Schweizergardisten im Dienst.
Schweiz

Freidenker wollen Walliser Spende für Gardekaserne verhindern

Der Kanton Wallis will den Neubau der Kaserne der Schweizergarde mit einer Million Franken unterstützen. Die Freidenker kritisieren den Entscheid des Staatsrats. Pfarrer Paul Martone geht davon aus, dass sie mit ihrem Widerstand gegen die Spende keinen Erfolg haben werden.

Barbara Ludwig

Die Kaserne der Schweizergarde in Rom ist in die Jahre gekommen. Der geplante Neubau kostet rund 50 Millionen Franken. In der Schweiz unterstützen zahlreiche Kantone, Landeskirchen und Kirchgemeinden das Projekt. Von den Kantonen zeigt sich das Wallis mit einem Beitrag von einer Million Franken am grosszügigsten.

Entschieden hat darüber die Regierung. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» am 25. August meldete, beschloss der Staatsrat bereits im Januar, die Million seinem Hilfsfonds zu entnehmen. Die «Loterie Romande» stellt diesen dem Staatsrat zur freien Verfügung.

Freidenker haben Rückenwind

Die Spende ist der Freidenker-Vereinigung ein Dorn im Auge. Nach dem klaren Verdikt des Luzerner Stimmvolks habe sie viel Rückenwind erhalten, berichtete der «Walliser Bote» am Freitag. Im Kanton Luzern hatte es die Organisation gemeinsam mit politischen Parteien geschafft, den vorgesehen Beitrag von 400’000 Franken in einer Referendumsabstimmung zu beerdigen.

Geld zweckentfremdet?

Im Wallis hingegen ist ein Volksentscheid über den Beitrag ans Neubauprojekt mangels einer gesetzlichen Grundlage nicht möglich, wie der «Walliser Bote» schreibt. Trotzdem lassen die Freidenker nicht locker. Laut der Zeitung prüft die Freidenker-Vereinigung nun juristisch, ob der Entscheid des Staatsrats rechtmässig war. Dazu hat sie ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Leytron, Walliser Dorf mit Kirche und Friedhof
Leytron, Walliser Dorf mit Kirche und Friedhof

«Nach allen gesetzlichen Grundlagen des Kantons Wallis sowie dem Reglement des Hilfsfonds wurde das Geld durch den Walliser Staatsrat zweckentfremdet», behauptet der Präsident der Freidenker, Andreas Kyriacou, gegenüber dem Blatt. Weil in der Schweizergarde nur Männer katholischen Glaubens dienen können, spricht Kyriacou von einer «Finanzierung des Staat-Katholizismus des Vatikans».

Gemäss dem «Walliser Boten» könnten mehrere Bestimmungen des Reglements des Hilfsfonds die Zulässigkeit der Spende in Frage stellen.

Staatsrat Favre ist Mitglied im Patronatskomitee

Die Freidenker stossen sich auch daran, dass mit Frédéric Favre ein Mitglied des Walliser Staatsrats im Patronatskomitee der Kasernenstiftung sitzt. Ein Interessenkonflikt sei «offensichtlich», so der Freidenker.

Frédéric Favre, Walliser Staatsrat.
Frédéric Favre, Walliser Staatsrat.

Bistumssprecher verteidigt Spende

Der Walliser Priester Paul Martone verteidigt gegenüber kath.ch die Spende des Kantons an das Neubauprojekt. Er sei froh und dankbar für dieses «Zeichen der Grosszügigkeit unseres Kantons», so Martone. Martone ist auch Sprecher für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten und – wie er in seinem Statement schreibt – Ehrenmitglied der Walliser Sektion der Ex-Gardisten.

Paul Martone.
Paul Martone.

Martone geht davon aus, dass dem Versuch der Freidenker, die Spende zu verhindern, «kein Erfolg» beschieden sein werde. Falls es zu einer Volksabstimmung kommen sollte, werde der Entscheid wohl anders ausfallen als im Kanton Luzern, ist der Priester überzeugt.

Gardisten im Wallis angesehen

Die zahlreichen Männer aus dem Wallis, die in der Garde gedient hätten, seien bei den Menschen angesehen und geehrt. Martone wies darauf hin, dass die Gründung der Schweizergarde 1506 auch ein Verdienst des damaligen Bischofs von Sitten, Kardinal Matthäus Schiner, gewesen sei.

Die Verbundenheit mit dem Heiligen Stuhl und der Schweizergarde zeige sich nicht zuletzt auch in dem der Garde gewidmeten Museum in Naters VS.


Schweizergardisten im Dienst. | © Päpstliche Schweizergarde
17. Oktober 2022 | 14:05
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!