Papst Franziskus trauert um seinen Vorgänger Benedikt XVI.
Kommentar

Ein nüchternes Requiem: Papst Franziskus verzichtet auf Personalisierung und Emotionalität

Der Liturgie-Experte Martin Klöckener verteidigt Franziskus’ Entscheidung, eine biblische Predigt und keine Laudatio auf Benedikt XVI. zu halten. Auch wenn in der Schweiz bei Abdankungen sehr persönliche Worte üblich sind: Bei einem Requiem geht es nicht darum, Lebensbilder zu präsentieren, sondern für den Verstorbenen bei Gott einzutreten. Ein Gastkommentar.   

Martin Klöckener*

Mit einer grossen Trauergemeinde ist am Donnerstag für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. die Eucharistie gefeiert und sind die Riten der letzten Verabschiedung auf dem Petersplatz in Rom vollzogen worden. 

Requiem für Benedikt XVI.
Requiem für Benedikt XVI.

Das Begräbnis selbst in den Grotten des Petersdoms im früheren Grab von Papst Johannes Paul II. fand im kleinen Kreis und ohne Präsenz der Medien statt. Inzwischen hat «Vatican Media» fragmentarische Filmaufnahmen veröffentlicht, die einen partiellen Einblick in die Abläufe geben. 

Die mitfeiernde Gemeinde und der liturgische Raum

Die Feiergemeinde auf dem Platz vor der Basilika St. Peter umfasste offiziellen Angaben zufolge ungefähr 50’000 Teilnehmende, davon 3’500 Priester, die in weisser Albe und mit roter Stola zusammen in zwei Blöcken standen, auch viele Ordensleute. 

Requiem für Benedikt XVI.
Requiem für Benedikt XVI.

Damit war die Zahl derer, die vom aufgebahrten Leichnam Benedikts im Petersdom an den drei vorausgehenden Tagen Abschied genommen haben (es wird von 200’000 Personen gesprochen), um ein Mehrfaches höher, als an der Begräbnisliturgie teilgenommen haben. 

Die Weltkirche kommt in Rom zusammen

Etwa 400 Bischöfe aus aller Welt waren versammelt, darunter rund 130 Kardinäle, die ihren Platz auf der linken Seite in der Nähe des Altars hatten, während auf der rechten Seite gegenüber die Vertreter und Vertreterinnen aus Politik und Gesellschaft sassen.

Von links Sofia von Spanien, Philippe und Mathilde von Belgien, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Staatspräsident Sergio Mattarella
Von links Sofia von Spanien, Philippe und Mathilde von Belgien, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Staatspräsident Sergio Mattarella

Unter anderem Königin Sofia von Spanien, König Philippe von Belgien, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und zur Bekundung der Verbundenheit mit der Heimat Benedikts XVI. der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Aus der Schweiz nahm der Botschafter am Heiligen Stuhl Denis Knobel an der Liturgie teil.

Trauerfeier für Papst Benedikt XVI. Der Schweizer Botschafter Denis Knobel steht hinter der belgischen Königin Mathilde und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
Trauerfeier für Papst Benedikt XVI. Der Schweizer Botschafter Denis Knobel steht hinter der belgischen Königin Mathilde und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Ähnlich wie bei anderen vatikanischen Grossgottesdiensten auf dem Petersplatz stand ein ad hoc errichteter Altar auf der obersten Ebene der Treppenstufen, geschützt von einer ausladenden weissen Überdachung. Links vor dem Altar war die Osterkerze aufgestellt, rechts befand sich eine grosse Marienfigur.

Requiem für Benedikt XVI.
Requiem für Benedikt XVI.

Papst Franziskus als Vorsteher der Liturgie sass auf einem weissen Sessel vor dem Altar den Gläubigen zugewandt. Zwei Ambonen, einerseits für die Verkündigung der ersten beiden Lesungen und des Antwortpsalms, andererseits für den Vortrag des Evangeliums, standen zur Gemeinde hin vorgezogen rechts und links des Altares. Dadurch wurde dem weiten, offenen Raum eine Struktur gegeben. Die Schola war am Rande platziert; nur der Leiter trug ein liturgisches Gewand, während die anderen Sängerinnen und Sänger in Zivilkleidung mitwirkten. 

