Die deutsche Ordensfrau Katharina Ganz (l.), in einer Aufnahme von 2021.
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Deutsche Ordensfrau schreibt Brandbrief an Organisatoren des Prager Synoden-Treffens

Katharina Ganz, Generaloberin der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, hat den Organisatoren des Prager Synoden-Treffens eine E-Mail geschickt. Darin kritisiert die deutsche Ordensfrau, dass der Chat ihrer Arbeitsgruppe ohne Vorwarnung abgestellt worden sei. Kath.ch veröffentlicht die E-Mail in voller Länge.

«Sehr geehrte Damen und Herren,

Vor circa einer Stunde wurde uns der Online-Chat abgestellt. Wir wurden nur darüber informiert, dass es darin verletzende Äusserungen gab. Kein Hinweis darauf, welche Äusserungen als verletzend eingestuft worden sind und wer sich bei Ihnen darüber beschwert hat. 

Plötzlich war der Chat geschlossen.
Plötzlich war der Chat geschlossen.

Ich bin über dieses autoritäre Vorgehen einigermassen entsetzt. Seit Montag sitze ich 10 Stunden am PC, kann mich nur in den Kleingruppen einbringen und erfahre den Chat als hilfreich, um manchmal etwas nachzufragen, wenn z. B. nicht mitbekommen haben, wer gerade gesprochen hat. Es hat sich eine Online-Gemeinschaft gebildet. Wir praktizieren Synodalität, hören uns zu, raten und gegenseitig. Und nun werden wir ausgegrenzt. Einfach so. Ohne Rückfrage. Aus meiner Sicht ist es uns gut gelungen, verletzende Äusserungen selbst zurückzuweisen. Wir brauchen dazu keine Bevormundung. Wenn wir Synodalität lernen wollen, dann muss es uns erlaubt sein, uns gegenseitig geschwisterlich zurecht zu weisen.

Es befremdet mich auch, dass ich mich rechtzeitig registriert habe für diese Online-Teilnahme und nie einen Link bekommen habe, in welcher Kleingruppe ich mitarbeiten darf. Anderen Glaubensgeschwistern aus meiner deutschen Delegation ging es genauso. Wir haben uns selbst gegenseitig ein paar Links zugeschickt, um überhaupt noch an diesem Austausch teilnehmen zu können. Andererseits sind nun viele von unserer Delegation in derselben Gruppe gelandet.

 Inzwischen frage ich mich: Ist das gewollt? Hatten die Organisator*innen ein Interesse daran, die Teilnehmenden aus der deutschen Kirche aktiv zu hindern, sich mit den Delegierten der anderen Länder offen auszutauschen? Wie kommt es, dass als Gäste offiziell noch 44 Personen eingeladen wurden, die überwiegend die Linie des Vatikans vertreten, aber keine kritischen Stimmen zu hören sind?

Ist denn Vielfalt nicht gewollt? Welches Konzept von einer synodalen Kirche wird hier von den Veranstaltern verfolgt? Ist die Beteiligung, die wir hier praktizieren nur eine Scheinbeteiligung? 

Ich hätte gerne Antworten auf diese Fragen. Denn ich bin von diesen Vorgehensweisen irritiert, verärgert und auch frustriert. 

Mit freundlichen Grüssen 
Sr. Dr. Katharina Ganz»

Die deutsche Ordensschwester Katharina Ganz beschwert sich in einer E-Mail bei den Veranstaltern des synodalen Prozesses in Prag über die abrupte Schliessung eines Chats. (rr)


Die deutsche Ordensfrau Katharina Ganz (l.), in einer Aufnahme von 2021. | © KNA
8. Februar 2023 | 17:48
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