Paul Hinder, Bischof in Arabien
Schweiz

Ex-Provinzial Paul Hinder kannte Hintergründe im Fall Allaz nicht

Muscat/Chur, 21.2.17 (kath.ch) Bischof Paul Hinder kannte, als er Provinzial der Schweizer Kapuziner war, die Hintergründe zum «Fall Allaz» nicht. Im Zusammenhang mit dem Pädophiliefall mahnt der Churer Generalvikar Martin Grichting die Kirche zu politischer Enthaltsamkeit.

Am 19. September 1989 stürzte UTA-Flug 772 der französischen Luftlinie Union de Transports Aériens über der Ténéré-Wüste in Niger ab. Für das Attentat wurden Libyer verantwortlich gemacht und verurteilt. Unter den Opfern befanden sich zwei Schweizer, darunter der ehemalige Provinzial der Schweizer Kapuziner, Gervais Aeby.

Vorgänger versetzte Allaz

Dieses Amt hatte er von 1986 bis 1989 inne. In seine Amtszeit fiel die Versetzung von Joël Allaz nach Frankreich. Als Aebys Nachfolger wurde der Schweizer Kapuziner und heutige Bischof von Arabien, Paul Hinder, eingesetzt. Bis 1995 waltete er als Provinzial.

Gervais Aeby habe ihn nie über die wahren Hintergründe der Versetzung von Joël Allaz nach Savoyen informiert, sagte Hinder auf Anfrage gegenüber kath.ch. Nachdem Aeby beim Flugzeugattentat ums Leben gekommen war, hatte er dazu auch keine Möglichkeit mehr, betont der Bischof, der sich zurzeit auf Pastoralbesuch in Muscat, der Hauptstadt Omans, befindet.

Zum Fall Allaz will sich der Bischof nicht weiter äussern. Er verweist auf die aktuelle Informationspolitik der Schweizer Kapuziner im «Fall Allaz». Diese obliegt dem aktuellen Provinzial Agostino Del Pietro. Hinder stehe aber der angekündigten Untersuchungskommission zur Verfügung, die das Geschehen um den Pädophilen Joël Allaz aufarbeiten soll.

Kirche soll sich aus Politik heraushalten

Ein ganz neues Element in den Pädophilie-Fall bringt der Churer Generalvikar Martin Grichting mit kantigen Worten hinein. «Nach christlichem Glauben ist der Mensch kein durchgeknalltes Tier, das im Unterschied zu anderen Tieren zwar denken und deshalb die Welt beherrschen kann, dann aber wie die anderen Tiere verlöscht», schreibt Grichting in einem Gastkommentar für die Boulvardzeitung «Blick». Auf das Leid der Missbrauchsopfer und den Image- Schaden müsse die katholische Kirche nicht nur mit Aufarbeitung und der Bestrafung der Täter reagieren. Sie müsse vielmehr auch in sich gehen.

Auch staatliche Bildungseinrichtungen, Sportverbände und Behindertenorganisationen hätten «Leichen im Keller». Bei Pädophilie-Fällen werde die katholische Kirche «zu Recht härter kritisiert, weil sie in letzter Zeit allzu sehr als Moralinstanz aufgetreten ist und an andere hohe moralische Massstäbe angelegt hat».

Sie habe es als «ihre Aufgabe angesehen, alle zum achtsamen linksgrünen Leben zu führen. Das war hochgradiger Moralismus», stellt der Generalvikar fest und fügt an: «Und je höher man fliegt, desto brutaler ist der Absturz.» Der Genralvikar legt der katholischen Kirche ans Herz, sich an ihren «eigentlichen Auftrag» zu halten, der darin bestehe, «Glaubenswahrheiten zu verkünden über Gott und die Bestimmung des Menschen». (gs)

Paul Hinder, Bischof in Arabien | © zVg
21. Februar 2017 | 12:08
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!