David Dätwyler
Schweiz

David Dätwyler: In manchen Ländern führt Christsein ins Arbeitslager oder in den Tod

Am Mittwoch finden in der Schweiz stille Kundgebungen statt für Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. «Glaubensverfolgung ist ein grosses Problem in vielen Ländern der Welt», sagt David Dätwyler von der Stiftung CSI. Dennoch sei diese «Tragik» in der Öffentlichkeit nur wenig verbreitet.

Jacqueline Straub

Am 13. Dezember finden an über 55 Standorten in der Schweiz Mahnwachen statt. Was genau wird da geschehen?

David Dätwyler*: Über die ganze Schweiz verteilt kommen Menschen aus allen Konfessionen zusammen, um auf Menschen aufmerksam zu machen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, insbesondere Christen. Es ist eine stille Kundgebung. Wir wachen und beten mit Kerzen in der Hand und umgehängten Plakaten, die das Thema Glaubensverfolgung thematisieren.  

«Viele müssen ihren Glauben verstecken.»

Warum ist es CSI wichtig, auf Glaubensverfolgung aufmerksam zu machen?

Dätwyler: Glaubensverfolgung ist ein grosses Problem in vielen Ländern der Welt. Menschen werden allein wegen ihres Glaubens diskriminiert, ausgegrenzt, vertrieben und sogar getötet. Viele müssen ihren Glauben verstecken. Diese Tragik ist leider in der Öffentlichkeit und in den Medien kaum ein Thema. CSI kämpft für die Religionsfreiheit, sensibilisiert und informiert über die Problematik der Glaubensverfolgung. Die Mahnwache trägt ihren Teil dazu bei.

Wie viele Menschen erwarten Sie bei den Mahnwachen?

Dätwyler: Die Mahnwachen sind ganz unterschiedlich gross. Es gibt Orte, da sind es zehn Personen und solche, wo sich hundert Menschen treffen, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Insgesamt erwarten wir weit über 1000 Teilnehmende.

Brennende Kerzen als Ausdruck der Hoffnung
Brennende Kerzen als Ausdruck der Hoffnung

Wie lange werden sie dauern?

Dätwyler: Die Mahnwachen dauern eine halbe Stunde, von 18.00 bis 18.30 Uhr. Sie starten mit einer Begrüssung, dann wird in der Stille eine halbe Stunde gebetet. Den Abschluss bildet ein gemeinsames «Vater unser».

Was werden die Passantinnen und Passanten dabei erleben?

Dätwyler: Passantinnen und Passanten nehmen die Mahnwache durch die vielen Lichter und Menschen wahr. Durch die Slogans auf den Plakaten werden sie für das Thema Glaubensverfolgung sensibilisiert.

«Immer wieder werden junge christliche Frauen zwangsverheiratet und zwangsislamisiert.»

In welchen Ländern ist die Christenverfolgung besonders schlimm?

Dätwyler: Leider nimmt die Christenverfolgung weltweit zu. Unrühmliche Spitzenreiter sind Länder wie Nordkorea, Somalia, Nigeria, Pakistan, um nur einige zu nennen.

Wie zeigt sich diese?

Dätwyler: Unterschiedlich. In Nordkorea kann das Christsein nur im Untergrund gelebt werden. Werden Gläubige entdeckt, wartet Arbeitslager oder der Tod auf sie. In Nigeria werden Christen in gewissen Regionen von Extremisten systematisch vertrieben, Dörfer werden überfallen und Christen getötet. In Pakistan sind Christen Menschen zweiter Klasse und dem willkürlich eingesetzten Blasphemie-Gesetz ausgeliefert. Immer wieder werden junge christliche Frauen zwangsverheiratet und zwangsislamisiert.

Nach dem Anschlag in der St. Francis-Kirche in Owo, Nigeria.
Nach dem Anschlag in der St. Francis-Kirche in Owo, Nigeria.

Was unternehmen Sie in diesen Ländern konkret?

Dätwyler: In Nigeria unterstützt CSI vertriebene Binnenflüchtlinge mit Lebensmitteln und medizinischer Versorgung, informiert über das Unrecht und setzt sich für das Einhalten der Menschenrechte ein. In Pakistan helfen wir Blasphemie beschuldigten Menschen und ihren Familien juristisch und materiell. Ebenso setzen wir uns mit aller Kraft für die Freilassung junger zwangsverheirateter Frauen ein und befreien christliche Ziegeleiarbeiterfamilien aus sklavenähnlichen Zuständen.

«Auf Teilnehmende wirkt die Mahnwache motivierend.»

Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?

Dätwyler: Die Mahnwache ist auch ein Gebetsevent. Wenn so viele Menschen in der Schweiz gleichzeitig für dieselben Anliegen beten, hat das viel Kraft. Auf Teilnehmende wirkt die Mahnwache zudem motivierend, sich längerfristig für Glaubensverfolgte einzusetzen. Zudem ist die Mahnwache öffentlichkeitswirksam: Passanten werden sensibilisiert und Medien greifen das Thema Glaubensverfolgung auf.

*David Dätwyler ist bei der Stiftung CSI-Schweiz für das Eventmanagement und Fundraising zuständig. Er organisiert zudem die Mahnwache für Glaubensverfolgte, die am 13. Dezember an einigen Standorten in der Schweiz stattfinden wird.

Das Interview wurde schriftlich geführt.


David Dätwyler | © zVg
11. Dezember 2023 | 13:43
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