Markus Krall (Mitte) steht der AfD nahe und wurde als Referent des Dekanats Chur ausgeladen.
Schweiz

Goldhändler Degussa trennt sich von umstrittenem Geschäftsführer Markus Krall

Der Sprecher der Geschäftsleitung Markus Krall scheidet aus dem Unternehmen des Frankfurter Goldhändlers Degussa aus. Erst vor kurzem war er als Referent einer Veranstaltung im Bistum Chur ausgeladen worden.

Wolfgang Holz

«Die Situation scheinbarer Aussichtslosigkeit ist notwendig, um die Spreu vom Weizen zu trennen», schrieb Krall jüngst auf Twitter. «Sie ist eine Prüfung unseres Glaubens an Gott, die Wahrheit und das Recht. Eine geringere Prüfung schont die Leichtgläubigen.»

Getrennte Wege

«Spiegel Online» deutete dies am Montag als Anspielung Kralls auf sein jüngstes Ausscheiden beim Goldhändler Degussa in Frankfurt. Wie das Hamburger Online-Portal schreibt, gehen Degussa und sein bisheriger Geschäftsführer Markus Krall in Zukunft getrennte Wege.

Krall sei bekannt für Crash-Prophezeiungen und rechtspopulistische Positionen, behauptet «Spiegel Online». Er habe öffentlich für die AfD geworben und die Europäische Zentralbank wegen ihrer Niedrigzinspolitik als «Maschinenraum des Völkerselbstmordes» verunglimpft.

Neue berufliche Herausforderungen

Wie das «Handelsblatt» berichtet, wurde Markus Krall mit sofortiger Wirkung von Degussa freigestellt. Das habe das Unternehmen am Montagnachmittag in Frankfurt mitgeteilt. Krall werde sich neuen beruflichen Herausforderungen widmen. Zu den Gründen habe die Firma keine Angaben gemacht.

Christian Cebulj.
Christian Cebulj.

Krall hat als Degussa-Chef stark polarisiert, wie das «Handelsblatt» postuliert. Er habe sich beispielsweise für ein liberales Waffenrecht oder die Einschränkung des Wahlrechts für Empfängerinnen und Empfängern von Transferleistungen stark gemacht.

Im Bistum Chur wieder ausgeladen

Im Bistum Chur wurde Krall bekannt, nachdem er nach Interventionen des Rektors der Theologischen Hochschule Chur, Christian Cebulj, und des Churer Generalvikars Jürg Stuker nach einer Einladung zu einem Vortrag wieder ausgeladen worden war.

«Ich wünsche ihm menschlich alles Gute.»

Michael Blume, Politikwissenschaftler

Dekan Helmut Gehrmann, der den Ex-Degussa-Geschäftsführer vor kurzem nach Chur holen wollte, will sich auf Anfrage von kath.ch nicht äussern. Der Religions- und Politikwissenschaftler Michael Blume dagegen schon. «Obwohl Markus Krall in der Vergangenheit versuchte, gegen meine Warnungen vor Kulturmarxismus-Verschwörungsmythen sogar juristisch vorzugehen, wünsche ich ihm menschlich alles Gute», sagt der Beauftragte gegen Antisemitismus der Landesregierung von Baden-Württemberg gegenüber kath.ch.

Zentrale des Bistums Chur: Kathedrale und bischöfliches Schloss.
Zentrale des Bistums Chur: Kathedrale und bischöfliches Schloss.

Vielleicht werde ja nun auch manchen deutlich, dass «rechtsoffener Libertalismus» gerade nicht zur Freiheit aller, sondern zur Vorherrschaft von Reichen und Erben führe, so Blume.

Statement des Anwalts

«Ich hoffe entsprechend, dass sich die Erbenfamilie von Finck nach diesem Schritt nun ebenso mutig ihren NS-Verstrickungen stellt, wie es zum Beispiel die Erbenfamilie Reimann mit der Gründung der Alfred Landecker-Foundation getan hat. Für ehrliche Umkehr ist es nie zu spät, für niemanden», teilt Michael Blume mit.

Markus Krall war für kath.ch nicht zu erreichen. In einem allgemeinen Statement liess er über seinen Anwalt mitteilen, sich gegen den «Angriff auf meine Ehre mit allen juristischen Mitteln» zu wehren. Er sei kein Antisemit, sondern trage «seit 30 Jahren als Mitglied des Vereins gegen das Vergessen mit finanziellen Zuwendungen zum Erhalt von Auschwitz als Gedenkstätte an das Verbrechen des Holocaust bei».


Markus Krall (Mitte) steht der AfD nahe und wurde als Referent des Dekanats Chur ausgeladen. | © Keystone
29. November 2022 | 18:28
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