Nathalie Basteyns und Lieve Blancquaert füllen Lourdes-Wasser ab. Screenshot «Wunder Nummer 71».
Religion anders

Die spektakulärsten Wunder von Lourdes

Im Film «Wunder Nummer 71» begibt sich eine MS-Patientin in der Hoffnung auf Heilung auf den Weg nach Lourdes. Wir haben uns aus diesem Anlass einmal einige aus den 70 bisherigen Wundern von Lourdes herausgepickt.

Sarah Stutte

Am 11. Februar 1858 erlebte die 14-jährige Bernadette Soubirous in einer Grotte in der Nähe der Kleinstadt Lourdes eine Marienerscheinung. Dadurch wurde die Stätte zu dem katholischen Hotspot unter den Wallfahrtsorten. Millionen Menschen aus aller Welt besuchen seitdem den zuvor recht unscheinbaren Ort Massabielle unweit von Lourdes in den Pyrenäen. Singend und betend hoffen sie auf Erlösung und ein Wunder. Schliesslich wurden derer schon 70 im Laufe der Jahre durch das heilige Quellwasser in der Grotte bewirkt.

Gottesdienst an der Mariengrotte in Lourdes im Jahr 2017.
Gottesdienst an der Mariengrotte in Lourdes im Jahr 2017.

So hängen an einem Seil oberhalb der Grotte Krücken, die von ehemaligen Kranken zurückgelassen wurden. Unerklärlich ist bis heute ihre Gesundung und nur allein mit dem festen Glauben zu begreifen. 1858 nennt Bernadette die Lichtgestalt schlicht «die Dame». Sie erscheint ihr insgesamt 18 Mal innerhalb eines halben Jahres. Von der ersten Begegnung wird sie beim Holzsammeln überrascht.

Bernadette legte die Quelle frei

Sie hätte sich vor «der Dame» auf die Knie geworfen und den Rosenkranz gebetet, heisst es in ihren acht Jahre später niedergeschriebenen Erinnerungen. Zum Zeitpunkt des ersten Treffens mit der Mariengestalt ist Bernadette, eine verarmte Müllerstochter, noch Analphabetin. Seit ihrer Kindheit leidet sie unter schwerem Asthma. Die Überlieferung besagt, dass sie bei einer dieser Visionen die heilende Quelle freilegte, die Lourdes später berühmt machte.

Als sie dem Ortspfarrer und anderen Dorfbewohnern von ihren übernatürlichen Begegnungen erzählt, wird sie ausgelacht. Trotzdem folgen ihr mit der Zeit immer mehr Menschen nach Massabielle und erfahren mit eigenen Augen, dass an diesem Felsen und in Berührung mit dem Quellwasser unerklärliche Heilungen geschehen. Seitdem sind viele weitere Wunder in Lourdes geschehen. Hier einige Heilungsgeschichten aus der langen Liste von Namen, die auf der Lourdes-Webseite (in Französisch) nachzulesen sind:

Neun von 70 Wundern

1. Wunder: Das erste dokumentierte Wunder von Lourdes ereignete sich im März 1858. Damals reiste die 38-jährige hochschwangere Französin Catherine Latapie auf der Suche nach Heilung nach Lourdes. Zwei Jahre zuvor war sie von einem Baum gefallen. Seitdem waren zwei ihrer Finger gelähmt. Der Überlieferung nach tauchte sie ihre Hand in die Quelle. Sofort war die Lähmung ihrer Finger verschwunden. Noch am selben Tag brachte sie einen gesunden Jungen zur Welt, der später Priester wurde. Ihre spektakuläre Heilung sorgte dafür, dass bis heute über 7000 Wunderheilungen gemeldet werden.

Maria: Mosaik an der Aussenfassade der Rosenkranz-Basilika in Lourdes.
Maria: Mosaik an der Aussenfassade der Rosenkranz-Basilika in Lourdes.

3. Wunder: Der 15-jährige Henri Busquet aus dem französischen Nay wurde 1858 von einer Entzündung der Lymphknoten geheilt. Aufgrund einer Tuberkulose-Erkrankung bildete sich an seinem Hals ein septisches Geschwür und entzündete Lymphdrüsen. Seine Eltern wollten nicht, dass er nach Lourdes reist. Ein Nachbar brachte jedoch von seiner Reise Wasser aus der Grotte mit. Ein mit diesem Wasser getränkter Verband wurde ihm danach auf den Nacken gelegt. Nach einer ruhigen Nacht war das Geschwür vernarbt, die Infektion war abgeklungen. Es kam zu keinem Rückfall.

