Erzbischof Georg Gänswein
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Georg Gänswein: «Ich habe nie bereut, Priester geworden zu sein»

Seine Berufung sei über Jahre gewachsen. Ein Wendepunkt war die Lektüre von Ratzingers «Einführung in das Christentum». Dass er einst dessen Privatsekretär werden würde, «war in den kühnsten Träumen nicht planbar». Dies berichtet Gänswein einem Regensburger Magazin.

Georg Gänswein (67), einstiger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., hat seine Entscheidung für den Priesterberuf nach eigenen Worten nie bereut. «Es gab schwierige, herausfordernde Phasen, aber es gab immer Menschen, die geholfen und mich begleitet haben», sagte der Erzbischof dem Magazin «Grandios» in Regensburg. Sein Vater sei davon ausgegangen, dass er das Schmiedehandwerk lerne und dann den Familienbetrieb weiterführe. Die Schmiede habe schliesslich sein Bruder übernommen. Gänswein stammt aus dem Südschwarzwald.

Priester statt Schmied

«Mein Vater hat gesagt: ‘Ich zwinge dich nicht.’ Dafür bin ich dankbar», erzählte Gänswein. «Wer Zwang ausübt auf eine Lebensentscheidung, macht sich schuldig.» Er sei dann weiter auf die Schule gegangen und habe noch ein Jahr vor dem Abitur keine grossen Gedanken ans Priestertum gehabt. Durch die Lektüre des Buches «Einführung in das Christentum» des damals noch jungen Theologieprofessors Joseph Ratzinger sei in ihm «etwas in Bewegung geraten». Er sei ins Freiburger Priesterseminar eingetreten, wo er heute wieder wohnt.

Georg Gänswein hätte Schmied werden sollen.
Georg Gänswein hätte Schmied werden sollen.

«Meine Berufung hat mich nicht getroffen wie ein Blitz», fügte Gänswein hinzu. Die Entscheidung sei über mehrere Jahre gereift. Dass Ratzinger als Chef der Glaubensbehörde im Vatikan ihn später zu seinem Privatsekretär machte und ihn auch als Papst Benedikt XVI. weiter an seiner Seite haben wollte, «war in den kühnsten Träumen nicht planbar», so der Erzbischof. «Ich habe es als Fügung angesehen.»

Gute Vaterfigur

Nach Benedikts Tod am 31. Dezember 2022 wurde Gänswein von Papst Franziskus in sein deutsches Heimatbistum zurückgeschickt. Einen offiziellen Auftrag nimmt der Erzbischof derzeit nicht wahr.

«Die Erfahrung eines guten Vaters» sei eine wichtige Grunderfahrung seines Lebens gewesen, die er nicht missen wolle, sagte Gänswein. «Ich bin daher sehr dankbar, dass ich einen Vater hatte, dem ich vertrauen durfte, der mir aber im Laufe des Erwachsenwerdens, vor allem in der Pubertät, auch Grenzen aufzeigte, die zu achten und zu respektieren sind.» Dies habe auch sein Gottesbild geprägt. (kna)


Erzbischof Georg Gänswein | © Oliver Sittel
26. September 2023 | 17:06
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