Zunftweibel Stefan Imgrüth und der neue Zunftmeister Volker Eschmann (rechts).
Schweiz

«Fasnacht hat auch eine soziale und integrative Funktion»: Spitalseelsorger ist neuer Zunftmeister

Die Fasnacht kommt langsam in die Gänge. Heute wird er inthronisiert: Die Littauer Fasnacht in Luzern wird nämlich von Volker Eschmann (60) «regiert». Der langjährige Spitalseelsorger und frühere Gemeindeleiter in Reussbühl schätzt an der Fasnacht nicht nur die Ausgelassenheit, sondern auch das menschliche Miteinander, das Menschen verschiedenster Gruppen zusammenbringe.

Wolfgang Holz

Volker Eschmann ist 2006 als Knappe zur Mättli-Zunft gestossen. Der seit elf Jahren als Seelsorger im Kantonsspital Aarau Arbeitende war in den letzten Jahren in der Mättli-Zunft für die Organisation des Zunftballs zuständig. Zudem engagiert er sich für die alljährliche Erscheinung der Zunftzeitung «Schlössli-Geischt». Zusammen mit seiner Frau Dorothee Foitzik will er den Luzerner Ortsteilen Littau und Reussbühl nun eine unvergessliche Fasnacht 2024 bescheren.

«Manchmal ein Ausgleich»

So weit so gut. Doch – wie kommt eigentlich ein Spitalseelsorger zur Fasnacht? Kann die fastnächtliche Ausgelassenheit womöglich ein Stück weit persönlicher Ausgleich für die anspruchsvolle, intensive und ernste seelische Betreuung und Begleitung von Kranken sein?

«Manchmal ist es ein Ausgleich», räumt Volker Eschmann ein. Aber es sei für ihn unmöglich, etwa nach einer Sterbesituation im Spital raus in die Fasnacht zu wechseln. «Das geht für mich nicht.»

Volker Eschmann (hintere Reihe, 3.v.l.) war auch schon SRF-Radioprediger.
Volker Eschmann (hintere Reihe, 3.v.l.) war auch schon SRF-Radioprediger.

Der frühere Reussbühler Gemeindeleiter ist einfach gerne unter Menschen. Als gebürtiger Rheinländer in Aachen wuchs er zudem mit dem Karneval in Deutschland auf. Als er nach Luzern gekommen sei, wo er mit seiner Frau Dorothee wohnt, habe er sehr schnell gespürt, dass die Luzerner Fasnacht seinem Naturell entspreche.  Seine Frau ist auch theologisch tätig: Sie arbeitet als Bereichsleiterin am Theologischen Bildungsinstitut in Zürich.

Fasnacht als gesellschaftlicher Kitt

«An der Fasnacht wird oft nur das Laute und Ausgelassene gesehen», sagt der frühere Gemeindeleiter. Fasnacht erfülle aber auch eine wichtige soziale und integrative Funktion – als gesellschaftlicher Kitt sozusagen. «Denn die Fasnacht bringt Menschen zusammen, die sich im normalen Leben nie begegnen würden.»

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Gleichzeitig offeriere die Fasnacht Menschen Chancen, die sonst nicht unbedingt im Rampenlicht stünden. «In Littau treffen sich schon seit Monaten rund 1000 Personen, um sich für die Ausgestaltung des Littauer Umzugs zu engagieren – sie nähen Kostüme, üben Musikstücke und vieles mehr.»

Spitalseelsorger Volker Eschmann
Spitalseelsorger Volker Eschmann

Der neue Zunftmeister Volker Eschmann wird an der kommenden Littauer Fasnacht unterstützt durch das Weibelpaar Stefan Imgrüth und Edith Chew sowie den beiden Knappen Samir Hübscher und Erwin Zollinger. Anlässlich der feierlichen Inthronisation am heutigen Samstag, 6. Januar, wird Volker Eschmann mit seinem Weibel in der Aula des Dorfschulhauses Littau in Amt und Würden gesetzt.


Zunftweibel Stefan Imgrüth und der neue Zunftmeister Volker Eschmann (rechts). | © Markus Heimgartner
6. Januar 2024 | 14:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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