Gänswein legt das Evangeliar auf den Sarg

Der Sarg mit dem Leichnam des Verstorbenen wurde von zwölf Trägern aus dem Petersdom herausgetragen und auf ein grosses Podest unterhalb des Altares gestellt. Erzbischof Gänswein, der Benedikt XVI. besonders nahestand, sowie der päpstliche Zeremonienmeister Diego Giovanni Ravelli legten das aufgeschlagene Evangeliar auf den Sarg.

Erzbischof Georg Gänswein und Diego Giovanni Ravelli legen das Evangeliar auf den Sarg des verstorbenen Benedikt XVI.
Erzbischof Georg Gänswein und Diego Giovanni Ravelli legen das Evangeliar auf den Sarg des verstorbenen Benedikt XVI.

Hatte bei der Begräbnisfeier von Papst Johannes Paul II. im Jahre 2005 der Wind sein eindrückliches Spiel mit den Blättern des Evangelienbuches getrieben, so blieben an diesem windstillen Vormittag die Seiten unbewegt liegen. Unmittelbar vor Beginn der Eucharistiefeier erklang die Antiphon «Salve Regina», der Anruf Mariens als Mutter der Barmherzigkeit.

Sarg mit Evangeliar: Trauer um Benedikt XVI.
Sarg mit Evangeliar: Trauer um Benedikt XVI.

Eröffnung und Schriftlesungen

Papst Franziskus eröffnete die Feier mit dem liturgischen Gruss an die Versammelten ohne weitere persönliche Worte, während er mit seiner Assistenz vor dem Altar sass und dort auch während der von ihm geleiteten Teile – wohl wegen der Kniebeschwerden – verharrte. Ein weisses Messbuch speziell mit dem betreffenden Formular war eigens für diesen Gottesdienst erstellt worden, wie es auch bei anderen liturgischen Feiern mit dem Papst als Vorsteher jeweils vorbereitet wird. 

Der Ablauf der Messe
Der Ablauf der Messe

Der Verlauf entsprach exakt den im Feierbuch notierten Texten. Die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (26,16-19), die eine junge Frau auf Spanisch vom Ambo aus vortrug, verkündete das Wirken Gottes an den Menschen zwischen Schöpfung und Vollendung; diese Verse bekommen in der Begräbnisliturgie eine besondere Aussagekraft. Der Antwortpsalm 23(22), der das Vertrauen auf Gott mit dem Bild vom Hirten ausdrückt, wurde mit seinen Versen im Wechsel von Kantor und Gemeinde gesungen, die zweite Lesung 1 Petr 1,3-9 als ein Zeugnis der Auferstehungshoffnung von einer anderen Lektorin auf Englisch vorgetragen. 

Warum kehrte das Evangeliar nicht auf den Sarg Benedikts zurück?

Das Halleluja mit seinem Vers Joh 6,40 begleitete die Evangelienprozession und erklang mit einer österlichen Melodie. Der Diakon trug das Evangelium Lk 23,39-46 gesungen vom zweiten, grösseren Ambo aus vor, womit die der Liturgie innewohnende biblische Hermeneutik bezüglich des Verhältnisses von nicht-evangelischen Lesungen und Evangelium zum Tragen kam.

Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Benedikt XVI..
Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Benedikt XVI..

Das Evangeliar wurde feierlich zurückgetragen; die Fernsehkamera fing aber ein, dass es am Ende einem Ministranten übergeben und von diesem weggebracht wurde. Die Inthronisation des Evangeliars, wie sie auch in manchen Pfarrkirchen in schlichter, aber angemessener Form geschieht, hätte hier ihren Platz haben können. Ebenfalls hätte man gerade dieses Evangeliar nach der Verkündigung auf den Sarg Benedikts XVI. niederlegen können.

