Lionel Messi liebt die argentinischen Fans und bescherte ihnen nach 36 Jahren des Wartens endlich wieder einen WM-Titel.
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Der «Messi-as» wartet darauf, dass ihn der Fussballgott endlich erhört

Er ist die lebende Fussballlegende. Messi. Von vielen Fans als der «Messias» gepriesen. Doch noch hat ihm der Fussballgott nicht vollends die Türe zum Paradies geöffnet. In Katar bei der WM steht der gläubige Katholik heute mit Argentinien im Halbfinal. Er könnte unsterblich werden – wenn sein Land Weltmeister wird.

Wolfgang Holz

Eigentlich residiert Lionel Messi längst im Olymp der besten Fussballspieler aller Zeiten. Der 35-jährige Fussballstar, sieben Mal zum Weltfussballer des Jahres gekürt und damit Rekordgewinner, ist eine lebende Legende.

Sein Spitzname ist «Floh»

Der «Floh», wie er seit seiner Jugend liebevoll genannt wird, weil er so schnell und trickreich spielen konnte, ist längst der Grösste unter den zeitgenössischen Kickern. Grösser als sein Dauerrivale Cristiano Ronaldo.

Und das, obwohl er im Alter von 13 Jahren wegen einer Wachstumsstörung nur 1,40 Meter gross war, und seine Eltern deshalb nach Europa umzogen. Um eine Hormonbehandlung an ihrem Sohn vornehmen zu lassen.

In bester Fussballlaune: Lionel Messi mit seinen Fussballkameraden beim Training in Katar.
In bester Fussballlaune: Lionel Messi mit seinen Fussballkameraden beim Training in Katar.

Vielleicht war dieses körperliche Defizit ein Riesenvorteil für den kleinen Lionel. Denn mit dem FC Barcelona, der ihn sofort unter seine Fittiche nahm, reifte der heute 1,70 Meter grosse Stürmer zur Tormaschine. Sage und schreibe 21 Jahre lange spielte Messi im Rot-Blau des katalanischen Vorzeigeklubs, dem ewigen Rivalen von Real Madrid.

Bekreuzigt sich nach Torerfolgen

Sagenhafte 672 Tore und 305 Torvorlagen in 778 Pflichtspielen erzielte Messi dabei für Barcelona. Er war mit 474 Ligatoren in 520 Spielen bester Torschütze sowie mit 217 Torvorlagen bester Vorbereiter der ersten spanischen Liga. Unglaubliche Zahlen! Dabei bekreuzigt sich Lionel Messi als gläubiger Katholik häufig nach einem geschossenen Tor.

Nicht zu vergessen zudem, dass Messi von 2004 bis Mai 2021 mit dem FC Barcelona 35 Titel, darunter 4-mal die Championsleague, 10-mal die spanische Meisterschaft und 7-mal die Copa del Rey gewann.

Unvollendet: Für den FC Barcelona war Lionel Messi ein Superstar. Für seine Heimat Argentinien muss er erst noch den WM-Titel holen.
Unvollendet: Für den FC Barcelona war Lionel Messi ein Superstar. Für seine Heimat Argentinien muss er erst noch den WM-Titel holen.

Erfolgreicher kann ein einzelner Fussballprofi für einen Klub fast nicht sein. Kein Wunder, dass er auf der iberischen Halbinsel längst den Status eines «Messi-as» innehat. Mittlerweile kickt der Südamerikaner für Paris St. Germain.

Messis Makel

Trotzdem haftet Messi ein Makel an. Ein fast höllischer Schandfleck. Die Rede ist hier nicht von seinem Steuerbetrugsskandal, infolge dessen er zu 21 Monaten Haft verurteilt wurde. Nein. Es ist viel schlimmer. Rein sportlich gesehen. Denn für sein fussballverrücktes Heimatland hat der sympathische argentinische Dribbelstar leider noch nicht viel gewonnen.

Argentinien ist nämlich im Vergleich zum fünfmaligen Gewinner Brasilien erst zweimal Fussballweltmeister geworden. Und dreimal «nur» Vize-Weltmeister. Das letzte Mal hat Messi im Finale gegen Deutschland 2014 verloren. Ein absolutes Trauerspiel.

Eine Ordensschwester hält 2014 während des Angelusgebets im Vatikan Messis Nationaltrikot in den Händen.
Eine Ordensschwester hält 2014 während des Angelusgebets im Vatikan Messis Nationaltrikot in den Händen.

Zwar hat Messi letztes Jahr im Finale der Südamerika-Meisterschaft, der Copa de América, Erzrivale Brasilien endlich wieder besiegt. Doch dieser Erfolg reicht nicht, um in Argentinien als Fussballheld vergöttert zu werden.  

Im Schatten von Maradona

Allerdings hatte es der schüchtern wirkende Messi, der in Interviews meist sehr leise spricht, auch in seiner Gaucho-Heimat nie einfach. Dort gibt es eben schon einen veritablen Fussballgott: Maradona.

Dieser ist bekanntlich nicht nur dank seinem betrügerischen «Hand-Gottes-Tor» 1986 Weltmeister geworden. Diego Maradona wurde von den «Tifosi» seines italienischen Skandal-Klubs Neapel zur Ikone stilisiert. Als schillernder und am Ende – nicht zuletzt wegen seiner Kokainsucht – so tragischer Held bewegt er auch nach seinem Tod noch die Gemüter.

Nur er ist in Argentinien der absolute Fussballgott: Diego Maradona.
Nur er ist in Argentinien der absolute Fussballgott: Diego Maradona.

Seit 36 Jahren kein WM-Titel

Da ist für Messi in Sachen Legendenstatus bislang nicht mehr als der «Messi-as» geblieben. Der Gottesknecht. Der Heilsbringer, eben. Die argentinischen Fans warten aber noch immer auf die fussballerische Erlösung. Sprich: den WM-Titel nach 36 langen Jahren sehnsüchtigen Wartens.

Zur umstrittenen WM in Katar sind deshalb besonders viele argentinische Fans angereist. Weil sie wissen, dass es ebenso wie für Ronaldo für Messi die letzte WM ist. «CR7» ist inzwischen mit Portugal ausgeschieden. Der Weg für Messi ist also theoretisch frei.

In bester Fussballlaune

Vorausgesetzt, Argentinien gewinnt den Halbfinal gegen Kroatien und siegt dann im Final. Messi hat seine Fans bislang nicht enttäuscht.

Der Familienmensch und Vater dreier Söhne, der auf dem Fussballplatz mit einer Geschwindigkeit von 4,5 Schritten pro Sekunde pfeilschnell unterwegs sein kann, verströmt beste Laune und Motivation auf dem Fussballplatz. Er steht vor seinem grössten Triumph seiner Karriere. Der Sieg wäre ihm zu gönnen. Dem «Messi-as».  


Lionel Messi liebt die argentinischen Fans und bescherte ihnen nach 36 Jahren des Wartens endlich wieder einen WM-Titel. | © skysports
13. Dezember 2022 | 17:52
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