«Ich werde keine katholische Cumulus-Karte einführen»

Bern, 24.9.16 (kath.ch) Wie verkauft man den Glauben, der ja gratis ist? Fragen dieser Art stellt sich die neue Verantwortliche für Marketing und Kommunikation bei der Schweizer Bischofskonferenz, Encarnación Berger-Lobato. Beim Treffen mit kath.ch in Bern erzählt sie auch, dass ihre Tochter den Namen der Heiligen Katharina von Siena trägt.

Regula Pfeifer

«Natürlich komme ich nicht mit der Idee, eine katholische Cumulus-Karte einzuführen», sagt Encarnación Berger-Lobato und lacht. Die neue Verantwortliche für Marketing und Kommunikation bei der Schweizer Bischofskonferenz lacht oft. Durch die kleine goldene Brille blicken braune Augen offen zum Gegenüber. So erzählt sie, was für Ideen sie einbringen möchte in diesem Gremium der Schweizer Bischöfe und ebenso, welch entscheidende Phasen sie in ihrem Leben durchgemacht hat. Dabei blickt sie ab und zu durch die Fensterfront der Confiserie Beeler in eine Gasse der Berner Altstadt und nippt am Latte Macchiato.

Abgesehen von einer Cumulus-Karte kann sich Berger-Lobato durchaus vorstellen, dass die Bischofskonferenz mit einem «Produkt» auftritt. «Etwa mit einem Kongress», sagt sie spontan. Zudem hat die Migros Marketing-Massnahmen, die Berger-Lobato als durchaus bedenkenswert hält, auch für ein kirchliches Marketing. Etwa das orange «M», das den Betrieb überall erkennbar macht. Auch die Kirche sollte gegen innen und aussen als Einheit erkennbar sein, findet sie. Besonders spannend an ihrer Aufgabe bei der Bischofskonferenz ist für sie die Frage: «Wie verkauft man etwas, das gratis ist: der Glaube?»

«Marketing und Kommunikation ist mein Ding», erklärt die neue Mitarbeiterin der Schweizer Bischofskonferenz ihre Motivation für die Übernahme der neuen Stelle. Seit 15 Jahren ist sie in diesem Bereich tätig. Als sie die Ausschreibung für die Stelle sah, wusste sie gleich: «Das ist es». Dass die Wahl auf sie fiel, empfindet sie als «ehrenvoll», die Aufgabe selbst als «anspruchsvoll».

Ein guter Moment für Ideen

Sie sei in beratender Funktion tätig, betont Berger-Lobato. Hauptsächlich mit der Medienkommission werde sie zu tun haben. Dabei gehe es darum, das eigene Handeln zu überdenken und sich zu fragen: «Wie können wir professioneller auftreten?» Den Moment dafür empfindet sie als gut. Es gebe wegen der Amtszeitbeschränkung einige personelle Wechsel in der Kommission.

Ein paar Ideen hat Berger-Lobato bereits, die sie einbringen möchte, etwa einen gemeinsamen Internetauftritt aller Pfarreien und Bistümer und einen professionellen Übersetzungsdienst in alle Landessprachen. Letzteres sei sehr wichtig in einer Organisation mit Mitgliedern aus allen Landesteilen, sagt die Kommunikationsfrau. Das hat sie bereits als Kommunikationsverantwortliche der Pensionskasse des Bundes festgestellt. Ihre Ideen werde sie mit einer gewissen Beharrlichkeit einbringen, sagt Berger-Lobato. Die gefällten Entscheide aber werde sie selbstverständlich akzeptieren.

Berger-Lobato steht auf und verlässt das Café, deren frühere Besitzer sie kannte. Sie will die Wohnung zeigen, in der sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat. Ihr lockeres blaues Kleid über der Sommerhose raschelt, während sie beschwingt durch die Gassen geht. Auf dem Platz vor dem Zytglogge-Turm bleibt sie stehen und zeigt auf ein paar Fenster im Obergeschoss eines Hauses, in dem unten ein italienisches Restaurant rausgestuhlt hat.

