Wieder mal mit origineller Frisur: Cristiano Ronaldo.
International

Fussball-Ikone Cristiano Ronaldo: «Es reicht, wenn nur Gott mich kennt»

Eitel, aalglatt – und mithilfe von Leihmüttern mehrfacher Vater: Cristiano Ronaldo erfährt Häme und Neid. Dabei hat er ein weites Herz, was auch mit seinem katholischen Glauben zu tun hat. Noch immer wartet «CR7» auf den wichtigsten Titel: die WM-Meisterschaft. Der 37-jährige Portugiese ist aber auch so längst eine Legende. Heute tritt er in Katar gegen Ghana an.

Wolfgang Holz

Irgendwie war es wie die biblische Verwandlung vom Saulus zum Paulus. Und zwar auf dem Fussballplatz. Dieser Anblick ist und bleibt unvergesslich.

Humpelnd und gleichzeitig hüpfend, mit einer Kniebandage ums Bein, wild mit den Händen in der Luft fuchtelnd, feuert Cristiano Ronaldo seine Mitspieler auf dem Feld an. Gibt taktische Anweisungen von der Seitenlinie. Schreit, jubelt, bibbert mit.

Europameister «ohne» den Megasuperstar

Am Ende siegt Portugal und wird 2016 erstmals Fussball-Europameister gegen Frankreich. Und zwar ohne den legendären «CR7». Den Megasuperstar. Nicht ganz.

Zwar musste der portugiesische Weltstar nach einem harten Foul frühzeitig aus dem Spiel ausscheiden. Mit Tränen in den Augen verfolgte er aber wie ein zweiter Trainer vom Spielfeldrand aus das Spiel – und half seinen Kameraden zum Erfolg. Unglaublich.

Wie man Ronaldo auf dem Fussballplatz kennt: Im Spiel gegen Kroatien 2013 lässt er Luka Modric stehen.
Wie man Ronaldo auf dem Fussballplatz kennt: Im Spiel gegen Kroatien 2013 lässt er Luka Modric stehen.

Oft genug hat sich Ronaldo in seiner unvergleichlich erfolgreichen Karriere Feinde geschaffen. Neid ausgelöst. Für Kopfschütteln gesorgt.

Verrückte Frisur, Sixpacks und die Cowboy-Pose

Wenn der eitle «Hombre» wieder mal eine neue verrückte Frisur zur Schau trägt. Wenn er nach einem erzielten Tor sein Trikot auszieht, um seinen Astralkörper mit den unfassbar durchtrainierten Sixpacks den Massen zu präsentieren. Oder – der Klassiker schlechthin –, wenn er sich vor einem Freistoss breitbeinig wie ein Cowboy vor den Ball stellt, um das Leder in die Maschen zu dreschen.

Ronaldo: Ein Star mit vielen Gesichtern.
Ronaldo: Ein Star mit vielen Gesichtern.

Dabei hat es der selbstverliebte Superstar mit der Nummer Sieben auf dem Rücken seinen vielen Kritikern immer wieder gezeigt. Denn er lieferte fast immer. Egal, für wen er spielte, ob für Real Madrid, Manchester United, Juventus Turin oder für Portugal: Er traf zumeist pro Match ein oder zweimal ins Tor.

Ein veritabler Fussballgott

Seine Hunderte von Toren sind deshalb deutlich mehr als ein fussballerischer Heiligenschein. Diese Trefferbilanz verleiht «CR7» – quasi ein 007 der ganz anderen Art – zweifellos den Status eines Fussballgotts.

Eine Aura, die ihm höchstens Pelé, Maradona und Messi streitig machen können. Er ist einer der besten Fussballspieler aller Zeiten. Kein Wunder: Hat er den «Ballon d’Or», die goldene Fussballtrophäe für den jeweils Weltbesten im Jahr, fünfmal gewonnen.

Ronaldos Pose ist inzwischen ein Monument: Es steht in Funchal in seiner Heimat auf Madeira. Dort gibt es auch ein CR7-Museum.
Ronaldos Pose ist inzwischen ein Monument: Es steht in Funchal in seiner Heimat auf Madeira. Dort gibt es auch ein CR7-Museum.

Und doch ist Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, wie er offiziell mit bürgerlichem Namen heisst, oft genug in seinem Leben abgestürzt. In erster Linie neben dem Fussballplatz.

«Ronaldo» wegen Ronald Reagan

Als jüngster unter vier Geschwistern, aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen auf der Insel Madeira, erlebte er den frühen Tod seines alkoholkranken Vaters mit. Dieser hat ihm übrigens den zweiten Namen Ronaldo gegeben: Weil Ronald Reagan sein Lieblingsschauspieler war.

In die Schlagzeilen geriet der Superstar, als bekannt wurde, dass er für drei seiner sechs Kinder Leihmütter ins Brot gesetzt hatte, um ihm Nachkommen zu bescheren.