Biblische Predigt des Papstes

Papst Franziskus knüpfte in seiner vollständig abgelesenen Predigt an das Hirtenmotiv und dessen Bedeutung für das Leben der Kirche an. Ebenfalls verweilte er eine Zeitlang bei einer Betrachtung der Hände im biblischen Kontext, die im verkündeten Evangelienwort «Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist» beim Sterben Jesu eine zentrale Rolle spielen.

Waldbrand in Portugal: der gute Hirte.
Waldbrand in Portugal: der gute Hirte.

Seinen Dienst, ja sein ganzes Leben in die Hände Gottes zu legen sei tiefster Ausdruck der Hingabe und des Vertrauens in Gott. Der Hirt weide nicht nur seine Schafe, sondern liebe sie auch und – übertragen auf den Hirtendienst in der Kirche – schenke den Gläubigen Gottes Wort und seine Gegenwart. «Das gläubige Volk Gottes versammelt sich, es begleitet das Leben dessen, der sein Hirte war, und vertraut es dem Herrn an.» 

Das endzeitliche Hochzeitsmahl

In die Hände der Barmherzigkeit Gottes empfehle nun auch die Kirche den verstorbenen Benedikt XVI., verbunden mit Dankbarkeit für sein Wirken und Hoffnung auf die Vollendung durch Gott. Im letzten Satz der Predigt sprach Papst Franziskus seinen verstorbenen Vorgänger unter Benutzung des Bildes vom endzeitlichen Hochzeitsmahl direkt an: «Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!»

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Die Predigt war durch und durch biblisch. Die Leitmotive der vertrauenden Hingabe in die Hände Gottes sowie des Hirten und der Herde in ihrer liebenden Beziehung zueinander prägten die Aussagen. Sie erhielten ihre Aktualität und ihre Aussagekraft durch die besondere Situation, in die hinein sie gesprochen wurden. Papst Franziskus verzichtete auf jedes Wort der Würdigung seines Vorgängers. Wer hier anderes erwartet hatte, wurde möglicherweise enttäuscht. 

Es geht nicht um eine Laudatio – sondern um eine Fürsprache

Aber es entspricht vollauf dem, worin die Liturgie der Kirche ihre eigene Bedeutung sieht: Es geht nicht darum, Lebensbilder des Verstorbenen zu präsentieren, wie es sich in der Praxis vielfach eingebürgert hat, sondern für den Verstorbenen bei Gott einzutreten und diesen um Erbarmen und endzeitliche Vollendung des immer Stückwerk gebliebenen menschlichen Lebens und Wirkens zu bitten. 

Klerikale Kulisse während des Requiems für Benedikt XVI.
Klerikale Kulisse während des Requiems für Benedikt XVI.

Insofern ist die Totenliturgie nüchtern, primär konzentriert auf das fürbittende Eintreten für den Verstorbenen vor Gott. Im Glauben wird sie dann auch zum Trost für die Hinterbliebenen, ohne allerdings schon eine Zusage des ewigen Lebens zu proklamieren; das steht allein Gott zu. Papst Franziskus in seiner Predigt wie überhaupt die ganze Eucharistiefeier und die anschliessende letzte Verabschiedung haben dies respektiert und damit auf ihre Weise ein Zeugnis der Hoffnung gegeben. 

Fürbitten auf deutsch, französisch, arabisch, portugiesisch und italienisch

Sowohl nach der Predigt als auch später nach der Kommunion wurde eine längere Stille gehalten, was die gesammelte Atmosphäre, die die Liturgie durchzog, förderte. Die Fürbitten wurden in mehreren Sprachen (deutsch, französisch, arabisch, portugiesisch und italienisch) von drei Frauen, darunter einer Ordensschwester, und zwei Männern vorgetragen.

Der eucharistische Teil der Messe

Ab der Gabenbereitung bis zur Kommunion übernahm Kardinaldekan Giovanni Battista Re die Dienste am Altar, während Papst Franziskus als eigentlicher Vorsteher seitlich vor dem Altar auf seinem Sessel verharrte. Beim Eucharistischen Hochgebet III trugen zwei weitere Kardinäle die Abschnitte der Konzelebranten vor.