37. Wunder: Die Französin Marie Biré zeigte im Februar 1908 mit 41 Jahren plötzlich alarmierende Anzeichen. Sie erbrach Blut, bekam einen Wundbrand am linken Unterarm und fiel kurz darauf ins Koma. Als sie wenige Tage darauf wieder erwachte, war sie – aufgrund der zerebralen Vorfälle – erblindet. Nachdem Marie Biré jedoch im August desselben Jahres eine Messe in der Grotte besucht hatte, kehrte ihr Augenlicht ganz plötzlich wieder zurück. Bei der Untersuchung durch einen Augenarzt am selben Tag wurde festgestellt, dass sie zwar noch immer Anzeichen einer «Netzhautblässe» aufwies, aber sie konnte wieder Zeitung lesen. Im September wurde sie als vollständig geheilt betrachtet.

Die Albanermission der Schweiz in Lourdes
Die Albanermission der Schweiz in Lourdes

48. Wunder: Rose Martin aus Nizza leidet 1946 an Gebärmutterhalskrebs. Daraufhin lässt sich die 46-Jährige im Februar ihre Gebärmutter vollständig entfernen. Über ein Jahr später stellt sich heraus, dass sich in ihrer Beckenregion Metastasen gebildet haben. Im Juni 1947 wird sie in einem halbkomatösen Zustand nach Lourdes gebracht. Nach dem dritten Bad in der Quelle hatte sie keine Schmerzen mehr, musste allerdings von all dem Morphium entgiftet werden, das sie zuvor ihrem Körper zugeführt hatte. Bei ihrer Rückkehr nach Hause gab es nicht die geringsten Spuren ihres Tumors. 1949 wurde ihre vollständige Heilung als Wunder anerkannt. Rose Martin erreichte Berichten zufolge ein hohes Alter, ohne je wieder krank gewesen zu sein.

Bernadette trifft auf eine strahlende Frauengestalt.
Bernadette trifft auf eine strahlende Frauengestalt.

53. Wunder: Die 30-jährige deutsche Ordensschwester Thea Angele aus Tettnang und mit Jahrgang 1921 litt seit mehreren Jahren an Multiple Sklerose. Doch erst 1945, als sie nach einem Bombenangriff verschüttet wurde und in der Folge in eine Spezialklinik gebracht wurde, konnte die Diagnose gestellt werden. Die nächsten Jahre verbrachte sie grösstenteils in Spitälern und Anfang 1950 lag sie praktisch im Sterben. Die meiste Zeit war sie bewusstlos und nicht in der Lage zu kommunizieren. Um ihre vor langer Zeit gestellte Bitte zu erfüllen, wurde sie von ihren Ärzten nach Lourdes gebracht. Nach mehreren Bädern und innerhalb weniger Stunden erlangte sie all ihre verlorenen Fähigkeiten zurück…ihre Sprache, die Muskelkraft, Gehfähigkeit und den Appetit. Thea Angele trat daraufhin einem Orden in Lourdes bei.

Lourdes-Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt.
Lourdes-Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt.

57. Wunder: Der Benediktinermönch Leo Schwager aus Freiburg war im Frühling 1952 dem Tode geweiht. Er litt unter Multiple Sklerose (MS) im Endstadium – unheilbar. Bruder Leo war bereits einseitig gelähmt, konnte nicht mehr sprechen und wurde künstlich ernährt. Im April 1952 kam der 28-Jährige mit der Wallfahrt von Freiburg nach Lourdes. Dort wurde er während der Krankensegnung wie durch einen Blitz von seiner Bahre auf den Boden geworfen und war geheilt. Später lief er zu Fuss ins Spital zurück. Das war das erste und bisher einzige Lourdes-Wunder eines Schweizer Pilgers. Bruder Leo verstarb 2004, er kehrte bis zu seinem Tod jedes Jahr nach Lourdes zurück.

Der Schweizer Benediktinermönch Leo Schwager.
Der Schweizer Benediktinermönch Leo Schwager.

