Der Freiburger Domherr Claude Ducarroz
Schweiz

Freiburger Domherr plädiert für verheiratete Priester und Frauen als Priesterinnen

Der Chorherr Claude Ducarroz hat in Freiburg (Schweiz) ein leidenschaftliches Plädoyer für die Öffnung der Ämter gehalten. Dabei forderte er auch den Zugang von Frauen zum Priesteramt.

Cath.ch, Raphaël Zbinden / Adaptation: Charles Martig

«Es ist schön, Priester zu sein!» versichert Claude Ducarroz. Im Zentrum St. Ursula in Freiburg haben sich am 23. März rund 80 Personen eingefunden. Sie interessieren sich für die Fragen, die er aufwirft. Es geht um das Amtsverständnis in der Kirche, vor allem im Zusammenhang mit dem synodalen Prozess und der Krise der Institution.

Schriftsteller, Blogger und kirchliche Prominenz

Als Schriftsteller, Blogger und in den Medien gut präsent, ist Claude Ducarroz eine bekannte und respektierte Figur in der Kirche der Westschweiz. Wegen dem grossen Publikumsandrang müssen zusätzliche Stühle in den Saal.

Vielfalt der Gaben im Urchristentum

Der ehemalige Dompropst der Kathedrale von Freiburg stützt seine Argumentation auf einen historischen und biblischen Rückblick. Er erinnert daran, dass die um Jesus gebildete Gemeinschaft von einem tiefen Geist der Geschwisterlichkeit und des Dienens geprägt war. Dasselbe gilt für die allerersten christlichen Gemeinden, die die «Vielfalt der Gaben» ihrer Mitglieder berücksichtigten.

Heutige Verkünderin: Dorothee Becker leitet eine Kommunionfeier in der Kirche St. Franziskus, Riehen.
Heutige Verkünderin: Dorothee Becker leitet eine Kommunionfeier in der Kirche St. Franziskus, Riehen.

Er hebt die wichtige Rolle hervor, die Frauen im ursprünglichen Christentum spielten. Im Neuen Testament heisst es unter anderem, dass Paulus zehn Frauen zu seinen 36 Hilfskräften ernannt hatte. Er spricht von Junia als einer «hervorragenden Apostelin» – ein Zeichen dafür, dass das Apostelamt nicht nur für Männer bestimmt war.

Aufhören mit der Diskriminierung von Frauen

Claude Ducarroz sieht «keinen Grund, Frauen von Ämtern auszuschliessen», trotz des «klaren Neins» der katholischen Hierarchie in diesem Punkt. Er stellt diesbezüglich ein «signifikantes Paradoxon» im Neuen Testament fest. Obwohl die damalige patriarchalische Gesellschaft Jesus dazu veranlasste, nur männliche Apostel auszuwählen, zeigte Christus «eine prophetische Freiheit in seinen Beziehungen zu Frauen».

Insbesondere wurde ihm vorgeworfen, dass er eine ungewöhnliche Nähe zu Frauen pflegte. Das sei ein typisch patriarchaler Vorwurf, findet Ducarroz.

Paulinische Revolution – aber nicht für Frauen

Ein Paradoxon, das auch bei Paulus zu finden ist. Der Apostel befürwortet zwar, dass Frauen ihr Haupt bedecken, bei der Messe schweigen und ihren Männern untergeordnet sein sollen. «Aber wenn er sich auf die Ebene der Prinzipien begibt, ist seine Sicht eine ganz andere», stellt der Domherr fest. So erwähnt er die Worte des Apostels: «Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.» (Galater 3,28).

Publikum beim Plädoyer von Claude Ducarroz im Zentrum St. Ursula in Freiburg
Publikum beim Plädoyer von Claude Ducarroz im Zentrum St. Ursula in Freiburg

«Wenn also die paulinische Revolution mit dem Ende der Sklaverei stattfand, war das für die Frauen noch nicht der Fall», meint Claude Ducarroz ironisch. Er kritisiert «eine ungerechte Diskriminierung, sogar auf theologischer Ebene». Doch er hält fest: «Es gibt im Neuen Testament nichts, was rechtfertigen könnte, dass eine Gnade wie der Zugang zum Amt jedem Getauften verweigert wird».

Christlich und kreativ – zwei Seiten einer Medaille

Für Claude Ducarroz hat der Erneuerungsprozess der katholischen Kirche zwei Seiten: Erstens muss er immer in der Gemeinschaft mit Christus verwurzelt sein. Zweitens muss er kreativ sein, vor allem auf der Ebene der Ämter. «Was wir brauchen, ist ein Strauss von Ämtern. Aber wir sollten keine Blume ausschließen», schliesst er. (cath.ch rz / cm)


Der Freiburger Domherr Claude Ducarroz | © Raphaël Zbinden
1. April 2023 | 09:00
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