Melanie F. wusste nichts von der Abtreibung.
International

EU-Bischöfe kritisieren EU-Entwurf zu Grundrecht auf Abtreibung

Abgeordnete des Europaparlaments wollen ein Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in der Grundrechte-Charta verankern. Katholische Bischöfe melden dagegen inhaltliche und formale Bedenken an.

Die katholischen Bischöfe in der EU haben sich gegen eine Initiative von Europaabgeordneten gewandt, ein Recht auf Abtreibung in die Europäische Grundrechte-Charta einzufügen.

Das Recht auf Leben sei der Grundpfeiler aller anderen Menschenrechte, erklärte die Bischofskommission Comece am Dienstag in Brüssel. Dies gelte besonders für Schutzbedürftige wie ungeborene Kinder, aber auch Migranten, alte Menschen, Personen mit Behinderungen und Kranke. Auch im internationalen Recht gebe es keinen anerkannten Anspruch auf Schwangerschaftsabbrüche.

Abstimmung am Donnerstag

Das Europäische Parlament stimmt am Donnerstag über einen Resolutionsentwurf ab, mit dem die EU-Mitgliedstaaten aufgerufen werden sollen, die Grundrechte-Charta um das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und freien, informierten, vollen und allgemeinen Zugang zu sexueller und fortpflanzungsmedizinischer Gesundheit einschliesslich sicherer und legaler Abtreibungen zu erweitern. Dafür wäre eine einstimmige Änderung der EU-Verträge nötig.

Vor dem EU-Sitz in Brüssel.
Vor dem EU-Sitz in Brüssel.

Eingebracht wurde dieser Vorschlag von Abgeordneten der Sozialdemokraten, Liberalen, Grünen und Linken sowie einigen schwedischen Parlamentariern, die zur konservativ-christdemokratischen Gruppe der Europäischen Volkspartei (EVP) gehören. Die EVP bringt einen Gegenentwurf zur Abstimmung, der auf die Zuständigkeit der einzelnen Mitgliedstaaten in der Abtreibungsfrage verweist und mehr Unterstützung für Schwangere und Mütter verlangt.

Bischöfe argumentieren mit «Dignitas infinita»

Die Bischöfe der Comece zitieren aus der jüngsten Vatikan-Erklärung «Dignitas infinita», nach der der Mensch in jeder Situation und Entwicklungsphase seine Daseinsberechtigung in sich selbst trage.

«Wenn diese Überzeugung hinfällig wird, bleiben keine festen und dauerhaften Grundlagen für die Verteidigung der Menschenrechte; diese wären dann immer den zufälligen Nützlichkeiten der jeweiligen Machthaber unterworfen», so die Bischöfe mit der römischen Glaubensbehörde.

«Keine Ideologie aufzwingen»

Zudem betont die Bischofskommission unter Vorsitz des italienischen Bischofs Mariano Crociata, innerhalb der EU gebe es unterschiedliche Kulturen und Traditionen. Die Europäische Union könne anderen keine «ideologischen Positionen zur menschlichen Person, Sexualität und Gender, Ehe und Familie und so weiter aufzwingen». Eine Förderung und Erleichterung der Abtreibung gehe «in die entgegengesetzte Richtung zur wirklichen Förderung der Frauen und ihrer Rechte».

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Melanie F. wusste nichts von der Abtreibung. | © Georges Scherrer
9. April 2024 | 15:55
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