José Ramón Martinez hat nicht nur Weihbischof Josef Stübi an der Bischofsweihe fotografiert - er ist auch exakt gleich alt wie er.
Schweiz

Das Alters-Ego von Weihbischof Josef Stübi ist ein Fotograf, der täglich mit Jesus spricht

Des Rätsels Lösung ist gefunden! Die Person, die an der Bischofsweihe von Josef Stübi in Solothurn anwesend war und exakt gleich alt ist wie der neue Weihbischof, ist José Ramón Martinez. Der Fotograf hat seinen Namensvetter ins rechte Bild gerückt.

Wolfgang Holz

An der Bischofsweihe in Solothurn gab’s am Sonntag ein Rätsel: Es gebe jemanden unter den Anwesenden, der am gleichen Tag und im gleichen Jahr geboren sei wie Josef Stübi. Sind Sie der Mann mit dem gleichen Geburtstag? Sein Alters-Ego sozusagen?

José Ramón Martinez*: Ja, der bin ich. Wie Weihbischof Josef Stübi wurde ich am 26. März 1961 geboren. Wie ich zwischenzeitlich erfahren konnte, wurden wir beide auch noch morgens geboren. Es war ein Palmsonntag.

Demütig: Josef Stübi steht vor Bischof Felix.
Demütig: Josef Stübi steht vor Bischof Felix.

Unglaublich. Wann haben Sie diese Kuriosität entdeckt? Erst kurz vor der Bischofsweihe oder schon früher?

Martinez: Nein, es war kurz vor Weihnachten, als ein Artikel über ihn in der Solothurner Zeitung publiziert wurde. Im Anschluss daran habe ich dann die Berichterstattung auf der Homepage des Bistums über seine Ernennung gelesen – dort ist sein Geburtsdatum ja erwähnt.

«Er wirkte auf mich sehr höflich, freundlich, nahbar und sehr herzlich, irgendwie auch emphatisch. Ich habe ihn sofort gemocht.»

Wie hat der neue Weihbischof Josef Stübi auf Sie gewirkt?

Martinez: Persönlich bin ich ihm zum ersten Mal kurz vor der Weihefeier in der
Kathedrale begegnet. Hansruedi Huber, der Kommunikationschef des Bistums, hat uns gegenseitig vorgestellt. Er wirkte auf mich sehr höflich, freundlich, nahbar und sehr herzlich, irgendwie auch emphatisch. Ich habe ihn sofort gemocht.

Weihbischof Josef Stübi mit den assistierenden Priestern Eduard Birrer (rechts) und Thomas Müller (links)
Weihbischof Josef Stübi mit den assistierenden Priestern Eduard Birrer (rechts) und Thomas Müller (links)

Wie hat Ihnen die Bischofsweihe gefallen?

Martinez: Sehr gut. Ich fühle mich in Kirchen immer sehr wohl. Solche Feiern mit vielen Ritualen und viel Mystik wirken immer sehr emotional auf mich. Ein mir eng befreundeter Priester meinte dazu einmal: «Das ist der Heilige Geist, den du da spürst».

«Während der Lehre schaffte ich mir meine erste Spiegelreflexkamera an und entdeckte die Faszination der Fotografie.»

Sie sind professioneller Fotograf. Wie ist es dazu eigentlich gekommen?

Martinez: Eigentlich habe ich Elektrotechnik studiert. Während der Lehre schaffte ich mir meine erste Spiegelreflexkamera an und entdeckte die Faszination der Fotografie. In den folgenden Jahren absolvierte ich dann eine Weiterbildung in Marketing mit dem Schwerpunkt visuelle Kommunikation – wo Fotos erstmals eine zentrale Rolle spielten. Meine Fotografien wurden für Präsentationen, Kataloge und für Webseiten verwendet. In der Folge erweiterte ich meine Kenntnisse durch Seminare und Workshops, hauptsächlich in New York. Meine Frau ist Amerikanerin. Zur religiösen Fotografie bin ich dann über die Arbeit an dem Bildband «400 Jahre Wallfahrtskirche Maria Oberdorf 1615–2015» gekommen.

«Als Fotograf ein spezielles Bild zu nennen, ist wie eine Mutter zu fragen, welches ihr Lieblingskind sei.»

Weihbischof Josef Stübi hinterm Altar.
Weihbischof Josef Stübi hinterm Altar.

Auf welches Foto sind Sie besonders stolz, das Sie an der Bischofsweihe geschossen haben?

