Don Massimo Gaia
Schweiz

Don Massimo Gaia: Stimme der Pfarrer wird bei Synode als wichtig empfunden

Der Tessiner Priester Massimo Gaia ist derzeit beim ersten Pfarrer-Treffen im Vatikan. Den Austausch erlebt er als überraschend und konstruktiv. Die Umsetzung des synodalen Prozesses in der Kirche «rieche» aber nach Herausforderung für die Pfarrer aus aller Welt.

Jacqueline Straub

Seit Montag sind Sie beim Pfarrer-Treffen in Rom. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?

Don Massimo Gaia*: Ich bin sehr positiv überrascht. Das Treffen wurde vom Generalsekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, und anderen Verantwortlichen des synodalen Prozesses organisiert. Wir sind hier als Vertreter der Bischofskonferenzen, 200 Teilnehmer aus der ganzen Welt – genauer gesagt kommen wir aus 99 Ländern. Also auch von den Zahlen her ist es ein «wichtiges» Treffen.

Pfarrer aus 99 Länder treffen sich in Rom
Pfarrer aus 99 Länder treffen sich in Rom

Was wird von Ihnen erwartet?

Gaia: Die Organisatoren spornen uns. Denn das, was hier diskutiert wird, wird von der Gruppe, die in den nächsten Monaten das «Instrumentum laboris» für die nächste Vollversammlung der Synode im Oktober 2024 vorbereitet wird, aufgenommen. Dieses Treffen wird die Kirche sicher nicht auf den Kopf stellen, aber dennoch wird unsere Stimme, die Stimme der Pfarrer, als ein wichtiger Teil des Ganzen empfunden und angenommen.

«Ist anderswo in der Welt dieser Weg schon eine «Autobahn»?»

Welche Themen wurden in den vergangenen drei Tagen konkret besprochen?

Gaia: Die Vollversammlung im Oktober 2023 hatte bemerkt, dass die Meinungen und Erfahrungen der Pfarrer zu wenig in Blick genommen wurden. Unter den damals Anwesenden seien nur wenige aktiv tätige Priester dabei gewesen. In diesem Sinne stehen die Themen über die Erfahrungen, Kenntnisse, Meinungen, Schwierigkeiten, die die Priester in der Pastoral gesammelt und erfahren haben, im Zentrum. Im Besonderen sprechen wir darüber, wie der synodale Weg bereits jetzt schon im Leben der Kirche angenommen und realisiert wurde. Welche Erfahrungen bereits gemacht wurden, um alle Ministerien, Gaben, Charismen und Institutionen zu koordinieren und zu integrieren. Ebenso, wie man zu einer effizienten Unterscheidung gegenüber der Akzeptanz und der praktischen Umsetzung des synodalen Weges kommt.

Welches Thema ist Ihnen besonders wichtig?

Gaia: Sicher sind die Pfarrer diejenigen, die – mehr als andere – die Aufgabe haben werden, den synodalen Weg in die Praxis umzusetzen. Dabei frage ich mich: was halten meine Mitbrüder davon? Wie stehen sie zu dieser Aufgabe, die sehr nach Herausforderung riecht? Ist anderswo in der Welt dieser Weg schon eine «Autobahn»? Oder eher auch dort ein steiler Bergweg, wie bei uns in Europa und in der Schweiz? Ist irgendwie und irgendwann ein Ziel in diese neue Richtung erreichbar oder ist es nur verschwendete Energie und Zeit?

Beim Pfarrer-Treffen sind auch ein paar wenige Frauen dabei
Beim Pfarrer-Treffen sind auch ein paar wenige Frauen dabei

Haben Sie durch Gespräche eine neue Perspektive erhalten?

Gaia: Beim Treffen wird die Methode des «Gesprächs im Geist» angewendet. Die Resultate sind wirklich überraschend. Es ist eine Art von «Brainstorming», die aber durch Spiritualität, Gebet und Vertrauen auf den Heiligen Geist geprägt ist. Wichtig ist also nicht die Reaktion auf das, was von anderen gesagt wird, sondern eher das Hören auf das, was mir und den anderen vom Heiligen Geist geflüstert wird. Ich habe diese Form des Dialogs schon vorher erlebt, aber in den letzten Tagen war diese Art, Gespräche zu führen, unsere Arbeitsmethode. Ich habe es als überraschend, wirksam und konstruktiv erlebt.

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Wie hat sich Ihr Blick auf Synodalität verändert?

Gaia: Einige meiner Überlegungen sind bestätigt worden. Etwa, dass der synodale Weg eher als Haltung, also als «mindset» zu verstehen ist und dass die Kirche eher dynamisch als statisch ist. Ebenso ist der Pfarrer der Orchesterleiter des gesamten Orchesters. Er sorgt dafür, dass alle Instrumente (Gaben, Ministerien und Charismen) am besten aufeinander abgestimmt werden. Auch das Treffen und der Dialog mit Papst Franziskus am Donnerstag könnten weiterhin überraschend und erleuchtend sein.

*Don Massimo Gaia ist Pfarrer in Ascona. Er wurde von der Schweizer Bischofskonferenz beauftragt, beim Pfarrer-Treffen in Rom dabei zu sein. Dieses geht vom 28. April bis zum 2. Mai.


Don Massimo Gaia | © zvg
1. Mai 2024 | 17:00
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