Kelche und Hostienschalen für das Requiem für Benedikt XVI.
Kelche und Hostienschalen für das Requiem für Benedikt XVI.

Zum einen Leonardo Sandri, Subdekan des Kardinalskollegiums, zum anderen Francis Arinze. Er leitete zwischen 1984 und 2002 den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog und anschliessend bis 2008 die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

Die bayerischen Gebirgsschützen in Rom machten sich hübsch auf Fotos – spielten in der Liturgie aber keine Rolle.
Die bayerischen Gebirgsschützen in Rom machten sich hübsch auf Fotos – spielten in der Liturgie aber keine Rolle.

Rund 200 Priester und Diakone teilten auf dem Platz die Kommunion aus. Ab dem Schlussgebet erhielt Papst Franziskus wieder seinen Platz vor dem Altar und sprach von dort das Schlussgebet. 

Die letzte Verabschiedung

Die letzte Verabschiedung schloss sich unmittelbar an. Papst Franziskus lud die Gläubigen zu einem Gebet für den Verstorbenen sowie zur Anrufung der Gottesmutter um ihre Fürsprache ein. Die Besprengung des Sarges mit Weihwasser und die Inzens mit Weihrauch übernahm Kardinal Re, nachdem der Papst den Weihrauch eingelegt hatte.

Links am Sarg: Sofia von Spanien und Philippe und Mathilde von Belgien.
Links am Sarg: Sofia von Spanien und Philippe und Mathilde von Belgien.

Der Ritus wurde vom Gesang der Schola «Ich glaube, dass mein Erlöser lebt» (»Credo quod Redemptor meus vivit…») begleitet. Ein weiteres Gebet des Papstes für seinen verstorbenen emeritierten Vorgänger und der klassische Gesang von Schola gemeinsam mit der Gemeinde zur Übertragung des Leichnams «In paradisum deducant te Angeli» schlossen sich an. Zuletzt sangen alle im Wechsel das Magnificat als Lobgesang Mariens über das befreiende Wirken Gottes, der die Armen und Niedrigen erhöht, die Mächtigen vom Thron stürzt und den Menschen errettet, das unüberbietbare Lied der Hoffnung. 

In die Gruft des Petersdoms

Danach wurde der Sarg in den Petersdom und von dort weiter in die Gruft im Untergeschoss getragen. Hinter dem Altar wartete aber zunächst Papst Franziskus, verweilte vor dem Sarg in Stille, segnete und berührte ihn ein letztes Mal und verneigte sich vor dem Verstorbenen, eine eindrückliche persönliche Geste.

Gläubige halten ein Banner mit der Aufschrift "Santo Subito"  bei der Trauermesse für Benedikt XVI., Januar 2023
Gläubige halten ein Banner mit der Aufschrift "Santo Subito" bei der Trauermesse für Benedikt XVI., Januar 2023

Schon vor dem Magnificat und abermals danach erklangen einzelne laute Rufe aus der Menge und wurde von zahlreichen Anwesenden applaudiert. Weiter hinten in den Reihen hielten Gläubige ein Plakat mit der Aufschrift «Santo Subito» hoch. Vereinzelt wurden bayrische Fahnen in die Höhe gehalten. Weitere Rufe konnten sich wegen des Orgelspiels kein Gehör mehr verschaffen. Als die Sargträger dann in den Petersdom einzogen und den Blicken der Öffentlichkeit entzogen wurden, schritt Erzbischof Gänswein als erster hinter dem Sarg, mit ihm eine grössere Gruppe von Personen in Zivilkleidung, die vermutlich mit Benedikt verwandt waren oder sonst eine enge persönliche Beziehung zu ihm hatten. 

Die Einsargung in der Krypta von St. Peter

Die veröffentlichten Filmaufnahmen aus der Krypta von St. Peter geben einen fragmentarischen Eindruck von den Vollzügen. Die gregorianische Schola singt an verschiedenen Stellen. Zeitweise begleitet das Rosenkranzgebet (auf Latein) das Geschehen. Anwesend sind zusammen mit Erzbischof Gänswein die kleine Gruppe der Benedikt Nahestehenden sowie fünf Kardinäle, dazu einige wenige weitere Personen.

