Lea Schlienger in der St.-Josephs-Kirche in Basel.
Schweiz

«Die vielen Jugendlichen sind ein Zeichen, dass die Kirche nicht tot ist»

Basel/Hellikon AG, 1.10.18 (kath.ch) Die Fricktalerin Lea Schlienger engagiert sich in Basel in der katholischen Jugendbewegung Adoray. Ihr tut es gut zu sehen, wie viele junge Katholiken auf dem Weg zu Gott sind.

Boris Burkhardt

Mit Adoray hat die 23-jährige Lea Schlienger zu Gott gefunden. Ihre religiöse Natur entdeckte sie erst während der Firmung; Ministrantin war sie nie. «Ich funktioniere sehr stark über Musik», sagt Schlienger. Musik ist neben der Anbetung ein wichtiger Teil der Adoray-Treffen. «Orgelmusik ist ganz schön; aber sie trifft nicht immer die Gemütslage», sagt die Jugendliche. In den Adoray-Treffen in der St.-Josephs-Kirche in Basel, die Schlienger seit Anfang des Jahres verantwortlich betreut, spielt sie selbst Gitarre.

Wenn Lea Schlienger beschreibt, was Adoray ausmacht, beschreibt sie sogleich, was sie daran fasziniert: Der erste Teil der gut einstündigen Treffen jeden Mittwochabend in der St.-Josephs-Kirche ist dem Lobpreis gewidmet. «Wir singen ganz verschiedene Lieder», sagt sie, «mal modern und mal traditionell.» Zu ihrer Gitarre kommen bisweilen noch ein Klavier und das Rhythmusinstrument Cajón hinzu.

«Wir sind in Basel sehr verwöhnt mit der Anwesenheit von Priestern.»

Der zweite Teil besteht im Impuls über einen Bibeltext: «In der Regel gibt ein Priester diesen Impuls; gelegentlich übernehmen wir Jugendlichen das.» Dann folgt die Anbetung des Allerheiligsten, welches ebenfalls meist ein Priester aussetzt. «Wir sind in Basel zum Glück sehr verwöhnt mit der Anwesenheit von Priestern», sagt Schlienger dankbar. Der Adoray-Abend klingt dann mit einem gemütlichen Beisammensein unter den Jugendlichen aus.

Von Gott auf den Weg geführt

Lea Schlienger besitzt ein klares Berufungsbewusstsein. Immer wieder spricht sie davon, dass Gott sie auf diesen Weg geführt habe, um ihm näher zu sein. Das wurde ihr auch bei ihrer Berufswahl sehr deutlich: «Ich wollte mehr als nur den Mittwochabend in das Reich Gottes investieren.»

«Meine Familie steht hinter meinem Entscheid.»

Nach der KV-Lehre bewarb sie sich beim konfessionsunabhängigen «Campus für Christus» in Zürich, wo sie seit drei Monaten mit Christen aller Konfessionen Veranstaltungen vor allem für Jugendliche, aber auch für Ehepartner, Sportler und andere Zielgruppen organisiert. «Meine Familie steht hinter meinem Entscheid», sagt Schlienger, und ergänzt: «Sie merken, dass es mir gutgeht.»

Bisher hat sie allerdings nicht probiert, ihren Vater und ihre zwei älteren Brüder ausser an Weihnachten wieder in die Kirche zu bekommen: «Ich glaube, ich spüre, wenn Gott in Menschen am Werk ist und bei welchen es noch nicht an der Zeit ist.»

Freude an der Jugendsynode

An der Jugendsynode wird Schlienger nicht teilnehmen. Sie freut sich aber, dass es sie gibt: «Man merkt, dass sich der Papst persönlich um das Thema Jugend kümmert.» Ihr sei es generell wichtig, dass «ein Dialog unter den Generationen und Konfessionen» entstehe.

Besonders eindrücklich sind für die junge Frau ausserdem die jährlichen Adoray-Treffen in Zug, dieses Jahr vom 9. bis 11. November. Bis zu 800 junge Katholikinnen und Katholiken aus der Schweiz finden dort zusammen. «Für mich ist dies ein Zeichen, dass die katholische Kirche lebt und nicht tot ist», sagt Schlienger.

Das grosse Treffen bestärkt sie: «Für meinen Weg als Katholikin ist es wichtig und schön zu sehen, dass auch andere junge Katholiken auf dem Weg sind.» Dass am Festival jeweils ein Bischof teilnehme, sei für sie «ein starkes Zeichen».

Christen können voneinander profitieren

Mit der Taizé-Bewegung, bei der Musik eine ebenso grosse Rolle spielt, hatte Schlienger noch keine Berührung. Sie hätte gerne am grossen europäischen Treffen der Taizé-Jugend zur vergangenen Jahreswende teilgenommen, war aber verhindert. Den Kontakt zu Christen anderer Konfessionen am Campus für Christus geniesst sie sehr, wie sie sagt: «Wir können alle voneinander profitieren. Das ist der Grund, warum ich diese Stelle wollte: Ich will Brücken bauen untereinander.»

Theologie zu studieren, um in der Seelsorge oder Gemeindeleitung arbeiten zu können, war nicht Schliengers Ding. Den Eintritt in ein Kloster hingegen könnte sie sich prinzipiell vorstellen; liiert ist sie nicht: «Das war bisher nicht der Weg, auf den der Herr mich ruft.»

Dossier Jugendsynode von kath.ch

Lea Schlienger in der St.-Josephs-Kirche in Basel. | © Boris Burkhardt
1. Oktober 2018 | 14:51
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Christus nahe sein

Adoray ist eine junge Bewegung jugendlicher Katholiken, die nach Eigendarstellung unabhängig voneinander 2004 in Zug und Luzern entstand: Antrieb war demnach der Wunsch von Jugendlichen, zum Teil inspiriert durch die Weltjugendtage, in Anbetung und Gebet Christus nahe zu sein.

Der Name setzt sich deshalb aus den englischen Wörtern «adore» für anbeten, verehren und «pray» für beten zusammen. In 14 Jahren entstanden in der Deutschschweiz verschiedene Adoray-Gruppen, eine davon in Basel, der Lea Schlienger angehört. Von ihrem Wohnort im aargauischen Hellikon im Fricktal sind es 30 Kilometer. (bb)