Schweiz
«Flexibilität, Kreativität und Phantasie»: Bischof Joseph Bonnemain kündigt neue Zeiten in St. Luzi an
Martin Rohrer hört als Regens in Chur auf. Nach ein paar Sabbat-Monaten werde er eine Pfarrei übernehmen, sagt Bischof Joseph Bonnemain. Der neue Regens Daniel Krieg stehe für ein neues Kapitel im Seminar St. Luzi: «Es geht um eine geschwisterliche Kirche von Anfang an.»
Raphael Rauch
Die Ausbildung der künftigen Theologinnen und Theologen solle an die Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft angepasst werden, sagte Bischof Joseph Bonnemain an einer Medienkonferenz am Mittwochabend in Chur. «Es geht um einen dynamischen Prozess mit Flexibilität, Kreativität und Phantasie.»
Der Bischof kündigt ein pastorales Entwicklungsteam an
Der Bischof von Chur ist überzeugt: «Wir brauchen nicht unbedingt Konzepte, sondern ein stetiges Unterwegssein. Ich hoffe, dass in den kommenden Wochen ein pastorales Entwicklungsteam mit Seelsorgenden aus den drei Bistumsregionen das in Angriff nehmen kann.»
Bischof Joseph Bonnemain wünscht sich, dass die Theologie-Studierenden bereits während der Ausbildung lernen, zusammen als Team zu arbeiten – egal, ob sie später einmal Seelsorgerin, Diakon oder Priester werden.
Einflussreiche «Servi della sofferenza»
Teamwork stand in den letzten Jahren nicht hoch im Kurs. Vor allem die Priesteramtskandidaten schotteten sich ab. Und wer bei der Gruppierung «Servi della sofferenza» nicht mitmachen wollte, hatte auch unter den Priesteramtskandidaten nicht den besten Stand. Der bisherige Regens Martin Rohrer gehört den «Dienern des Leidens» an, Ex-Spiritual Andreas Ruf engagiert sich nun in einer Padre-Pio-Gebetsgruppe.
«Es geht um eine geschwisterliche Kirche von Anfang an», betonte Bischof Joseph Bonnemain. Der frisch ernannte Regens Daniel Krieg sei der richtige Mann, um dieses Ziel umzusetzen: «Die Welt entwickelt sich weiter. Ich möchte eine Seelsorge, die das berücksichtigt.»
«Martin Rohrer hat das Amt nicht gesucht»
Und warum ist Daniel Krieg der Richtige? «Er ist ein erfahrener Seelsorger. Er hat die Fähigkeit bewiesen, ein Dekanat zu leiten. Und die Chemie zwischen uns stimmt einfach.»
Bonnemain dankte dem scheidenden Regens Martin Rohrer für seine achtjährige Zeit als Regens. «Er hat mit Herzblut und mit priesterlicher Hingabe sich dieser Aufgabe gewidmet. Es war keine einfache Zeit. Davon bin ich direkter Zeuge», sagte Bonnemain. Zwei Regenten hätten innerhalb kurzer Zeit das Amt verlassen. «Martin Rohrer hat das Amt nicht gesucht, sondern aus Treue zum Diözesanbischof übernommen», sagte Bonnemain. «Ich bin ihm sehr zu Dank verpflichtet.»
Über Andreas Ruf will Bonnemain nichts sagen
Eine Evaluation der Rohrer-Jahre in Chur wollte Bonnemain nicht vornehmen. In Rohrers Amtszeit fallen auch fragliche Priesterweihen. So sind manche Kandidaten, die von Vitus Huonder in den letzten Jahren geweiht wurden, gar nicht mehr für das Bistum Chur tätig, sondern bei den schismatischen Piusbrüdern. Auch zur Rolle des geschassten Ex-Spirituals Andreas Ruf wollte Bonnemain nichts sagen: «Ich möchte nach vorne schauen.»
Der Bischof von Chur kann sich vorstellen, an ein altes Kapitel in St. Luzi anzuknüpfen, als Frauen und Männer zusammenlebten. Das war nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. «Ich habe damals die Pros und Contras erlebt. Es hatte viele Vorteile», sagte Bonnemain.
Bischof hält an St. Luzi fest
Sorgen, Priesteramtskandidaten könnten aufgrund des moderaten Kurses unter Bischof Joseph Bonnemain etwa ins konservative Heiligenkreuz wechseln, habe er nicht, sagte Bonnemain. Momentan gebe es acht Priesteramtskandidaten, die sich auf ihre Aufgaben im Bistum Chur vorbereiteten.
Anders als in Deutschland, wo Bischöfe die Priesterseminare zusammenlegen, will Bonnemain an St. Luzi festhalten. «Wir stehen vor grossen Herausforderungen und müssen Synergien mit St. Gallen und Basel suchen und pflegen. Aber das Priesterseminar St. Luzi bleibt bestehen.»
Nachfolge in Altdorf noch unklar
Wer Nachfolger von Daniel Krieg als Pfarrer und Dekan in Altdorf wird, stehe noch nicht fest: «Wir sind zuversichtlich, dass wir kurzfristig Überbrückungsmöglichkeiten finden und später einen geeigneten Pfarrer», sagte Bonnemain.
* In einer ersten Version war zu lesen, Daniel Krieg und Martin Rohrer hätten an der Medienkonferenz nicht teilgenommen. Hierbei handelt es sich um ein Missverständnis: In der Videokonferenz waren die beiden nicht zu sehen; dabei waren sie sehr wohl in Chur anwesend. Wir bitten, das Missverständnis zu entschuldigen. Ausserdem haben wir präzisiert: Andreas Ruf ist nicht Mitglied der Servi della sofferenza, aber er engagiert sich in einer Padre-Pio-Gebetsgruppe.
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