Barbara Weber und Martin Heller
Schweiz

Das Zürcher Reformationsjubiläum soll volkstauglich werden

Zürich, 11.5.17 (kath.ch) Zürich will die Jugend und auch Personen, die vom Reformationsjubiläum bereits die Nase voll haben oder von diesem nichts wissen, mit einem breiten Angebot an Produktionen erreichen. Stadt, Kanton und die reformierte Kirche haben vor einem Jahr den Verein «500 Jahre Zürcher Reformation» gegründet. Dieser stellte am Donnerstag sein umfangreiches Programm vor, das bis 2019 läuft und unterschiedliche Volksgruppen ansprechen soll.

Georges Scherrer

Anfang Januar starteten in Zürich die Feiern zum Jubiläum «500 Jahre Reformation». Dieses soll bis 2019 dauern. Dann begehen die Zürcher Reformierten das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation Huldrych Zwinglis. In der Zwischenzeit kann sich das Volk über zahlreiche Veranstaltungen auf das Abschlussjahr einstimmen.

Der Ägypter Wael Shawky gilt als eine der bekanntesten künstlerischen Stimmen der arabischen Welt. Was hat er mit Reformation am Hut? Er beschäftigt sich mit der Deutungshoheit über Geschichte. Im Rahmen der bisher 28 Projekte des Vereins «500 Jahre Zürcher Reformation» gestaltet er eine Musikperformance mit zwanzig Fidjeri-Sängern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Unters Volk gehen

Er ist einer von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen, darunter die Schriftstellerin Ruth Schweikert und Regisseur Volker Hesse, die dazu beitragen, das Reformationsjubiläum unters Volk zu bringen – oder wie es der reformierte Kirchenratspräsident Zürichs, Michel Müller, anlässlich der Vorstellung des Programms sagte: Das Jubiläum müsse aus dem Bereich «binnenkirchlicher Veranstaltungen» herausgelöst werden.

Die Regisseurin Barbara Weber und der ehemalige Direktor des Zürcher Museums für Gestaltung und künstlerische Direktor der Expo.02 Martin Heller begleiten das Programm als «Kuratoren». «Wir machen kein Festival», erklärten sie vor der Presse. Es gehe ihnen vielmehr darum, die verschiedenen Aspekte der Reformation aufzuzeigen.

Zwinglis Image aufpolieren

Die «blinden Flecken», welche das «welthistorische Ereignis Reformation» heute in der Stadt Zürich hinterliess, sollen ausgeleuchtet werden. Eine Schwierigkeit besteht darin, die Programmpunkte in der Stadt, «die sich mediteran wähnt und gleichzeitig von reformatorischer Strenge geprägt ist», richtig zu setzen, so Heller. Das «bescheidene Wissen» über Zwingli soll aufpoliert werden, der als «grau, öde und puritanisch» angesehen werde. Es gelte, das Image des Reformators zu entschlacken und bestehende Klischees zu korrigieren. Barbara Weber hofft, dass das Zusammengehen von Kirche und Kultur und die dabei zu erwartenden «Reibereien» sich nachhaltig auf die Region auswirken.

Ein produktives Interesse soll geweckt werden. Auf dieses Weise sollen gemäss Müller, der auch Präsident des Vereins «500 Jahre Zürcher Reformation» ist, Leute erreicht werden, die sagen: «Wir haben genug von diesem Reformationsjubiläum» – oder sich für dieses nicht interessieren. Über die Veranstaltungen soll gemäss Heller «Öffentlichkeit entstehen, der man sich mit der Zeit nicht mehr entziehen kann».

Umfangreiches Programmangebot

Das am Donnerstag vorgestellte Programm will ganz unterschiedliche Volksgruppen ansprechen. Die Programmpunkte «Reformation (re)visited», «Die Zwingli Roadshow» oder «Zürich Orakel» richten sich an ein jugendliches Publikum. Explizit religiös ist das Angebot des Theaters am Neumarkt. Im Rahmen von «Urban Prayers Zürich» begeben sich die Theaterbesucher in sieben verschiedene Gebetsstätten in Zürich und treffen sich zum Abschluss zu einer «festlichen Zusammenkunft» wieder im Theater. Das Schauspielhaus Zürich organisiert einen Disputations-Marathon zum Thema «Meet your Enemy». Die ersten Programmpunkte beginnen schon im Mai. Angebot und Termine sind einzusehen unter zh-reformation.ch/programm.

Ihr Unterstützung für dieses laizistische Begleitprogramm des Zürcher Reformationsjubiläums brachten die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr und Stadtpräsidentin Corine Mauch zum Ausdruck, indem sie an der Medienkonferenz teilnahmen und den Beitrag von Kanton und Stadt für das Jubiläum herausstrichen. (gs)

Barbara Weber und Martin Heller| © Georges Scherrer
11. Mai 2017 | 16:21
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