Freidenker-Plakat in der CVP-Hochburg Luzern
Schweiz

Freidenker zur Heiratsstrafe der CVP: «Religiöser Fundamentalismus»

Zürich, 12.2.16 (kath.ch) Die Freidenker werben derzeit mit Plakaten für ein «Nein» zur CVP-Initiative, welche die Abschaffung der Heiratsstrafe fordert. Sie werfen der Partei «religiösen Fundamentalismus» vor. CVP-Präsident Christoph Darbellay lässt sich davon nicht provozieren.

«Liebe CVP, religiöser Fundamentalismus gehört in die Versenkung, nicht in die Verfassung», steht in weissen Lettern, die kreuzförmig auf schwarzem Untergrund angeordnet sind, auf den Plakaten der Freidenker. Sie rufen damit zu einem «Nein zur scheinheiligen Ehe-Initiative» auf.

«Die Definition von Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau, wie die Initiative sie vorsieht, stellt eine fundamentalistische christliche Interpretation dar, die wir nicht teilen», erklärt Volker Kohlschütter, Leiter der Geschäftsstelle der Freidenker, auf Anfrage von kath.ch. Mit «fundamentalistisch» beziehen sie sich auf eine «rückwärtsgewandte, traditionelle Bibelauslegung», welche den verschiedenen Lebensformen in der Gesellschaft nicht Rechnung trage.

Bei der CVP lässt man sich nicht provozieren: «Ich reagiere gelassen auf Provokationen», sagt Parteipräsident Christoph Darbellay auf Anfrage, führt dann aber doch aus: «Darf man in der Schweiz das geltende Recht nicht anwenden?» Der Ehe-Begriff sei in verschiedenen Schweizer Gesetzen verankert, zudem würden auch registrierte Partner von der Initiative profitieren.

Vorstösse der Grünliberalen

Den Einwand, dass bei Annahme der Initiative der Ehebegriff als Partnerschaft von Mann und Frau in der Verfassung verankert wird, lässt er nicht gelten und verweist auf die Vorstösse der Grünliberalen Partei: «Die ‹Ehe für alle›, also auch für Gleichgeschlechtliche, ist eine andere Diskussion. Dazu haben die Grünliberalen zwei parlamentarische Initiativen eingereicht. Das Volk wird das letzte Wort haben.» Die beiden Vorstösse verlangen die rechtliche Gleichstellung der verschiedenen Lebensgemeinschaften (Ehe, eingetragene Partnerschaft und Konkubinat) und die «Ehe für alle».

Bei der Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe gehe es hingegen um ein steuerrechtliches Problem, welches verheiratete Paare und eingetragene Partnerschaften betreffe. Diese würden sowohl bei den Steuern wie bei der AHV benachteiligt, so Darbellay.

Über die Initiative der CVP wird am 28. Februar abgestimmt. Die Schweizer Bischofskonferenz hat dazu die Ja-Parole herausgegeben. (sys)

Freidenker-Plakat in der CVP-Hochburg Luzern | © Sylvia Stam
12. Februar 2016 | 16:03
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