Giuseppe Gracia am Podium von Kirche in Not, 2019
Zitat

Giuseppe Gracia: «Die meisten Bischöfe sind vom eigenen Apparat absorbiert»

Auf die Frage, ob die Kirche «abgehängt» sei, antwortet Giuseppe Gracia, der ehemalige Sprecher des Bistums Chur:

«Grossteile des kirchlichen Apparats, ja. Die sind mit sich beschäftigt, mit Konferenz- und Synodenpapieren, mit endlosen Reformdiskussionen zwischen Zölibat, Frauenquote und Selbst-Säkularisierung. Ein institutioneller Narzissmus, der den Menschen ausserhalb kirchlicher Strukturen nichts bringt, der auch niemandem dabei hilft, eine Beziehung zu Gott aufzubauen.

Woran liegt das?

Ich glaube, die meisten Bischöfe sind vom eigenen Apparat so absorbiert, dass sie kaum Zeit haben für einen tieferen Blick auf Probleme der Gesamtgesellschaft, auf unsere säkulare High-Tech-Kultur, die gerade dabei ist, ihr menschliches Gesicht zu verlieren.

Viele Kirchenleute scheinen, wenn sie vom Menschen sprechen, von einem süsslichen, kitschigen Humanismus auszugehen. Einem Humanismus, der wenig zu tun hat mit unserer Postmoderne, mit der digital getriebenen Selbstoptimierung Selbstoptimierung und Totalverzweckung des Lebens, die wir gerade erleben.»

Giuseppe Gracia ist ehemaliger Sprecher des Bistums Chur. Er gab der «Tagespost» (24. Juni) ein Interview. (rr)


Giuseppe Gracia am Podium von Kirche in Not, 2019| © Oliver Sittel
1. Juli 2021 | 06:50
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