Der Sarg aus Zypressenholz wird zunächst versiegelt, dann in einen Zinksarg gesenkt, der zugelötet und ebenfalls versiegelt wird. Schliesslich wird der Zinksarg in einen weiteren Holzsarg gegeben und in den Boden eingelassen. Kardinal Re spricht ein letztes Segensgebet und erteilt nochmals den Segen, ehe die Nahestehenden zum in den Boden eingelassenen Sarg zur persönlichen Verabschiedung hinzutreten. 

Schlichte Gestalt der Liturgie

Wie aufgrund des vorab veröffentlichten Textheftes schon zu erwarten war, war die Liturgie äusserst schlicht in den Formen, im Grunde eine normale Begräbnismesse nach dem römischen Messbuch, konzentriert auf das Wesentliche und ohne jedes darüber hinausgehende persönliche Wort. Die Gesänge der Schola waren aus dem gregorianischen Repertoire für die Totenliturgie in der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bearbeiteten Form gewählt; es gab keine anderen Musikbeiträge wie etwa aus dem heimatlichen Alpenraum des Verstorbenen.

Georg Gänswein trauert um Benedikt XVI.
Georg Gänswein trauert um Benedikt XVI.

Auch bei den musikalischen Elementen herrschte also Nüchternheit vor, wie auch insgesamt auf jeden Ausdruck grösserer Emotionalität verzichtet wurde. Jede Personalisierung und Individualisierung der Begräbnisliturgie, wie man sie inzwischen in den meisten Pfarreien vorfindet, war der Feier fremd. Sie blieb strikt beim liturgischen «Drehbuch» und hatte gerade darin ihre Stärke. Zugleich entging man damit der Schwierigkeit, wie man sich über einen emeritierten Papst bei einem solchen Anlass sinnvollerweise äussern kann. 

Kardinäle im überwiegend fortgeschrittenen Alter

Die Zahl der Gläubigen war auf den ersten Blick beträchtlich, im Vergleich zur Begräbnisliturgie von Papst Johannes Paul II. (2005) aber deutlich kleiner. Die Kirche zeigte sich in ihrer hierarchischen Ordnung mit den Kardinälen, die überwiegend im fortgeschrittenen Alter stehen, und Bischöfen an exponierter Stelle. In den beiden Blöcken der Priester sah man hingegen auch viele jüngere Gesichter, die aber weniger aus Zentraleuropa kamen. Wohltuend war, dass ausser Kardinal Re nur zwei weitere Konzelebranten am Altar mitwirkten, während die anderen konzelebrierenden Priester und Bischöfe auf ihren Plätzen blieben.

Kardinal Kurt Koch (links, leicht verdeckt) trauert um Benedikt XVI.
Kardinal Kurt Koch (links, leicht verdeckt) trauert um Benedikt XVI.

Auch wenn ein Schild mit «Santo Subito» hochgehalten wurde und nun von verschiedenen Seiten in diversen Würdigungen die grossen Verdienste Benedikts als theologischer Lehrer und Mann der Kirche zu Recht unterstrichen werden, wird die Kirche gut beraten sein, ausreichend Zeit für eine ausgewogene und sachliche Debatte über das theologische Schaffen und für eine angemessene Bewertung des kirchlichen Wirkens dieses Papstes einzuräumen.

* Martin Klöckener (67) ist emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Freiburg i.Ü. Kürzlich ist das Handbuch «Wissenschaft der Liturgie» im Pustet-Verlag erschienen, das Martin Klöckener zusammen mit Reinhard Messner herausgegeben hat.

05.01.2023, 19.30 Uhr: In einer ersten Fassung war zu lesen, Kardinal Robert Sarah habe konzelebriert. Tatsächlich war es Kardinal Francis Arinze. Der Fehler lag bei kath.ch – nicht beim Gastautor. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.


Papst Franziskus trauert um seinen Vorgänger Benedikt XVI. | © Vatican Media
5. Januar 2023 | 18:45
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