65. Wunder: Ein Fall aus dem Jahr 1976, der 1989 als Wunder anerkannt wurde, ist ebenfalls spektakulär. Die damals zwölfjährige Delizia Cirolli aus Italien litt an einem bösartigen Knochentumor im rechten Bein. Das Mädchen schwebte in Lebensgefahr, im August 1976 pilgerte es mit seiner Mutter nach Lourdes. Wenig später verbesserte sich Delizias Zustand zusehends. Nach einer weiteren Pilgerfahrt nach Lourdes stellte das medizinische Büro des Wallfahrtsortes erstaunt fest, dass Delizia Cirolli vollkommen vom Knochenkrebs geheilt war.

68. Wunder: Die italienische Schwester Luigina Traverso war 1965 30 Jahre alt und litt an einer Beinlähmung. Anerkannt wurde ihre Heilung 2012. Damals war sie mit ihrem gelähmten Bein auf einer Tragbahre in den Gottesdienst getragen worden – und konnte plötzlich den Fuss wieder bewegen. Sie ist heute noch gesund.

Die 14-jährige Bernadette hat Marienerscheinungen in einer Grotte bei Lourdes.
Die 14-jährige Bernadette hat Marienerscheinungen in einer Grotte bei Lourdes.

70. Wunder: Die französische Ordensfrau Bernadette Moriau wurde 2018 zum bisher letzten Wunder erklärt. Die Franziskanerin war in Lourdes von ihrer Lähmung geheilt worden. 27 war sie, als im Jahr 1966 ihre Lähmungen anfingen. Seitdem: Ergebnislose Operationen und Behandlungen, wachsende Unfähigkeit zu gehen, ihren Beruf musste sie aufgeben. Bis sie 2008 im Alter von 69 Jahren eine Reise zum französischen Wallfahrtsort unternahm. Im Rollstuhl, nach vier Operationen an der Wirbelsäule. Nach der Lourdes-Wallfahrt kann sie plötzlich wieder laufen.

Untersuchung durch medizinisches Gremium

Neben jenen unerklärlichen Genesungen, die von der Katholischen Kirche bisher offiziell anerkannt wurden, ist die Mehrzahl der vielen Meldungen, die jährlich eingereicht werden, nicht wundersam. Aus dieser Fülle die wenigen interessanten Fälle herauszufiltern, ist die Arbeit des internationalen medizinischen Komitees, das diese in Lourdes untersucht.

Auf dem Tisch der 20-köpfigen Expertenkommission landen jährlich gerade einmal zwei oder drei Krankenakten, die die Medizinerinnen und Mediziner aus Europa und den USA dann genauer unter die Lupe nehmen.

Die Glücklosen

Im Jahr 1984 befasste sich zudem der Autor St. John Dowling kritisch mit den Wunderheilungen von Lourdes in seinem Report «Lourdes cures and their medical assessment». Darin untersuchte er beispielsweise den Fall einer 26-jährigen Patientin, die 1954 in Lourdes eine wundersame Heilung des Budd-Chiari-Syndromes (einer Lebererkrankung) erfuhr.

Die nachgebaute Lourdes-Grotte in Marbach LU zieht viele Pilger an.
Die nachgebaute Lourdes-Grotte in Marbach LU zieht viele Pilger an.

1963 wurde diese von der ärztlichen Kommission in Lourdes anerkannt. Die Patientin starb jedoch 1970 an den Folgen ihres neu ausgebrochenen Leidens. Bernadette, die Entdeckerin der Heilquelle, konnte ebenfalls keinen gesundheitlichen Nutzen aus dem Wasser ziehen. Sie stirbt 1879, im Alter von 35 Jahren, in klösterlicher Zurückgezogenheit an einer langen, schmerzhaften Krankheit. 1933 wird sie heiliggesprochen. Diese Geschichten gibt es auch.

Der Film «Wunder Nummer 71» kann noch bis zum 18. Januar 2024 auf SRF Sternstunde Religion gratis gestreamt werden.

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Nathalie Basteyns und Lieve Blancquaert füllen Lourdes-Wasser ab. Screenshot «Wunder Nummer 71». | © SRF Sternstunde Religion
30. Dezember 2023 | 07:00
Lesezeit: ca. 5 Min.
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