Eine Seconda am Radio

Hier ist der Ort ihrer Kindheit. Berger-Lobato ist eine echte Stadtbernerin, eine Seconda-Bernerin, wie sie sagt. Als Jugendliche hat sie in der Seconda-Bewegung mitgewirkt. Beim damaligen «Radio Extra BE» betreute sie gemeinsam mit einem Kollegen die spanische Sendung. Berger-Lobatos Eltern sind in den 1960er-Jahren aus Spanien eingewandert und haben sich hier kennen gelernt.

Die Familienverhältnisse waren alles andere als einfach. Das soziale Netz fehlte, denn alle nahen Verwandten lebten in Spanien. Zudem verfiel der Vater dem Alkohol. Als Berger-Lobato dies erzählt, verzieht sich ihr Gesicht, das Strahlen schwindet. Kurz vor ihrer Matura trennten sich ihre Eltern. Eine schwierige Phase für die junge Frau begann. Sie beschloss, in Italien Theater zu studieren. «Ich wollte meinem Schicksal entgehen», erklärt die inzwischen Fünfzigjährige.

Das Studium in Italien finanzierte sie sich mit Babysitting. Die Ferien verbrachte sie in Bern und arbeitete mit ihrer Mutter in der Waschküche des Diakonissinnenspitals, dem heute zur Hirslanden-Gruppe gehörenden Salem-Spital. Nach viereinhalb Jahren kehrte die Berger-Lobato zurück in die Schweiz – und fand eine Stelle im Gebäude direkt hinter dem Gymnasium, das sie zuvor besucht hatte. Das habe wohl Gott so gewollt, erklärt sie sich den Zufall.

Stadtbernerin wird «Landei»

Inzwischen ist Berger-Lobato verheiratet und lebt seit zwanzig Jahren auf dem Land, genauer in der Gemeinde Mühlethurnen. Ihr Mann, ein viel gereister Stadtzürcher, und sie, eine Stadtbernerin, hatten sich für ein Leben im Bauernhaus entschieden. «Inzwischen bin ich ein Landei», sagt Berger-Lobato selbstironisch. Vor vierzehn Jahren kam ihre Tochter zur Welt. Berger-Lobatos Mann, der 24 Jahre älter ist als sie, liess sich frühpensionieren und übernahm die Familienarbeit. Sie blieb im Beruf aktiv.

Ihre Tochter tauften sie Caterina. Die Heilige Katharina von Siena spiele eine grosse Rolle im ihrem Leben, erklärt Berger-Lobato. Auch bei der Tauffeier ihrer Tochter habe sie gemerkt: «Die Heilige Katharina ist da.» Denn als sie die Tauffeier in einem Restaurant oberhalb Thun reservieren wollte, entdeckte sie Bilder, welche die Künstlerin mit «Cathérine de Sienne» signiert hatte.

Die Heilige Katharina ist da

Ihr Mann und sie sind oft an die Geburtsstätte der Heiligen Katharina in Siena gereist. Und auch ihre Hochzeit legten sie auf den 29. April, den Gedenktag der Heiligen. «Den Weg zum Glauben musste ich mir erst erarbeiten», sagt Berger-Lobato. Als Kind fühlte sie sich der spanischsprachigen katholischen Gemeinschaft nicht wirklich zugehörig, in der ihre Mutter verkehrte. Und als Jugendliche hatte diese Frage noch keinen Platz in ihrem Leben. Erst mit der Zeit und nach schmerzvollen Ereignissen änderte sich die Perspektive. Heute ist der Glaube für Berger-Lobato «der Kompass», wie sie sagt. Er helfe ihr, die Dinge aus einer anderen Perspektive anzusehen und Entscheide zu treffen.

Encarnaciòn Berger-Lobato, Marketing und Kommunikation der SBK | © Regula Pfeifer
24. September 2016 | 11:00
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Kurz nachgefragt

Bevorzugte Freizeitbeschäftigung: Im eigenen Biogarten sein und arbeiten

Lieblingsessen: Coupe Dänemark

Bester Film: Komödien mit Jerry Lewis (als Kind)

Beste Musik: Euryhmics (als Teenager)

Buch auf dem Nachttisch: Bibel, «Via Crucis» und «El llanto de la Isla de Pascua» von José Vicente Alfaro

Sport: Nordic Walking und Holz spalten

Mitglied: des lokalen FDP-Vorstands, der Begräbniskommission des Begräbnisgemeindeverbands Thurnen