Dorothee von Flüe gehört heilig gesprochen

Sachseln, 5.1.17 (kath.ch) Der ehemalige Generalvikar des Bistums St. Gallen, Josef Rosenast, hat im Herbst 2016 sein neues Amt als  Bruder-Klausen-Kaplan in Flüeli-Ranft angetreten. Seit jeher steht er in enger Beziehung mit Bruder Klaus. Er kann sich den Nationalheiligen aber nicht ohne dessen Frau Dorothee von Flüe-Wyss vorstellen. Genau so wie ihr Gemahl müsse auch sie heiliggesprochen werden, erklärte Rosenast bei einer Begegnung mit kath.ch.

Georges Scherrer

Anfang November wurde der neue Bruder-Klausen-Kaplan durch den Ortspfarrer von Sachseln im Sonntagsgottesdienst begrüsst. Mit Daniel Durrer teilt Josef Rosenast die Seelsorge von Pfarrei und Wallfahrt von Sachseln und Flüeli-Ranft. Der Pfarrer ist von der Kirchgemeinde angestellt, der Kaplan von der Bruder-Klausen-Stiftung.

Stimmen, welche sagen, die katholische Kirche habe durch die Heiligsprechung des Mannes aus Obwalden diesen vereinnahmt, gibt der Kaplan eine Absage. Bruder Klaus lebte fern ab von den Wirren der Kirche. Für den Schweizer Nationalheiligen sieht Rosenast die Bezeichnung ökumenischer Heiliger als durchaus angebracht.

Ein heiliges Ehepaar

Josef Rosenast kann Bruder Klaus nicht ohne dessen Frau betrachten. «Es wäre mein Wunschtraum, dass Dorothee heiliggesprochen wird und zwar als Vorbild.» Und er ergänzt: «Ohne Dorothee kein Bruder Klaus. Es wäre ein Affront, wenn man den Vater von zehn Kindern, der die Familie verlässt, heiligspricht, ohne seine Frau einzubeziehen.»

Der Weggang von Zuhause war nur möglich, weil er das Einverständnis seiner Gattin hatte. Davon ist der Kaplan überzeugt. Die Frau habe es auf sich genommen, für die Familie zu sorgen, dies gemeinsam, wie damals üblich, mit den beiden ältesten Söhnen. Josef Rosenast spricht von einem «heiligen Ehepaar», in dem beide Partner auf ihre Weise Zeugnis für Jesus Christus gaben. Heute könnten sie als Beispiel für das Laienapostolat in einer Zeit dienen, in der Priestermangel herrscht.

In Frieden mit sich und den Völkern

Mit dem Ranft-Heiligen verbindet sich auch ein starker Friedensgedanke, betont der Kaplan. «Nicht nur der innere Friede, denn er musste mit Frau und Familie in Einklang stehen.» Bruder Klaus stehe aufgrund seines politischen Engagements auch als Einsiedler für den Frieden unter den Konfessionen, den Religionen und den Völkern.

Der Ranft ist dem neuen Wallfahrts-Kaplan seit jeher ein Begriff. Bereits als junger Pfarrer in der Ostschweiz wallfahrte er mit den Erstkommunikanten und ihren Eltern zum Ranft. «Bruder Klaus lebte während zwanzig Jahren nur von der Kommunion. Das ergibt für die Erstkommunikanten einen ganz speziellen Einblick in das Glaubensleben», meint Rosenast.

Schon in den ersten Tagen seines neuen Amtes konnte Rosenast zudem erfahren, dass Bruder Klaus eine internationale Ausstrahlung hat. Unter den ersten Pilgern, die er betreute, befanden sich Leute aus Stuttgart und Belgien. In der Pfarrkirche Sachseln erteilt der Bruder-Klausen-Kaplan gelegentlich den Reliquiensegen. Er berührt mit einer Reliquie die Wange des Pilgers und spricht den Friedenssegen mit den Worten «Der Friede sei mit dir». Monatlich am ersten Dienstagnachmittag wird jeweils eine eigene Bruder-Klausen-Messe gefeiert.

Pallottinische Verbundenheit

Der Bruder-Klausen-Kaplan gehört dem Orden der Pallottiner an. Die Schweizer Provinz wurde vor 70 Jahren errichtet und zwar 1946, ein Jahr vor der Heiligsprechung des Ranft-Einsiedlers. Die Pallottiner stellten ihre neue Provinz unter das Patronat von Bruder Klaus. Pater Josef Rosenast sieht in dieser Verbindung einen weiteren Grund dafür, dass er sich, mit Erlaubnis des Vorstehers der Ordensprovinz, dafür entschied, «diese schöne Aufgabe zu übernehmen».

Während dreizehn Jahren war Rosenast Generalvikar im Bistum St. Gallen, bevor er nach Sachseln zog. «Zehn Jahre in diesem Amt sind genug», sagt er heute. Bis zur Ablösung und dem «Zurück in die Seelsorge» dauerte es dann noch zwei Jahre. Das Stadtleben in St. Gallen vermisst er nicht. Denn damals hatte er schlicht keine Zeit für Kultur, Konzerte und Theater, wie er heute sagt.

Nobelhotel unweit der schlichten Klause

Der neue Kaplan stammt aus Appenzell. Im Berg-Dialekt treffen sich Appenzell und Obwalden. Rosenast geht davon aus, dass er trotz des fremden Dialekts aus der Ostschweiz in der Zentralschweiz den richtigen Ton finden wird, um mit den Einheimischen auf Du zu gehen. Er blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die Unterstützung des Wallfahrts-Sekretariats und der Bruder-Klausen-Stiftung hat er jedenfalls auf sicher.

Er schmunzelt und stellt nach dem Gespräch im schmucken Jugendstil-Hotel Paxmontana, das der Stiftung gehört, die leere Kaffeetasse wieder auf den Tisch. Das Jugendstil-Hotel steht unweit des Hauses, wo Niklaus mit seiner Familie wohnte, bevor er ins Ranft hinab zog.

Josef Rosenast vor Klause von Bruder Klaus | © Georges Scherrer
5. Januar 2017 | 08:17
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Der Comic zum Jubiläumsjahr

Rechtzeitig zum 600-Jahr Jubiläum von Niklaus von Flüe (1417-1487), das 2017 gefeiert wird, erschien der Comic-Band «Bruder Klaus – die wunderbare Geschichte» bei der Canisi-Edition in Gonten AI. Der Comic zeichnet Niklaus als gläubigen Knaben, schlachtenerfahrenen Soldaten und Hauptmann, Freier von Dorothea Wyss und Familienvater. Gezeichnet werden auch die Verwicklungen von Niklaus von Flüe in den «Nassen Zehnten», bei der Eroberung des Thurgaus und als Richter in Sarnen.

Zu sehen ist auch, was er aus den Schlüssen, die er aus seinen öffentlichen Ämtern gezogen hat: Er zieht in die Einsamkeit. Der Comic zeigt, wie es ihm im Ranft erging, berichtet von den Kontrollen durch Behörden und Kirche, Besuchern, Wundern und dem «Stanser Verkommnis».

Den Comic ergänzen Arbeitsblätter, welche über die Homepage des Verlags bezogen werden können. (gs)