Martinez: Uiii! Als Fotograf ein spezielles Bild zu nennen, ist wie eine Mutter zu fragen, welches ihr Lieblingskind sei. Ich hatte am Ende um die 900 Fotos auf der Speicherkarte. Viele davon sind aus meiner Sicht nicht würdig – das ist aber normal. Von den «würdigen» habe ich dann um die 50 auf den Server der Redaktion hochgeladen. Im Print ist eines auf der Titelseite erschienen, fünf im Lokalteil und um die 20 online.

Aber welches Bild hat Ihnen nun am besten gefallen?

Martinez: Es hat Bilder darunter, die mir persönlich sehr gut gefallen. Die Redaktion der «Solothurner Zeitung» hat sich auf der Frontseite der Montagsausgabe für eines entschieden, welches den Bischof in atypischer Weise von hinten zeigt.

«Ich mag dieses Bild sehr, zeigt es eben auch die Rückseite eines Menschen mit leicht geneigtem Haupt. Demütig eben.»

Von hinten?!

Martinez: Ja, von hinten! Ich mag dieses Bild sehr, zeigt es eben auch die Rückseite eines Menschen mit leicht geneigtem Haupt. Demütig eben. Einer meiner Bildfavoriten, auf den ich auch stolz bin, wurde aber nicht publiziert. Es illustriert den Bischof hinter dem Altar sitzend und nachdenklich im Ausdruck – aus meiner Sicht ist dieses Bild ein aufrichtiges Foto, weil es einen Menschen zeigt, der sich hinter dem Altar in Sicherheit fühlt.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Apropos Kirche. Was bedeutet Ihnen eigentlich die katholische Kirche?

Martinez: Sehr viel! Sie ist das Fundament meiner Spiritualität. Ich spreche jeden Tag mit Jesus, erzähle ihm und ich glaube auch oft, dass er mich erhört und mich in meinem Tun steuert. Gerne erinnere ich mich dabei an eine Aussage von Papst Franziskus. Er sagte mal: «Betet und bittet, denn welcher Vater schlägt seinem Kind gerne eine Bitte ab!».

«Wir stammen aus Murcia in Andalusien.»

Ihr Name hört sich wie der eines kastilischen Adeligen an. Stammen Sie aus Spanien?

Martinez: Ja, offensichtlich ist unsere Abstammung spanischen Ursprungs, obwohl wir alle Schweizer sind, mittlerweile in der dritten Generation. Wir stammen aus Murcia in Andalusien. In unserem Familienwappen ist eine Zitruspflanze abgebildet.

«Spanisch ist eine von fünf Sprachen, in denen ich mich fliessend unterhalten kann.»

Wurden Sie als Secondo auch in der Schweiz geboren?

Martinez: Nein, meine Mutter ist damals zur Geburt nach Murcia gefahren, wo ich geboren wurde, weil dort ihre Eltern lebten. Ich bin dann als kleines Baby wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Unser Name wurde später bei der Einbürgerung sozusagen «germanisiert». So schreibt sich unser Nachname heute als Martinez mit einem normalen «i» und nicht wie in Spanien üblich mit Akzent «í», was auch die Aussprache, sprich die Phonetik des Namens ändert. Trotzdem sind wir alle stolz auf unseren Ursprung, so heisst mein Sohn auch José: José Daniel. Eine Tradition, die kommende Generationen hoffentlich weiterführen werden.

Spanischer Barock: Die Kathedrale von Murcia
Spanischer Barock: Die Kathedrale von Murcia

Sprechen Sie auch noch spanisch?

Martinez: Ja, Spanisch ist eine von fünf Sprachen, in denen ich mich fliessend unterhalten kann. Meine Mutter- oder eben Hauptsprache, per se, ist aber deutsch.

«Ich mag den südamerikanischen Akzent des Papstes, er wirkt dabei auf mich noch sympathischer.»

Schauen Sie sich manchmal Papst-Interviews im Original auf Spanisch an?

Martinez: Ja, natürlich, wenn es möglich ist, höre ich dem Papst immer gerne auf Spanisch zu. Ich mag seinen südamerikanischen Akzent, er wirkt dabei auf mich noch sympathischer.  

* José Ramón Martinez (61) arbeitet als Fotograf für die «Solothurner Zeitung», die zum Medienkonzern «CH Media» gehört. Seit Jahren arbeitet er für verschiedene katholische Medien als Fotograf, insbesondere für das Bistum Basel und das Seminar St. Beat in Luzern. So hält er etwa Priesterweihen fotografisch fest oder geht auf Events von Pastoralräumen. Auch Fotos auf der Bistumswebsite stammen von ihm.


José Ramón Martinez hat nicht nur Weihbischof Josef Stübi an der Bischofsweihe fotografiert – er ist auch exakt gleich alt wie er. | © zVg
28. Februar 2023 | 13:44
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