Blick auf Abu Dhabi
Schweiz

Zürcher Priester: «Euphorisches Abu Dhabi» erwartet den Papst

Abu Dhabi/Zürich, 1.2.19 (kath.ch) Euphorische Stimmung herrscht in Abu Dhabi, das Papst Franziskus am Sonntag erwartet, sagt der Zürcher Priester Martin Stewen. Bei den Arabern stehe jedoch die «Person Franziskus» im Vordergrund und weniger das kirchliche Oberhaupt. Dieses besucht vom 3. bis 5. Februar das Emirat.

Georges Scherrer

Vor dem Besuch des Papstes herrscht eine euphorische Stimmung im Land, erklärt Martin Stewen, der vor vier Jahren von Embrach im Kanton Zürich nach Abu Dhabi wechselte. Zu Beginn des Gesprächs klärt der Priester auf: Die Stadt liegt weder in der Wüste, noch ist es eine Wüstenstadt. Der Ort bilde vielmehr eine beeindruckende Weltmetropole. Die Hauptstadt des Emirats Abu Dhabi und der Vereinigten Arabischen Emirate liegt auf einer dem Festland leicht vorgelagerten Insel.

Mitten auf der Insel befindet sich die Kathedralkirche St. Joseph, Sitz des Apostolischen Vikars von Südarabien, des Schweizer Kapuzinerbischofs Paul Hinder, erklärt der Priester.

Sechzehn weitere Pfarreien des Vikariates finden sich übers Land verteilt sowie in den Nachbarländern Oman und Yemen.

Seit der am vergangenen 6. Dezember erfolgten Ankündigung des päpstlichen Besuchs herrscht im Land Euphorie. Martin Stewen stellt klar: «Dieser Besuch ist zuerst ein Staatsbesuch.» Papst Franziskus habe jedoch «eine unglaubliche Reputation weltweit und ist als offener Mensch bekannt – auch unter Muslimen.»

Die «Person Franziskus» fasziniert

Die arabischen Medien würden seinen Ruf verbreiten. Das katholische Oberhaupt ströme «eine unglaubliche Anziehungskraft aus.» Man wolle in Abu Dhabi wohl auch das Oberhaupt einer katholischen Kirche erleben, zuerst aber die «Person Franziskus».

Der erste Teil des Besuchs findet eher in geschlossenem Rahmen statt. Es kommt zunächst zu offiziellen Begegnungen mit einer begrenzten Anzahl von Leuten. Anders sieht es am 5. Februar aus.

Der Dienstag beginnt mit einem Besuch des Papstes in der Kathedralkirche in Abu Dhabi und einer persönlichen Anbetung in Anwesenheit auch von ökumenischen Gästen.

Gottesdienst im Fussballstadion

Danach feiert der Papst einen Gottesdienst in einem Fussballstadion am Rande der Stadt. Ins Stadion passen 50’000 Menschen. Die Feier wird zudem in umliegende Sportarenen und auf nahen Plätzen übertragen, die 85’000 Personen fassen. Martin Stewen geht davon aus, dass es ein Leichtes sein werde, die 135’000 Plätze zu füllen und dass auch Nichtchristen den Weg zur Feier finden werden. Die Registrierung für die Papstmesse ist bereits abgeschlossen und die Verteilung der Eintrittstickets hat begonnen. Er selber wird konzelebrieren.

Seelsorger auch auf Kreuzfahrtschiffen

Der im deutschen Essen geborene Priester fand 1997 in die Schweiz, wo er in der Seelsorge zu arbeiten begann. 2001 weihte ihn Bischof Amédée Grab zum Priester. Stewen war unter anderem Mitarbeiter im Zürcher Airport Emergency Team Special Care und Print-Berater bei der Kinderzeitschrift «tut».

2008 wurde er priesterlicher Mitarbeiter in Embrach ZH. Teile seiner Ferien verbrachte er mit  Einsätzen als Kreuzfahrtseelsorger. Obwohl ihm seine Arbeitsstelle unweit von Winterthur sehr gefiel, suchte der reiselustige Mann eine neue Herausforderung.

«Missionarischer Einsatz in Übersee»

Über die von der Schweizer Bischofskonferenz 1972 gegründeten Dienststelle «Fidei Donum» kam der Kontakt mit Bischof Paul Hinder zustande.

Wie der Priester kath.ch verriet, war ihm nicht danach, eine neue Sprache wie Spanisch oder Portugiesisch zu lernen, um etwa in Südamerika eine neue Stelle anzutreten. Er wählte Arabien.

Der Zürcher Generalvikar Josef Annen gab ihn für die Dauer von fünf Jahren für den «missionarischen Einsatz in Übersee», wie es in den Fidei-Donum-Richtlinien heisst, frei. In Abu Dhabi ist nun der Priester seit vier Jahren Co-Leiter des bischöflichen Departements für Katechese und Bildung. Als Moderator betreut er die knapp 2000 Katecheten und auch die Priesterfortbildung.

«Clash of Cultures»

Die ganz grosse Herausforderung war der «Clash of Cultures», also der Zusammenstoss der verschiedenen Kulturen: «Ich geriet als Europäer in eine vor allem asiatisch dominierte Kirche.» Die ganz grosse Mehrheit der Katholiken, sowohl Gläubige wie Priester, stammen aus Indien und den Philippinen.

»Ich musste da erst mal erkennen, dass in anderen Teilen der Welt vieles anders funktioniert.» Er begann damit, die «Ansprüche und Vorstellungen anderer Kulturen und meine Ansprüche und Vorstellungen» unter einen Hut zu bringen. Nach vier Jahren hat sich das Zusammengehen der verschiedenen Kulturen bestens eingespielt, erklärt der Priester.

«Zurückhaltende Araber»

Schwieriger gestaltet sich der Kontakt zu Arabern. Er hat ein paar Kontakte. Im Allgemeinen werden Begegnungen von arabischer Seite aber «nur sehr zurückhaltend gewünscht».

Blick auf Abu Dhabi | © Martin Stewen
1. Februar 2019 | 11:49
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Ist Messwein in Abu Dhabi zugelassen?

In den Emiraten gibt es kein Alkoholverbot, erklärt Martin Stewen. Im Oman sieht es ähnlich aus. Anders sei die Situation an verschiedenen Orten im Apostolischen Vikariat Nördliches Arabien, zu dem die Länder Kuwait, Bahrain, Katar und Saudi-Arabien gehören. Dort müsse man sich oft etwas einfallen lassen.

Abu Dhabi zählt gegen zwei Millionen Einwohner. Im Apostolischen Vikariat Südliches Arabien leben rund eine Million Katholiken. Zum Vikariat gehören neben den Vereinigten Arabischen Emiraten der Oman und der Yemen. Die meisten Katholiken hätten jedoch Yemen wegen des Krieges verlassen.