Christian Cebulj.
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Christian Cebulj: «Es ist unsere Pflicht, auf ideologische Tendenzen in Kirche und Gesellschaft hinzuweisen»

Christian Cebulj ist Professor an der Theologischen Hochschule Chur. Er reagiert auf den Bericht von kath.ch über die Ausladung von Markus Krall als Referent an der Churer Dekanatsversammlung. Er habe es für seine Pflicht gehalten, darauf hinzuweisen, dass «ein Redner mit solch reaktionären Positionen» nichts auf einer Dekanatsversammlung verloren habe.

«Auch die Kolleginnen und Kollegen im Lehrkörper der Theologischen Hochschule sind Mitglieder der Dekanatsversammlung Chur. Als solche haben auch wir eine Einladung zur Herbstversammlung erhalten, auf der mir der Name des Referenten Dr. Markus Krall auffiel.

Ich lege Wert darauf, dass es meine Recherchen waren, die den rechtsradikalen Hintergrund des eingeladenen Referenten und seine AfD-Nähe zu Tage gefördert haben. Mir gegenüber hatte Dekan Gehrmann den Referenten am Samstagvormittag noch als unbescholtenen Mann und hingebungsvollen Familienvater verteidigt und wollte an Kralls Einladung festhalten. Erst die Aufforderung von GV Jürg Stuker hat ihn dann dazu bewogen, den Vortrag abzusagen.

Im Leitbild der Theologischen Hochschule steht, dass wir eine zeitsensible und lebensweltlich verankerte akademische Theologie betreiben. Dazu gehört eben auch unsere politische Pflicht, auf ideologische Tendenzen in Kirche und Gesellschaft hinzuweisen.

Der Referent Markus Krall ist zwar, wie Sie richtig darstellen, als CEO der Degussa Goldhandel GmbH Mitglied des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab und äussert sich gerne zu christlichen Themen.

Andererseits ist er laut «Zeit Online» massgeblich an der Finanzierung der rechtsradikalen AfD in Deutschland beteiligt. Er sympathisiert mit Verschwörungstheorien, muss sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen, will die Kirchensteuer ebenso wie die parlamentarische Demokratie abschaffen und bezeichnet sich auf Twitter gerne als intellektuellen Krawallmacher. Ich hielt es daher für meine politische und theologische Pflicht, den Dekan darauf hinzuweisen, dass ein Redner mit solch reaktionären Positionen nichts auf einer Dekanatsversammlung verloren hat.» (bal)

10. November, 18.00 Uhr: Markus Krall weist die Vorwürfe zurück. Die Vorwürfe seien «konstruiert und falsch, insbesondere der des Antisemitismus, der angesichts meiner bekannten Aktivitäten und meines Eintretens für das jüdische Leben und den Staat Israel an Lächerlichkeit schwer überbietbar ist», schreibt Krall in einer E-Mail an kath.ch.


Christian Cebulj. | © Seraina Boner
6. November 2022 | 18:00
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