Ehe für alle: Plakat wirbt in Zug für die Abstimmungsvorlage vom 26. September 2021
Schweiz

Christkatholische Kirche dürfte am Samstag die Ehe für alle beschliessen

Die Nationalsynode der Christkatholischen Kirche der Schweiz entscheidet am Samstag in zweiter Lesung über die Einführung der Ehe für alle. Bischof Harald Rein erwartet ein Ja. In Deutschland und in den Niederlanden gibt es bei den Altkatholiken bereits die Ehe für alle.

Barbara Ludwig

«Jede Segnung, die die Kirche einer zivilrechtlich geschlossenen Ehe zwischen zwei Erwachsenen gleich welchen Geschlechts spendet, ist in gleicher Weise sakramental», steht in der Pressemitteilung zur Nationalsynode der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Die Nationalsynode wird sich an ihrer bevorstehenden Session zum zweiten Mal mit einem Antrag zur Einführung der Ehe für alle befassen. Das Traktandum ist auf den Samstagvormittag angesetzt.

Bischof erwartet Zweidrittelmehrheit

Im vergangenen Jahr hatte die Nationalsynode dem Antrag ein erstes Mal mit grosser Mehrheit zugestimmt, heisst es in der Mitteilung. Die Satzungen der Kirche sehen im «Verfahren zur Stellungnahme in Glaubensfragen» eine zweite Lesung vor.

Der oberste Christkatholik Harald Rein auf dem Bundesplatz Bern
Der oberste Christkatholik Harald Rein auf dem Bundesplatz Bern

Harald Rein ist Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Gegenüber kath.ch zeigte er sich überzeugt, dass seine Kirche definitiv Ja sagt zur Ehe für alle. »Es wird wieder Diskussionen geben in der Nationalsynode. Aber ich erwarte, dass zwei Drittel der stimmberechtigten Synodalen zustimmen», sagte Rein auf Anfrage. Wird dem Antrag auch in der zweiten Lesung zugestimmt, tritt die neue Regelung bereits am 1. Juli in Kraft.

Provisorischer Ritus

Laut Harald Rein hat die liturgische Kommission der Kirche einen provisorischen Ritus ausgearbeitet, der ab 1. Juli zur Anwendung kommen soll. Ein definitiver Ritus für die Segnung aller Paare solle dann in den nächsten zwei Jahren ausgearbeitet werden, sagte der Bischof.

Kreuz auf Regenbogenfahne
Kreuz auf Regenbogenfahne

Die christkatholische Kirche kannte seit 2007 neben dem Ehesakrament einen Ritus zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Da sich dieser Ritus deutlich vom Ehesakrament unterschied, sei er in den letzten Jahren zunehmend als unbefriedigend empfunden worden, teilte die Kirche im September 2021 mit. 

Keinen Zwang für Priesterinnen und Priester

Die beiden bisherigen Formulare – für die Ehesegnung und die Partnerschaftssegnung – würden künftig nicht mehr verwendet, sagte Harald Rein weiter. Priesterinnen und Priester dürften sich unter Berufung auf ihr Gewissen weigern, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Dies stelle aber keine Besonderheit oder Neuerung dar, erklärte der Bischof.

In Deutschland und den Niederlanden bereits eingeführt

Christkatholiken gibt es auch in anderen Ländern, in denen sie sich Altkatholiken nennen. Nach Angaben von Harald Rein haben die altkatholische Kirche in Deutschland und in den Niederlanden die Ehe für alle bereits eingeführt.


Ehe für alle: Plakat wirbt in Zug für die Abstimmungsvorlage vom 26. September 2021 | © Regula Pfeifer
9. Juni 2022 | 07:42
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