Georg Bier, Theologe und Professor für Kirchenrecht an der Universität Freiburg i.Br.
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Georg Bier: Wenig Spielräume für Reformen in Kirche

In der Kirche reiche ein theologischer Konsens unter Wissenschaftlern oder unter Theologinnen nicht aus. Sondern entscheidend sei die Theologie, die das Lehramt für verbindlich halte, sagt der deutsche Kirchenrechtler Georg Bier. Zudem habe Papst Franziskus keine konkrete Reformagenda.

Der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier gibt sich skeptisch mit Blick auf mögliche Reformen in der katholischen Kirche. Im Interview des Podcasts «himmelklar» bezog sich Bier am Mittwoch dabei sowohl auf die Lage in Deutschland wie auch auf Debatten in der Weltkirche.

Nachdenken, aber keine Reformen

So verfolge Papst Franziskus mit der von ihm ausgerufenen Weltsynode keine konkrete Reformagenda, sondern wolle sich dem Thema Synodalität widmen, erläuterte Bier. «Er meint damit das Nachdenken darüber, wie in der Kirche alle Gläubigen in einer gedeihlichen Weise miteinander umgehen können.»

Die auf dem Synodalen Weg zur Zukunft der Kirche in Deutschland geforderte Mitbestimmung von Laien lasse sich mit dem hierarchischen Aufbau der katholischen Kirche kaum in Einklang bringen, gab der Kirchenrechtler zu bedenken. Faktisch laufe alles beim Papst und auf Ebene der Bistümer beim jeweiligen Diözesanbischof zusammen.

Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.
Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.

«Wer da als Oberer an der Spitze steht, der ist oberster Gesetzgeber, der ist oberster Richter, und der ist oberstes Verwaltungsorgan oder zuständig für alle Verwaltungsakte», so Bier. «Das ist jetzt kein Setting, was per se geeignet wäre, so etwas wie Mitbestimmung oder Mehrheitsentscheide zu befördern.»

Bezogen auf Änderungen im Kirchenrecht fügte der Experte hinzu: «In der Kirche ist es so, dass ein theologischer Konsens unter Wissenschaftlern oder unter Theologen noch nicht ausreicht.» Entscheidend sei nicht der theologische Konsens unter vielen, sondern entscheidend sei die Theologie, die das Lehramt für verbindlich halte und die deshalb die Grundlage der kirchlichen Rechtsordnung sei.

Legislative in Hand des Papstes und der Bischöfe

Schnelle Gesetzesänderungen seien vor diesem Hintergrund schwer vorstellbar. «Es geht schon damit los, dass es da kein Parlament gibt, das dieses Gesetz dann verabschiedet, sondern die Legislative ganz in der Hand des Papstes und der Bischöfe ist», erläuterte Bier und machte zugleich klar: «Wenn in dieser Gemeinschaft ein bestimmter Konsens vorherrscht, dann wird sich das in der Rechtsordnung entsprechend darstellen, unabhängig davon, ob das auch ein Konsens unter den übrigen theologisch nachdenkenden Menschen in der Kirche ist.» (kna)


Georg Bier, Theologe und Professor für Kirchenrecht an der Universität Freiburg i.Br. | © Andree Kaiser/KNA
12. Juli 2023 | 13:00
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