Hansjörg Schmid
Schweiz

Co-Leiter Schweizer Islam-Zentrum gegen Regeln für Sprache in Moscheen

Freiburg i.Ü., 15.4.16 (kath.ch) Gesetzliche Grundlagen zur Regelung, welche Sprache in Moscheen gesprochen werden sollen, erachtet der Co-Leiter des Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft, Hansjörg Schmid, für nicht sinnvoll. Dies erklärte er gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (kna) in Deutschland.

Dort hat CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer vorgeschlagen, dass in deutschen Moscheen per Gesetz Deutsch gepredigt werden soll.

Was die Methoden der gottesdienstlichen Verkündigung angehe, würden Pfarrer und Imame praktisch Seite an Seite stehen: So werde in vielen Moscheen längst Deutsch gepredigt, Tendenz steigend. Oft verstünden junge Muslime aus Migrationsfamilien ohnehin nicht mehr die arabische oder türkische Muttersprache ihrer Grosseltern oder Eltern, sagte Schmid.

Das Problem liege weniger in der Sprache als vielmehr beim Personal. Die Türkei versucht in Deutschland dem seelsorgerlichen Bedarf in Deutschland nachzukommen, indem die Religionsbehörde Diyanet im Fünf-Jahres-Turnus Imame entsendet. Das ist aus Schmids Sicht keine Lösung auf Dauer.

Zudem ist der Beruf des Imams in Deutschland und der Schweiz finanziell nicht attraktiv. Die Türkei ermögliche eine internationale Ausbildung, etwa in Istanbul, und fördere diese mit Stipendien. Anschliessend müssten die jungen Seelsorger aber zusehen, wie sie in der Heimat auf ihre Kosten kommen. Für die Imame heisse das, dass sie von der Finanzkraft ihrer jeweiligen Gemeinde abhängen – «eine delikatere Situation als in einer evangelischen Landeskirche», sagte Schmid.

Im Ganzen herrsche, so der Co-Leiter des Islam-Zentrums, der katholischer Theologe ist, ein «hohes Problembewusstsein in den islamischen Gemeinden». Man wolle das Profil der Imame verbessern, es würden Sprachkurse für zugereiste Imame angeboten. Verbindliche Ausbildungsstandards liessen sich vermutlich aber nur im Rahmen von Staatsverträgen festlegen, ähnlich wie bei den grossen christlichen Kirchen.

Latein in Gottesdiensten

Inwieweit der Staat in die Gottesdienstgestaltung eingreifen darf, bleibt für Schmid aber offen. Er verwies auf christliche Zuwanderer-Gemeinden, in denen seit Jahrzehnten Polnisch, Italienisch oder Portugiesisch gebetet und gepredigt werde. Es sei vielerorts ein fester Brauch, den Koran auf Arabisch zu rezitieren. Eine analoge Vorgehensweise kennt die katholische Kirche beim Latein.

«Wie Muslime sich einen Imam wünschen und wie er von aussen gewünscht wird – da gibt es eine grosse Schnittmenge», meinte Schmid weiter. Er frage sich, inwieweit Gesetze und Verbote sinnvoll seien. «Man sollte auf Kooperation setzen und nicht auf Polarisierung.» Vor einem warnte Schmid jedoch: dass sich «Arabisch als neue Angstsprache» etabliert. (kna)

Hansjörg Schmid | © Georges Scherrer
15. April 2016 | 15:27
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