Erzbischof Wolfgang Haas kanzelt Kritiker ab

Keine Synodalität, kein Teamplay: Der Verein für eine offene Kirche in Liechtenstein beschwert sich über Erzbischof Wolfgang Haas. Der kontert nun – und kanzelt seine Kritikerinnen und Kritiker ab.

Raphael Rauch

Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, hat sich geweigert, im Fürstentum einen synodalen Prozess zu starten. Und zwar mit der Begründung, dass die Wege in Liechtenstein klein seien, «so dass schon immer ein geistiger und geistlicher Austausch möglich war und ist». 

Synodaler Prozess ohne den Erzbischof

Auch auf schriftlichem Wege könnten Wünsche und Anliegen zur Gestaltung des kirchlichen Lebens direkt an den Erzbischof oder das Generalvikariat gerichtet werden.

Verein für offene Kirche in Liechtenstein (von links): Christel Kaufmann, Klaus Biedermann und Bruno Fluder.
Verein für offene Kirche in Liechtenstein (von links): Christel Kaufmann, Klaus Biedermann und Bruno Fluder.

Für Haas’ Kritiker vom Verein für eine offene Kirche in Liechtenstein klang das wie blanker Hohn. Deswegen organisierten sie einen synodalen Prozess am Erzbischof vorbei – und haben letzte Woche Wolfgang Haas ihre Ergebnisse zugeschickt.

Wolfgang Haas muss nächstes Jahr seinen Rücktritt anbieten

«Wie nicht anders zu erwarten war, setzt sich der Bericht kritisch mit der kirchlichen, näherhin pastoralen Situation hierzulande auseinander und gipfelt in einer kirchenpolitischen, konkret personalpolitischen Aussage», antwortet Erzbischof Wolfgang Haas seinen Kritikerinnen und Kritikern in einem Brief, der kath.ch vorliegt.

Kathedrale St. Florin, Vaduz
Kathedrale St. Florin, Vaduz

Dem Verein für eine offene Kirche gehe es weniger um den synodalen Prozess als um die Nachfolgeregelung in Vaduz. Wolfgang Haas wird nächstes Jahr 75 und muss Papst Franziskus dann altersbedingt seinen Rücktritt anbieten.

Kirche im Niedergang

Der Erzbischof ist überzeugt, dass der Verein für eine offene Kirche in Liechtenstein sich im Niedergang befindet: «Es braucht wohl nicht sehr viel Fantasie, um festzustellen, wie in der breiten Bevölkerung mittlerweile ein unübersehbares Desinteresse an den vom Verein für eine offene Kirche neuerlich aufgeworfenen Fragen besteht. Dies war von Anfang an absehbar. Im Leben der Pfarreien geht es um grundlegende menschliche Anliegen, auf die unser Glauben von Anfang an eine Antwort gibt und wofür wir immer ganz Ohr sind.»

Martin Krebs, Apostolischer Nuntius, am traditionellen Neujahrsempfang 2022 im Bundeshaus.
Martin Krebs, Apostolischer Nuntius, am traditionellen Neujahrsempfang 2022 im Bundeshaus.

Der Verein für eine offene Kirche hat letzte Woche angekündigt, sich bei Nuntius Martin Krebs über Erzbischof Wolfgang Haas zu beschweren. Dem scheint der Vaduzer Oberhirte offenbar zuvorkommen zu wollen: Sein Brief geht in Kopie an die Nuntiatur in Bern.


8. Juni 2022 | 07:56
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