Die Kurie schlägt zurück: Luxus-Vorwürfe gegen Kardinal Pell

Rom, 4.3.15 (kath.ch) «Der Luxus des Moralapostels». So lautete die Überschrift eines Artikels, der jüngst in der italienischen Zeitschrift «L’Espresso» erschien. Was darin über Kurienkardinal George Pell stand, erinnerte sehr an den Fall eines früheren Limburger Bischofs.

Es ging um angebliche Flüge Pells in der «Business Class» und gediegene Einrichtungsgegenstände, insbesondere ein Spülbecken für 4600 Euro (4900 Franken), die er für seine Privatwohnung und sein Büro angeschafft haben soll. Der Tenor war klar: Der Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, der die vatikanischen Behörden das Sparen lehren will, frönt selbst einem überaus barocken Lebensstil. Der Titel spielte zudem auf Pells Rolle als entschiedener Verfechter der kirchlichen Morallehre an. Als Quelle dienten dem L’Espresso offenbar vertrauliche Unterlagen, Verzeichnisse der Vermögen und Gesprächsnotizen.

Pell verärgerte Kurie mit Sologängen an die Öffentlichkeit

Der Vatikan reagierte höchst verärgert über die illegale Weitergabe vertraulicher Informationen. Beobachter überraschte allerdings kaum, dass ausgerechnet Pell Zielscheibe der Enthüllungen war. Denn der vormalige Erzbischof von Sydney hatte viel getan, um die römische Kurie gegen sich aufzubringen. Angefangen damit, dass er an den vatikanischen Informationskanälen vorbei in der Öffentlichkeit Details über die vatikanischen Finanzen preisgab und damit Missverständnisse hervorrief, bis hin zu einem dem Vernehmen nach wenig diplomatischen Auftreten innerhalb des Vatikans. In den vergangenen Monaten war immer wieder über eine angebliche Superbehörde Pells spekuliert worden, die künftig nahezu alle wirtschaftlichen Belange des Vatikan regelt.

Auch hier bot die jüngste Ausgabe des «L’Espresso» interessante Einblicke. Ein zweiter Artikel schildert etwa, wie Pell sich alle Zuständigkeiten der vatikanischen Güterverwaltung Apsa einverleiben wollte und schliesslich vom Papst gebremst wird. Dem Leiter der Apsa soll er dessen künftige Bedeutungslosigkeit in einer Email mitgeteilt haben. Daraufhin, so der Artikel, hätten sich die in der Apsa vertretenen Kardinäle an Franziskus gewandt, der dem Treiben Pells schliesslich vorerst einen Riegel vorgeschoben habe.

Statuten: Wirtschaftssekretariat wird keine Superbehörde

Wenige Tage nach diesen Enthüllungen, veröffentlichte der Vatikan die Statuten für das Wirtschaftssekretariat, den Wirtschaftsrat sowie die drei künftigen Rechnungsprüfer des Vatikan. Das Wirtschaftssekretariat hatte seit seiner Gründung vor einem Jahr bislang ohne Satzung gearbeitet. Aus dieser scheint nun zumindest so viel hervorzugehen, dass das Wirtschaftssekretariat nicht jene Superbehörde wird, die manche an der Kurie befürchtet hatten. Doch vorerst bleibt weitgehend unklar, welche konkreten Kompetenzen die neue Behörde nun hat.

Pells Aufpasser ist jedenfalls von Amtswegen der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ist Koordinator des Wirtschaftsrates, der die Aktivitäten des Wirtschaftssekretariats kontrollieren soll. (cic)

4. März 2015 | 09:05
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