Unterschriftensammlung Allianz "Es reicht"
Schweiz

Enttäuschung und Bedauern über die «Spielverlängerung» Huonders

Zürich, 4.5.17 (kath.ch) Die Entscheidung, Vitus Huonder noch zwei Jahre im Amt zu lassen, enttäuscht Katholiken, die sich für Reformen in der Kirche einsetzen. Unverständlich bleiben für viele die Gründe, weshalb der Papst so entschieden hat.

Sylvia Stam

Am schnellsten und am heftigsten reagiert die Pfarrei-Initiative: «Die Nachricht, Huonder bleibt noch zwei Jahre, hat uns schockiert», teilt deren Sprecher Willi Anderau in einem Communiqué (4. Mai) mit. Enttäuschung auch auf Seiten der Allianz «Es reicht», die sich mit einer Petition für einen Administrator als Nachfolger von Vitus Huonder eingesetzt hat: «Wir sind sehr enttäuscht, dass der Papst diesen Weg einschlägt und die Option eines Administrators nicht auswählt», sagt Simone Curau-Aepli, welche den Schweizerischen Katholischen Frauenbund in der Allianz vertritt, gegenüber kath.ch. Das sei ein klares Signal dafür, dass es zu einer ordentlichen Bischofswahl kommen werde. «Papst Franziskus ist sich offenbar nicht bewusst, was im Bistum Chur vor sich geht.»

Entgegen Ankündigung des Nuntius

Enttäuschung auch bei der katholischen Kirche im Kanton Zürich:  »Überraschend und vielleicht enttäuschend ist die lange Dauer», sagt Synodalratspräsident Benno Schnüriger am Donnerstag gegenüber Schweizer Radio SRF. «Die Progressiveren Kreise hätten sich eine schnellere Ablösung gewünscht.»

«Man spielt den Ball zurück.»

Gemäss Simon Spengler, Kommunikationsbeauftragter der katholischen Kirche im Kanton Zürich, ist nicht nur der Synodalrat, sondern auch Generalvikar Josef Annen überrascht. Zumal der päpstliche Nuntius Thomas E. Gullickson angekündigt habe, der neue Bischof könne im Laufe des Jahres 2018 gewählt werden.

Warum?

Über die Gründe für die Entscheidung des Papstes kann nur spekuliert werden, und diese Spekulationen fallen unterschiedlich aus: Gemäss dem Kapuziner Willi Anderau von der Pfarrei-Initiative liegt Vitus Huonder mit seiner Begründung, die Verlängerung sei ein Vertrauensbeweis, «völlig falsch». Er geht stattdessen davon aus, dass der Papst sich bewusst sei, dass die Nachfolgeregelung im Bistum Chur eine heikle Sache sei. «Mit den Vorschlägen, die zurzeit vorliegen (inklusive jenen von Nuntius Gullickson) konnte man sich nicht anfreunden», ebenso wenig mit dem Vorschlag, einen Administrator einzusetzen. «Also spielt man den Ball zurück. Schaut selber, dass ihr in eurem Bistum in diesen zwei Jahren zu vernünftigen Lösungen kommt!» mutmasst Anderau.

Auch Nuntius kennt Gründe nicht

Auch Schnüriger nennt die Möglichkeit, «dass der Papst sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen will», als möglichen Grund. ” Vielleicht will sich der Papst jetzt mehr Zeit nehmen, um genau die Person zu finden, die die Grabenkämpfe im Bistum Chur überwinden könnte», sagte er gegenüber SRF.

«Ich kenne die Begründung selbst nicht»

Offenbar kennt nicht einmal Nuntius Thomas E. Gullickson die Gründe des Papstes: «Roma locuta, causa finita…  (Rom hat gesprochen, damit ist die Sache entschieden) Ich kenne die Begründung selbst nicht», so Gullickson in einer Twitter-Direktnachricht an kath.ch.

«Wie unmündige Kinder behandelt»

Doch genau diese Tatsache, dass die Gründe für diese «Spielverlängerung» unbekannt bleiben, ist für Anderau Grund, sich zu wehren: «Ein weiteres Mal werden wir wie unmündige Kinder behandelt, die nicht zu wissen brauchen, weshalb ihre Vorgesetzten so und nicht anders entschieden haben.» Gegen diese unwürdige Behandlung von mündigen Kirchenbürgern und engagierten Katholiken und Seelsorgern «müssen wir uns mit allen Mitteln wehren.» Er versteht die zwei Jahre Verlängerung durchaus auch als «Herausforderung, nicht leiser zu werden.» Schliesslich seien zwei Jahre eine lange Zeit, «vielleicht auch genügend Zeit, den Nuntius in Bern abzulösen!»

Ein einziger Satz von der Bischofskonferenz

Wie geht es nun weiter? «Wir erwarten und hoffen, dass die an der Wahl beteiligten Instanzen die Zeit bis Ostern 2019 gut nutzen, um einen geeigneten Nachfolger für den Churer Bischofssitz zu finden» sagt Spengler im Namen der katholischen Kirche im Kanton Zürich.

Auch die Allianz «Es reicht» will «dran bleiben», und zwar mit einem konkreten Vorgehen: «Als nächsten Schritt werden wir die anderen Bischöfe kontaktieren. Sie sollen dem Nuntius Kandidaten melden, die fähig und willens sind, im Bistum Chur bestehende Gräben aufzufüllen und neue Brücken zu bauen», sagte Curau-Aepli gegenüber kath.ch.

«Wir haben die Entscheidung erfahren und respektieren sie.»

Die Schweizer Bischofskonferenz kommentiert das Geschehen ausserordentlich rasch und noch dürftiger als üblich. Nämlich mit einem einzigen Satz: «Wir haben die Entscheidung erfahren und natürlich respektieren wir sie.»

Einer jedoch zeigt Freude über den Entscheid des Papstes: Valentin Abgottspon, Präsident der Walliser Freidenker, twittert: «Katholischer Beauftragter für Kirchenaustrittskatalyse darf noch ein bisschen weiter beim Säkularisieren mithelfen.»

Hinweis: Interview mit Simone Curau-Aepli von der Allianz «Es reicht» folgt am 5.5. auf kath.ch.


Unterschriftensammlung Allianz «Es reicht»
4. Mai 2017 | 13:49
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