Vergewaltigungsaffäre, Steuerhinterziehung

Eine Vergewaltigungsaffäre hing ihm jahrelang an, obwohl es nie zu einer gerichtlichen Anklage kam. Er wies sämtliche Vergewaltigungsvorwürfe stets ab. Dagegen wurde er 2017 von einem spanischen Gericht zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 5,7 Millionen Euro verurteilt. Rund 19 Millionen Euro Steuern musste er nachzahlen.

Aber Ronaldo hat auch ein grosses Herz. Er gehört zu den wohltätigsten Spendern der Welt. Seit 2013 ist er Botschafter der Kinderschutzorganisation «Save the children». Motivation für sein soziales Engagement erfährt Cristiano Ronaldo durch seinen christlichen Glauben. Er ist Katholik.

«Als ich hörte, dass eines von sieben Kindern auf der Welt Tag für Tag hungrig ins Bett geht, sprang ich auf und wollte mich sofort engagieren.»

Cristiano Ronaldo

Über sein Engagement für die Initiative «Save the Children» sagte er damals: «Als ich hörte, dass eines von sieben Kindern auf der Welt Tag für Tag hungrig ins Bett geht, sprang ich auf und wollte mich sofort engagieren. Mein Vater hat mir immer gesagt: ‹Wenn du anderen hilfst, wird Gott dir das Doppelte zurückgeben›».

Dies habe er selbst in seinem Leben so erfahren. Dabei legt Cristiano Ronaldo keinen Wert auf Publicity in Sachen Wohltätigkeit. Sein Vermögen wurde 2018 auf rund 400 Millionen Euro geschätzt. «Es reicht auch, wenn nur Gott mich kennt», sagte der frühere Profi von Real Madrid einmal.

Siegprämie von 600’000 Euro gespendet

Apropos. Nach einem Gewinn der Championsleague mit Real Madrid – einem von insgesamt fünf Titeln (auch das ist Rekord!) – überwies er seine gesamte Siegprämie von 600’000 Euro einem wohltätigen Zweck. Er setzt sich auch fürs Blutspenden unter Jugendlichen ein.

Ronaldo-Memorabilien ausgestellt im Museum bei Sporting Lissabon.
Ronaldo-Memorabilien ausgestellt im Museum bei Sporting Lissabon.

Vor allem zeigt Ronaldo immer mehr Gefühle. Seit er 2016 mit Georgina Rodriguez verheiratet ist, kümmert er sich intensiv um seine Familie. Mit dem Model hat er zwei weitere Kinder – und zwar Zwillinge.

Kind starb bei der Geburt

Der eine Zwilling ist ein Mädchen. Der andere Zwilling ist ein Bub. Er starb tragisch bei der Geburt im April 2022. Ronaldo und Georgina trauerten öffentlich auf allen Kanälen. Millionen Menschen weltweit sympathisierten mit dem Promi-Paar. Ronaldo weinte sich in die Herzen seiner Fans – und wirkte dabei absolut authentisch. Längst ist er als Mensch mit sanftem Gemüt und echten Emotionen bei seinen Fans angekommen.

Seine Fans wünschen ihm natürlich, dass er bei der WM in Katar auch seine fussballerische Karriere vergolden kann. Denn noch fehlt dem 37-Jährigen trotz all seiner unzähligen Tore und Erfolge noch immer der wichtigste aller Titel in seinem Palmarès: der WM-Titel.

Wie Messi ohne WM-Titel

Und es ist klar, dass «CR7» angesichts seines fortgeschrittenen Profialters an keiner weiteren WM mehr teilnehmen wird. Das Gleiche gilt übrigens für Lionel Messi, den argentinischen Star, der ja auch noch keinen WM-Pokal in die Höhe stemmen konnte.

Doch die Vorzeichen für Ronaldo stehen momentan nicht zum Besten. Sein früherer Erfolgsclub Manchester United, mit dem er 2008 die Championsleague gewann, hat ihm vor kurzem den Laufpass gegeben.

Ronaldo vor dem Anpfiff: Im ersten WM-Spiel in Katar trifft der 37-Jährige auf Ghana.
Ronaldo vor dem Anpfiff: Im ersten WM-Spiel in Katar trifft der 37-Jährige auf Ghana.

Die Trainer hatten Cristiano Ronaldo auf die Reservebank verbannt – die Schmach hat der stolze Portugiese als Verrat empfunden. Er verfügt derzeit kaum über Spielpraxis. Die portugiesische Mannschaft zählt nicht unbedingt zu den weltbesten Teams.

Der ehrgeizige Ronaldo wird trotzdem bis zuletzt um den Erfolg kämpfen. Ja, und vielleicht wiederholt sich die Fussball-Geschichte, und sein Team holt den WM-Titel. Dieses Mal hoffentlich mit einem gesunden «CR7» auf dem Platz. Es wäre der Fussball-Ikone zu gönnen.


Wieder mal mit origineller Frisur: Cristiano Ronaldo. | © Anton Saizev soccer.ru
24. November 2022 | 13:45
Lesezeit: ca. 4 Min.
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