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Schweiz

Abstimmung zum Transplantationsgesetz: Katholischer Frauenbund ist sich uneins

Der Schweizerische Katholische Frauenbund befürwortet die Organspende grundsätzlich. Doch der Vorstand hat sich nicht auf eine gemeinsame Haltung zur erweiterten Widerspruchsregel einigen können. Er verzichtet deshalb auf eine Parole.

Barbara Ludwig

Alle Vorstandsmitglieder des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) sind sich einig: Es braucht mehr Organspenden, um Menschen in Not zu helfen. Trotzdem habe das Gremium auch im zweiten Anlauf keine Parole fassen können, teilte der SKF am Mittwoch mit.

«Ethisch komplexe Thematik»

Nach Angaben der Kommunikationsverantwortlichen Sarah Paciarelli hat sich der Vorstand an zwei Sitzungen mit dem Thema «Organspende» befasst. Eine davon habe bereits 2020 stattgefunden, noch bevor es die Vorlage zur erweiterten Widerspruchsregel gab.

Diese kommt am 15. Mai an die Urne. Sie sieht vor, dass jede verstorbene Person grundsätzlich zum Organspender oder zur Organspenderin wird, wenn sie nicht zu Lebzeiten die Zustimmung verweigert. Hat die Person ihren Willen nicht kundgetan, sollen nächste Angehörige nach dem mutmasslichen Willen gefragt werden.

Der Vorstand wertet die Uneinigkeit als «Zeichen einer ethisch und politisch komplexen Thematik», heisst es in der Mitteilung. Karin Ottiger, Co-Geschäftsleiterin, sagte auf Anfrage, die Pro- und Contra-Positionen innerhalb des Vorstands seien «in etwa ausgeglichen».

Druck auf Angehörige

Laut Ottiger gaben vor allem zwei Argumente den Ausschlag, auf eine Parole zu verzichten. Zum einen werde befürchtet, die erweiterte Widerspruchslösung könne zu einem Druck auf die Angehörigen führen. Zum anderen zweifle man daran, dass es möglich sei, alle Menschen in der Schweiz über die Möglichkeit des Widerspruchs zu informieren. Der Verzicht auf eine explizite Zustimmung zur Organentnahme, den manche bemängeln, sei hingegen nicht im Vordergrund gestanden, so die Co-Geschäftsleiterin.

SKF unterstützt Meinungsbildung

Der SKF ruft seine Mitglieder dazu auf, sich mit der Vorlage auseinanderzusetzen und sich an der Abstimmung zu beteiligen. «Dem SKF ist es ganz wichtig, dass sich die Menschen eine Meinung zur Organspende bilden», sagte Ottiger. Der Frauenbund will seine Mitglieder dabei mit einem «Meinungsfinder Organspende» unterstützen. So können Interessierte auf der Webseite des SKF verschiedene Aussagen zum Thema bewerten. Der Meinungsfinder sei allerdings nicht neu, sondern könne bereits seit einem Jahr konsultiert werden, erklärte Ottiger.


Operation | © pixabay.com scotth23 CC0
13. April 2022 | 16:59
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