Transportbox bei Transplantationen
Schweiz

Die Schweiz stimmt für einen Systemwechsel bei der Organspende

In der Schweiz zeichnet sich eine Änderung des Transplantationsgesetzes ab. Laut SRG-Prognose liegen die Befürworter der Widerspruchslösung vorne. Künftig sollen alle Menschen automatisch zu Organspendern werden – es sei denn, sie widersprechen explizit.

Raphael Rauch

Am Sonntag haben die Schweizerinnen und Schweizer darüber abgestimmt, ob sich das Transplantationsgesetz ändern soll. Laut SRG-Prognose vom Sonntag (12 Uhr) beschliesst das Stimmvolk einen Systemwechsel: weg von der Zustimmungslösung, hin zur Widerspruchslösung.

«Erweiterte Widerspruchslösung»

Bislang durften Organe bei einem Verstorbenen nur entnommen werden, wenn ein Organspendeausweis vorlag oder den Hinterbliebenen der Wille des Verstorbenen bekannt war. 

Künftig gilt in der Schweiz die Widerspruchslösung: Haben Verstorbene ihren Willen zu Lebzeiten nicht kundgetan, gelten sie als Organspenderinnen und Organspender. Dennoch werden nächste Angehörige nach dem mutmasslichen Willen befragt. Sind keine Angehörige erreichbar und ist der Wille nirgends festgehalten, dürfen keine Organe entnommen werden. Die neue Regelung wird auch als «erweiterte Widerspruchslösung» genannt.

Schweiz schliesst sich Europa-Trend an

Mit der Gesetzesänderung ist die Hoffnung verbunden, dass es künftig mehr Organspenden gibt. Die Kritiker der Gesetzesänderung sahen das anders. Dazu gehört auch die Bioethik-Kommission der Schweizer Bischofskonferenz. Sie bezweifelt, dass die Widerspruchslösung zu mehr Organspenden führt. Und sie sieht die Menschenwürde gefährdet, da ohne die Zustimmung von Verstorbenen Organe entnommen werden könnten.

Bereits während des Wahlkampfs hatten die Befürworter der Widerspruchslösung klar vorn gelegen. Das Schweizer Ja zur Widerspruchslösung dürfte nun die Diskussion in Deutschland neu befeuern. Denn künftig sind Deutschland, Irland oder Litauen europaweit die einzigen Länder, in denen die Zustimmungslösung noch gilt. 


Transportbox bei Transplantationen | © zVg / swisstransplant
15. Mai 2022 | 12:23
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