Monika Schmid – hier in der "Sternstunde Religion" von SRF vom 26. März 2017
Schweiz

Gemassregelte Seelsorgerin erfährt grosse Unterstützung

Illnau-Effretikon, 26.9.18 (kath.ch) Weil sie den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität kritisierte, wurde die langjährige Gemeindeleiterin von Illnau-Effretikon, Monika Schmid, vom Bischof von Chur in die Schranken gewiesen. Aus ihrer Sicht findet hier ein Machtspiel des Bistums gegenüber einer kritischen Theologin statt.

Martin Spilker

Es ging um diesen einen Satz in einer Kolumne im Winterthurer «Landboten»: «Offiziell aber wird Homosexualität in unserer Kirche geächtet und verteufelt.» Sie wurde daraufhin vom Generalvikar des Bistums für den Kanton Zürich, Josef Annen, zu einem Gespräch zitiert.

Ähnliche Aussagen nicht kritisiert

Der eröffnete der 60-jährigen Theologin, dass eine solche Aussage nicht mit der kirchlichen Lehre übereinstimme. Der Bischof von Chur, Vitus Huonder, habe ihr deshalb die Beauftragung für ihre Tätigkeit als Seelsorgerin nicht verlängert. Der Generalvikar von Zürich, Josef Annen, konnte aber erwirken, dass er der Seelsorgerin die Beauftragung, die sogenannte «Missio», für ein Jahr erteilen durfte. Die katholische Kirche «verteufle» Homosexualität aber nicht und akzeptiere Menschen unabhängig ihrer sexuellen Ausrichtung, hatte Annen erst gerade in einem Beitrag von Radio SRF dazu gesagt.

«Auch in der Schweiz darf man sich als kirchliche Mitarbeiter*in nicht klar äussern.»

Monika Schmid, die vor dem Gespräch nicht einmal wusste, was ihr vorgeworfen wird, konnte die Welt nicht verstehen. Vergleichbare Aussagen hätten auch andere Theologen gemacht, seien dafür aber nicht kritisiert und erst recht nicht abgemahnt worden. Auf Facebook schrieb Schmid dazu: «Auch in der Schweiz darf man sich als kirchliche Mitarbeiter*in nicht klar äussern.»

Affront gegenüber erfahrener Seelsorgerin

Das Gespräch mit dem Generalvikar, bei dem auch ein Vertreter des diözesanen Kirchengerichts anwesend war, sei wohlwollend verlaufen, sagt Schmid gegenüber kath.ch. Die «Missio» nur für ein Jahr betrachtet die Seelsorgerin dennoch als Affront, weil sie damit quasi wieder als «Anfängerin im kirchlichen Dienst» eingestuft werde. Und der Rechtsanwalt, der sie zur Aussprache begleitet hatte, habe dazu nur gesagt, damit sei das Strafmass ja schon festgelegt.

«Die Kirchenpflege steht voll und ganz hinter Monika Schmid.»

Monika Schmid schaut jetzt aber vorwärts. Sie habe seit Bekanntwerden dieser Massregelung sehr viel Unterstützung erfahren – im Bekanntenkreis, von anderen Seelsorgern und vor allem auch in der Gemeinde, in der sie tätig ist.

Dort wurde sie im Mai denn auch klar wiedergewählt: Von rund 100 anwesenden Stimmberechtigten wurde sie mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung bestätigt. Die Präsidentin der Kirchenpflege der katholischen Kirchgemeinde Illnau-Effretikon, Gabriela Scheidegger Bertschinger, hielt gegenüber kath.ch fest: «Die Kirchenpflege der Pfarrei Illnau-Effretikon steht voll und ganz hinter Monika Schmid. Der Entscheid hat keine Auswirkungen auf die Anstellung von Frau Schmid.»

Zuspruch von Synodalratspräsidentin

Dass mit der auf ein Jahr beschränkten «Missio» gegenüber der engagierten Theologin und Trägerin des «Prix Courage» vom Bischof ein willkürlich anmutender Entscheid getroffen wurde, sehen auch andere Leute im Bistum Chur so. So äusserte sich beispielsweise die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding im «Talk täglich» auf «Tele Züri», dass es mehr Leute wie Monika Schmid in der Kirche brauche.

«Dass mit beruflichen Konsequenzen gedroht wird, ist skandalös.»

Klare Unterstützung erhielt die Theologin aber auch vom «Landboten». In einem Kommentar zur eingeschränkten «Missio» für Monika Schmid schrieb der stellvertretende Chefredaktor Jakob Bächtold: «Dass einer Autorin wegen ihres Textes im ‹Landboten› mit beruflichen Konsequenzen gedroht wird, ist skandalös. Dagegen protestieren wir als Zeitung in aller Form.»

Viel Unterstützung erfahren

Monika Schmid wird weiterhin mit Freude und Engagement in ihrer Pfarrei als Seelsorgerin tätig sein. Im Blick zurück sagt sie: «Es gab viele Menschen, die mir Mut gemacht haben, so weiterzumachen.» In ihrer jüngsten Kolumne im «Landboten» nimmt sie die kritisierte Wortwahl zur Homosexualität wieder auf. Sie habe sich geirrt, schreibt sie mit Verweis auf die deutliche Aussage von Generalvikar Josef Annen im Schweizer Radio SRF: «Nein, die Kirche verteufelt Homosexualität nicht, sie geht respekt- und liebevoll und in voller Anerkennung auf diese Menschen zu. So wurde es mir gesagt.»

Daran wird sich Monika Schmid in ihrer weiteren Tätigkeit als Seelsorgerin orientieren können. In einem Jahr muss der Bischof von Chur wieder Stellung beziehen und eine weitere Entscheidung über die Verlängerung ihrer «Missio» treffen.

Monika Schmid – hier in der «Sternstunde Religion» von SRF vom 26. März 2017 | © SRF/screenshot
26. September 2018 | 11:08
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