Schweizer Ohren sehr deutsch. Finn Canonica strich das Wort durch – und schrieb ein falsches Hakenkreuz daneben
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Hakenkreuze bei Tamedia: Deutsche Bundesregierung fordert Aufklärung

Der ehemalige Chefredaktor von «Das Magazin», Finn Canonica, soll Texte zum Teil mit Hakenkreuz-Symbolen redigiert haben: «Verwendete ich ein deutsches, in der Schweiz unübliches Wort wie ‘Kekse’ statt ‘Guetzli’, zeichnete er mir Hakenkreuze an den Rand meiner Manuskripte», kritisiert die Journalistin Anuschka Roshani. Berlin ist alarmiert.

«Der Medienbericht des ‘Spiegel’, wonach der Chefredakteur der Schweizer Publikation ‘Das Magazin’ besonders in Deutschland verwendete Wörter aus Texten herausredigiert und mit einem Hakenkreuz versehen haben soll, ist zutiefst verstörend. 

Dass die beschriebene Verwendung von nationalsozialistischen Symbolen einhergeht mit Berichten über extrem frauenfeindliches Verhalten, verwundert indes nicht. Denn dies zeigt die gegenseitige Verbundenheit von antisemitischen mit sexistischen Weltbildern. Die Verantwortlichen des Tamedia-Verlags sollten Klarheit über das Vorgefallene schaffen und deutlich Stellung beziehen, um Schaden abzuwenden.»

Felix Klein ist Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.
Felix Klein ist Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, reagiert auf Anfrage von kath.ch auf einen Gastbeitrag im «Spiegel». Die Journalistin Anuschka Roshani (56) wirft dem ehemaligen Chefredaktor von «Das Magazin», Finn Canonica, Mobbing und Machtmissbrauch vor. Eines von vielen Beispielen sei das sprachliche Feedback, das sie erhalten habe, wie die deutsch-iranische Journalistin schreibt:

«Doch er (Finn Canonica) verhöhnte mich nicht nur als Frau, sondern auch meine Herkunft. Verwendete ich ein deutsches, in der Schweiz unübliches Wort wie ‘Kekse’ statt ‘Guetzli’, zeichnete er mir Hakenkreuze an den Rand meiner Manuskripte. Nachdem wir in einer Konferenz über Rassismus geredet hatten, sagte er zu mir: ‘Ihr Deutschen hättet die doch eh alle gleich vergast.’

Das alles war natürlich absurd, zumal ich Halbperserin bin, also im ‘Dritten Reich’ kaum als «arisch»gegolten hätte. Aber anscheinend reichte ihm mein Hochdeutsch, das in den Ohren von Schweizern schnell nach Befehlston klingt, um aus mir einen Nazi zu machen.» (rr)


«Kekse» klingt in Schweizer Ohren sehr deutsch. Finn Canonica strich das Wort durch – und schrieb ein falsches Hakenkreuz daneben | © Der Spiegel
5. Februar 2023 | 00:14
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