Proteste in Beirut
International

Ein Toter und Verletzte bei Demonstrationen in Beirut

In Beirut haben am Samstag Tausende Menschen gegen die Regierung demonstriert. In Sprechchören forderten sie Rache und Gerechtigkeit.

Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind nach Angaben des Libanesischen Roten Kreuzes mindestens 172 Personen verletzt worden. 55 wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Laut dem Sender «LBCI» wurde eine Einsatzkraft getötet.

Sicherheitskräfte schossen laut örtlichen Medienberichten mit Tränengas und Gummigeschosse auf Demonstranten. Einige Demonstranten warfen mit Steinen und Rauchbomben auf die Einsatzkräfte.

Versucht, Absperrungen zu durchbrechen

Einige Demonstranten sollen erneut versucht haben, die Absperrung zum Parlament zu durchbrechen. Laut Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur «NNA» besetzte eine Gruppe einschliesslich ehemaliger Militärs das Aussenministerium. Sie hissten Transparente mit der Aufschrift «Beirut – Stadt ohne Waffen» und «Beirut – Stadt der Revolution». Auch das Wirtschafts- und das Umweltministerium sowie das World Trade Center sollen Demonstranten laut Medien gestürmt haben.

Rücktritte gefordert

Die Demonstranten forderten den Rücktritt der Regierung sowie die Strafverfolgung der Verantwortlichen für die verheerende Explosion im Hafen von Beirut, bei der am vergangenen Dienstag mindestens 158 Menschen getötet und 6000 Menschen verletzt wurden. In Sprechchören forderten sie Rache und Gerechtigkeit. Ministerpräsident Hassan Diab kündigte laut Medienberichten an, sein Kabinett zur Vorbereitung vorgezogener Neuwahlen aufzurufen. (kna)

Proteste in Beirut | © Keystone
9. August 2020 | 13:37
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Papst: Koexistenz aktuell zerbrechlich

Papst Franziskus hat Bischöfe, Priester und Ordensleute im Libanon aufgerufen, den Menschen besonders nahe zu sein. Die Explosions-Katastrophe in Beirut vom Dienstag verlange von allen, angefangen bei den Libanesen selbst, «für das Wohl dieses geliebten Landes zusammenzuarbeiten», so der Papst bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz.

Er denke in diesen Tagen oft an den Libanon, sagte Franziskus und grüsste eine Gruppe Libanesen auf dem Petersplatz. Das Land habe eine eigene Identität, geprägt durch das Zusammenleben verschiedener Kulturen. Diese Koexistenz jedoch sei «im Moment sehr zerbrechlich», mahnte der Papst. «Mit Gottes Hilfe und der loyalen Beteiligung aller» könne das Zusammenleben aber wieder gestärkt werden. In dieser Zeit dürfe die Kirche die leidenden Menschen nicht alleine lassen und müsse, wie es bereits geschieht, weiter an ihrer Seite stehen, mahnte Franziskus.

Auf Initiative des französischen Staatspräsidenten Emanuel Macron wird derzeit eine internationale Geberkonferenz organisiert, die das Land beim Wiederaufbau unterstützen soll. Zahlreiche Staaten und Organisationen haben bereits diverse Hilfen zugesagt und auch schon geliefert. (CIC)