Vatikan
Schweiz

Papst Franziskus im Clinch

Gastkommentar von Xaver Pfister

Basel, 23.4.15 (kath.ch) In der Süddeutschen Zeitung vom 10.März 2015 erschien ein aufschlussreicher Artikel von Matthias Drobinski und Olivier Meiler. Er beginnt mit dem Hinweis auf die wöchentlichen Mittwochsaudienzen auf dem Petersplatz, an der nun schon seit zwei Jahren jedes Mal um die 30’000 Menschen den Papst erleben wollen. Die Autoren zeigen einen Papst, der auf die Menschen zugeht. Ergreifende Szenen spielen sich ab. Gleichzeitig traf Franziskus auf eine Kurie, die selbstherrlich und unprofessionell regierte. Der Vetrauensverlust konnte kaum grösser sein.

Verschärfte Spannungen

Papst Franziskus hat sofort reagiert. Er setzte eine Kardinalskommission unter der Leitung des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx ein, die Reformvorschläge erarbeiten sollte. Er hat die Neuordnung der vatikanischen Finanzen in die Wege geleitet. Er wohnt nicht im apostolischen Palast, sondern im Marta-Stift. Seine erste Reise führt ihn nach Lampedusa, wo er der Flüchtlinge gedenkt und den europäischen Regierungen deutlich ins Gewissen redet. Die Spannungen zwischen Papst und Kurie verschärfen sich.

Die Kardinalskommision unter Reinhard Kardinal Marx legt einen ersten Vorschlag einer Kurienreform vor. Ein Sturm der Entrüstung beginnt. Der Präsident der Glaubenskongegration moniert, die Kurie sei keine profane Verwaltungsstruktur. Papst Franziskus hat in seiner Rede an die Kurie vom 22.Dezember 2014 festgehalten: «Eine Kurie, die keine Selbstkritik übt, sich nicht fortbildet, die nicht versucht, sich zu bessern, ist ein kranker Leib. (…) Sie beruht oft auf der Pathologie der Macht. Auf dem Komplex der Erwählten auf dem Narzissmus, der leidenschaftlich auf sein eigenes Bild schaut und nicht das Bild Gottes sieht, das dem Angesicht der anderen, besonders der Schwächsten und der am meisten Bedürftigen, eingeprägt ist.»

Die Kurie bleibt ein Bollwerk

Die Reformvorschläge zielen darauf, die Kurie zu einem effizient arbeitenden Dienstleistungsorgan umzuwandeln. Deshalb schlägt die Reformgruppe eine Verkleinerung der Kurie vor. Das Kardinalsstaatssekretariat soll Macht abgeben. Die Ministerien sollen zusammenarbeiten. Der Leiter eines Ministeriums muss kein Bischof mehr sein. Laien, insbesondere Frauen können in diese Dienste berufen werden. Die Kurie bleibt aber ein Bollwerk gegen jede Reform, ein System von unglaublicher Beharrungs- und Abschottungskraft. Die Kurie ist ein Geflecht von Seilschaften, manchmal gar von Abhängigkeiten, weil der eine von der verbotenen Liebe des andern weiss.

Ein tiefer Graben spaltet die Kirche. Auf der einen Seite der Respekt vor dem Auftreten des Papstes und seinen Symbolhandlungen. Auf der anderen Seite die unerbittliche Kritik, die ihm aus dem Innern der Kirche entgegenschlägt.

Bischofssynode wird Marksteine setzen

Auf diesem Hintergrund erhält die Bischofssynode im Herbst grosses Gewicht. Sie wird zeigen, wie die Kräfte in der Kurie und unter den Bischöfen verteilt sind. Die Themen der Zulassung wiederverheirateter Geschiedenen zu den Sakramenten, die Deutung der Homosexualität werden zu Marksteinen auf der Grenze, die Reformer und Konservative voneinander scheidet. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Papst im ersten Teil der Bischofssynode geschwiegen hat. Es bleibt noch offen, ob er doch eher ein konservativ denkender Papst sein wird. (xp)

 

Xaver Pfister ist Theologe in Pension; xaverpfister.ch

Vatikan | © Andrea Moresino
23. April 2015 | 10:18
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