Eva-Maria Faber, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Chur.
Schweiz

Eva-Maria Faber: «Angesichts einer krisenhaften Welt ist es wichtig, dass internationale Institutionen sich für Toleranz einsetzen»

Die Dogmatikprofessorin Eva-Maria Faber (59) ist in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen worden. «Es ist bestärkend, mein Wirken als Wissenschaftlerin gewürdigt zu sehen», freut sich die Rektorin der Theologischen Hochschule Chur.

Barbara Ludwig

Sie sind in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen worden. Freuen Sie sich über diese Auszeichnung?

Eva-Maria Faber*: Ja, die Auszeichnung freut mich sehr, sie macht mich aber auch verlegen. Viele Kollegen und Kolleginnen hätten eine solche Nomination ebenso sehr oder noch mehr verdient. Es ist aber natürlich bestärkend, mein Wirken als Wissenschaftlerin gewürdigt zu sehen, zumal Engagements und Verantwortlichkeiten für Institutionen, Gremien und Projekte sowie im ökumenischen Dialog oft auf Kosten der Zeit für Forschung gingen.

Insbesondere freut es mich, nun zu dieser Akademie zu gehören, die unter anderem von Kardinal Franz König gegründet wurde. Der 2004 verstorbene Kardinal spielte eine wichtige Rolle im Zweiten Vatikanischen Konzil, um das ich mich in verschiedenen Formaten bemüht habe.

«Ich bin in Institutionen nicht gern einfach Passivmitglied.»

Was bedeutet die Aufnahme in die Akademie für Sie und für Ihre Arbeit als Theologin?

Faber: Als die Anfrage kam, war ich überrascht und habe mich gefragt, was es bedeutet, diese Mitgliedschaft anzunehmen. Ich bin in Institutionen nicht gern einfach Passivmitglied, habe aber wenig Freiräume für zusätzliche Engagements. Doch angesichts einer krisenhaften Welt könnte es noch sehr wichtig werden, dass internationale Institutionen Werte hochhalten, sich für Toleranz einsetzen und den Dialog pflegen, nicht zuletzt als interreligiösen Dialog.

Das möchte ich gern mittragen und mich gegebenenfalls auch aktiv engagieren. In wissenschaftlicher Hinsicht hat es mich gereizt, die Möglichkeit einer solchen internationalen und interdisziplinären Vernetzung wahrzunehmen.

Eva-Maria Faber bei einer Ansprache an der Theologischen Hochschule Chur.
Eva-Maria Faber bei einer Ansprache an der Theologischen Hochschule Chur.

Ist es aussergewöhnlich, dass Theologinnen und Theologen aufgenommen werden?

Faber: Die Mitglieder der Akademie gehören zu Abteilungen entlang verschiedener Wissenschaften oder der Kunst. Die Abteilungen werden «Klassen» genannt. Die Klasse, in die ich aufgenommen wurde, steht unter dem Stichwort der Weltreligionen. Dazu gehören natürlich auch viele Theologinnen und Theologen verschiedener Religionen.

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In der Mitteilung der THC heisst es, Sie würden mit Ihrer Expertise den Austausch in der Klasse VII «Weltreligionen» bereichern. Wie muss man sich den Austausch vorstellen?

Faber: Dekan der Klasse VII «Weltreligionen» ist aktuell der Freiburger Historiker Mariano Delgado, der zusammen mit dem Vizedekan Jean Ehret aus Luxemburg im Umfeld des diesjährigen Festaktes «Toleranzgespräche» organisiert hat. Auch sonst finden Konferenzen statt, um den Austausch zu pflegen, damit es nicht nur eine Vernetzung auf dem Papier ist. Wie sich das konkret gestaltet, werde ich jetzt erst einmal kennenlernen dürfen.

*Eva-Maria Faber (59) ist Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Theologischen Hochschule Chur, die sie zurzeit als Rektorin leitet. Das Interview wurde schriftlich geführt.

Bischof Bonnemain gratuliert Eva-Maria Faber

Die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste hat ihren Sitz in Salzburg. Sie dient dem wissenschaftlichen Austausch über gesellschaftsrelevante Themen. Der Churer Bischof Joseph Bonnemain hat der Theologin Eva-Maria Faber zur Aufnahme in die Akademie gratuliert, wie aus einer Medienmitteilung des Bistums Chur vom Samstag hervorgeht. Sie sei aufgrund ihrer vielseitigen, wissenschaftlichen Verdienste aufgenommen worden.

Bonnemain ist Grosskanzler der Theologischen Hochschule Chur (THC), die zurzeit von Faber als Rektorin geleitet wird. Es sei ihm in diesem Augenblick wichtig, und vor allem «ein Herzensanliegen, ihr Engagement zum Fortbestehen und zur Entfaltung unserer Theologischen Hochschule zu unterstreichen». Faber war und sei bis heute bereit, überall im Bistum sowie darüber hinaus fundierte Beiträge einer zeitgemässen Seelsorge und Pastoral zu leisten, so Joseph Bonnemain. «Ich bin mir sehr bewusst, was unsere Diözese Chur in den letzten 25 Jahren von Professorin Faber erhalten und zu verdanken hat.» (bal)


Eva-Maria Faber, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Chur. | © Manuela Matt
25. März 2024 | 06:00
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